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KREIS SCHWEINFURT
Landratswahl: Töpper schafft Sensationssieg
So sehen Sieger aus: Der künftiger Landrat Florian Töpper und SPD-Kreisverbandsvorsitzende Schweinfurt-Stadt, Kathi Petersen.
Foto: Holger Laschka | So sehen Sieger aus: Der künftiger Landrat Florian Töpper und SPD-Kreisverbandsvorsitzende Schweinfurt-Stadt, Kathi Petersen.
Von unserem Redaktionsmitgliedern Holger Laschka und Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 25.09.2012 12:04 Uhr

Der Landkreis Schweinfurt bekommt am 1. Februar 2013 einen neuen Landrat: Florian Töpper (SPD/Grüne) triumphierte am Sonntag völlig überraschend gegen Amtsinhaber Harald Leitherer (CSU). Eine Sensation ist das Resultat: Töpper holte 57,7 Prozent der Stimmen, Leitherer nur 42,3 Prozent. Allerdings lag die Wahlbeteiligung bei niedrigen 42,2 Prozent.

Das amtliche Endergebnis stand noch lange nicht fest, da gratulierte Leitherer seinem 33-jährigen Nachfolger in der Cafeteria des Landratsamts, die zum Wahlergebnis-Lokal umgebaut worden war. Töpper übernehme eine gute Mannschaft; Leitherer wünschte ihm viel Erfolg und reichte ihm die Hand. Er könne wissen, was in dem amtierenden Landrat vorgehe, sagte der Wahlsieger. „Ich bin froh, dass wir uns in die Augen sehen können.“ Er werde sich auch in Zukunft an ihn wenden. Gegenüber dieser Zeitung sagte Töpper, dass er den Erfolg nicht mit unfairen Mitteln errungen habe: „Ich habe keinen Krawallwahlkampf gemacht.“

Töpper bezeichnete die geringe Wahlbeteiligung als schade und widersprach möglichen Planspielen, auf eine möglichst geringe Wahlbeteiligung für seinen Erfolg gesetzt zu haben. „22 000 Stimmen kommen wohl nicht nur von unseren Stammwählern.“ Überrascht zeigte sich Töpper jedoch, dass er landkreisweit in fast allen Gemeinden die Mehrheit geholt hat. Leitherer konnte nur acht der 29 Gemeinden für sich gewinnen.

Der Trend setzte sich am Sonntagabend schon früh in Bewegung. Um 18.40 Uhr trudelten die ersten Ergebnisse ein, lautstark bejubelt von den rund 80 Prozent Töpper-Anhängern unter den 150 Anwesenden: Der Herausforderer holte 51,1 Prozent in Stadtlauringen und 63,0 Prozent in Üchtelhausen. Vor Überraschung wurde er kreidebleich. Schon zu diesem Zeitpunkt zog sich Amtsinhaber Leitherer immer wieder mit Vertrauten zu Gesprächen zurück. Auch CSU-Bezirksvorsitzender Gerhard Eck machte aus seinem flauen Gefühl kein Hehl mehr. Die Gesichter der kleinen CSU-Abordnung wurden immer länger.

Mit jedem Ergebnisausdruck einer Gemeinde, den Wahlleiter Paul Heuler hereinbrachte, wurde die Überraschung wahrscheinlicher. Da hatten die zahlreichen Jusos schon das Kommando übernommen und riefen jedes Töpper-Resultat jenseits der 50-Prozent-Marke laut in die Menge. Der größte Jubel brach aus, als die 72 Prozent aus Sennfeld bekannt wurden. Leitherer – ein kommunalpolitisches Schwergewicht in Bayern – sagte angesichts der sich abzeichnenden Niederlage lapidar: „Da kann ich wenigstens wieder mehr reisen.“

Um 19.15 Uhr wusste auch der Bezirkschef der CSU, dass er die nächsten Ergebnisse gar nicht mehr abzuwarten brauchte: Die Wahl war gelaufen. Eck sprach von einem „bitteren Ergebnis für unseren Landrat Leitherer und natürlich auch für die CSU“. Es werde deutlich, dass die Menschen nicht nur über Leistungsbilanzen abstimmten, sondern dass mehr in die Entscheidung einfließe. Die konsternierte CSU-Kreisvorsitzende Anja Weisgerber sagte: „Wir haben eine niedrige Wahlbeteiligung. Offenbar ist es dem Kandidaten Töpper gelungen, seine Wähler an die Wahlurnen zu bringen.“ Grünen-Kreistagssprecher Walter Rachle jubelte: „Das ist ein wunder-wunderschöner Tag für den Landkreis.“ Die Menschen würden keinen autoritären Stil mehr akzeptieren. Er wertete es als richtige Taktik, einen gemeinsamen rot-grünen Kandidaten zu präsentieren. Der hatte lächelnd, aber ansonsten verhalten die eingehenden Resultate verfolgt und erste Ovationen über sich ergehen lassen.

Als Paul Heuler das amtliche Ergebnis gegen 20.30 Uhr verlas, war die CSU-Prominenz längst nicht mehr im Saal. „Florian-Florian“-Rufe und eine La-Ola-Welle der Jusos. Unterbezirksvorsitzender Johannes Petersen: „Wir sind Landrat.“ Als die Gratulationscour und die Umarmungen beendet waren, fiel auch beim künftigen Landrat die Anspannung. Für den Lacher des Abend sorgte aber Wahlleiter Heuler, der Töpper die Erklärung für die Annahme zur Wahl aushändigte mit der Bitte, „sie ausgefüllt bei uns . . .“ – weiter kam er nicht.

Töpper nutzte die Gelegenheit, die Hand auszustrecken in Richtung Kreistags-CSU, die angesichts des Ergebnisses keine Mehrheit mehr hat – ebenso wie Töpper „Wir müssen und werden zusammenarbeiten, um das Beste für den Landkreis zu erreichen.“

So sehen Verlierer aus: CSU-Bezirksgeschäftsführer Gerhard Schmitt, Staatssekretär Gerhard Eck, Wahlverlierer Harald Leitherer und CSU-Kreisvorsitzende Anja Weisgerber (von links).
Foto: Holger Laschka | So sehen Verlierer aus: CSU-Bezirksgeschäftsführer Gerhard Schmitt, Staatssekretär Gerhard Eck, Wahlverlierer Harald Leitherer und CSU-Kreisvorsitzende Anja Weisgerber (von links).
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  • A. M.
    Das wurde richtig Zeit. Das "S" in CSU steht halt mittlerweile viel zu wenig für sozial.
    Und Florian ist derjenige, der hier einfach viel mehr Vertrauen geschafft hat, als Herr Leitherer... welchen ich übrigens auch kaum irgendwo bürgernah gesehen habe. Fleiß zahlt sich aus.
    Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg für unseren 98er AvHler grinsen
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  • F. W.
    richtig was unser neuer Landrat sagt. Das beste erreichen für unseren Landkreis und Mainfranken.
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    Wieder hat der schwarze Filz eine Person verloren. Herr Leiterer und Herr Gerhard Eck mauscheln doch schon seit Jahren die Entscheidungen im Kreis Schweinfurt. Alle Prestigeobjekte wurden von den Beiden und den Filz in München durchgewunken. Endlich mal frischer Wind das schadet nichts.
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  • M S.
    laufen im Landratsamt jetzt die Papiershredder auf Hochtouren ? nach so langer Zeit, gibt es bestimmt einiges an Akten, die nicht für die Blicke der anderen Partein bestimmt sind !!!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    waren in meiner Jugend ungefähr so spannend wie in der DDR.
    Dass hier ein fast ewig währender Block der Schwarzen auseinander gebrochen werden konnte ist schon eine Sensation.
    Ein frischer Wind in einem Landratsamt, das seit Beginn in der Hand einer Partei war, kann auf jeden Fall nicht schaden.
    Ich hoffe, dass der Neue Prioritäten setzen kann, die die Lebensqualität aller Landkreisbewohner verbessen.
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    Dingolshausen:
    Abgegebene Stimmen: 425
    Gültige Stimmen: 451
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