
An diesem Sonntag feiert Landrat Eberhard Nuß seinen 65. Geburtstag – ganz privat, mit der Familie und weg von zuhause. Nicht, weil Nuß an diesem Tag niemanden sehen will. Sondern, weil er vor einem Jahr schon eine Reise gebucht hat. Erst als die Bergtheimer Musikanten vor vier Wochen angefragt haben, wann sie das Ständchen spielen dürfen, fiel ihm ein: „Mensch, da hab' ich ja Geburtstag.“
Frage: Zum 65. Geburtstag werden Sie viele Glückwünsche bekommen. Was bedeutet für Sie Glück?
Eberhard Nuß: Glück bedeutet mir viel. Glück und Gesundheit sind das Wichtigste im Leben. Ich bin ja ein christlicher Mensch und dem Herrgott sehr dankbar, dass ich gesund bin. Ich bete auch dafür, weil ich weiß, Glück und Gesundheit – das ist alles nicht selbstverständlich.
Und was sind Ihre persönlichen Glücksmomente?
Nuß: Dass ich mit 58 noch einmal Vater geworden bin, das ist freilich ein Glücksfall. Dann hatte ich Glück, dass ich Landrat geworden bin. Und vor allem habe ich Glück, dass ich gesundheitlich so fit bin.
Was ist denn Ihr größter Wunsch zum 65. Geburtstag?
Nuß: Gesund bleiben. Denn mein Job, den ich wahnsinnig gerne mache, ist ja nicht ganz stressfrei. Vieles ist auch selbst verursacht, weil ich viel unterwegs bin. Ich suche eben gerne den Kontakt zu den Menschen. Das geht manchmal soweit, dass mich Leute ansprechen, „Herr Landrat, ich kenn' Sie aus der Zeitung“. Dann antworte ich immer: Meine Frau auch.
Die 65 Jahre sieht man Ihnen gar nicht an. Sie sind geistig fit, körperlich sowieso. Wie machen Sie das?
Nuß: Um die körperliche Fitness zu erhalten, treibe ich viel Sport. Ich fahre Fahrrad, laufe oft und fahre gerne Ski. Und ich habe das Glück, dass wenn ich abends nach Hause komme meine Tochter mit dem Fahrradhelm neben mir steht, mich anschaut und einfach nur sagt: „Papa!“ Dann weiß ich, dass ich mich nicht aufs Kanapee legen kann. Ich laufe auch nebenher, wenn's Töchterle Skateboard fährt. Da bleibe ich in Bewegung. Ich laufe ja auch beim Firmenlauf mit. Sport ist mir schon wichtig.
Haben Sie Angst vor den Wehwehchen des Alters?
Nuß: Nein. Ich habe letztes Jahr sehr intensiv mit dem Thema Alter und Lebensende gelebt und von Februar bis Oktober täglich meinen Vater im Seniorenheim am Hubland besucht – und das Altern in allen Varianten mitbekommen. Mein Vater hat auf seine letzten Tage sogar noch mal einen Damenchor gegründet. Gesund muss ich bleiben, das ist das Wichtigste. Dann macht auch das Alter Spaß.
Mit 65 Jahren, da ist die Rente nicht mehr weit. In zwei Jahren ist es bei Ihnen soweit. Wie haben Sie sich denn das Leben als Rentner so vorgestellt? Oder denken Sie noch gar nicht daran?
Nuß: Natürlich denke ich daran. Aber sagen wir mal so: Bis zum 30. April 2020 mache ich meinen Job zu 100 Prozent. Mit Freude – und ich höre dann mit Freuden auf.
Und was kommt dann?
Nuß: Schau mer mal! Ich möchte dann auf jeden Fall keine Pflichten mehr haben. Vokabeln lernen mit meiner Tochter könnt ich mir zum Beispiel gut vorstellen.
Das hält auf jeden Fall fit. Kommunalpolitisch oder ehrenamtlich haben Sie keine Ambitionen mehr?
Nuß: Nein. Als Christ glaube ich an ein Leben nach dem Tod. Und als Mensch sage ich, es gibt auch ein Leben vor dem Tod. Und das möchte ich ab Mai 2020 mit mehr Zeit für meine Familie genießen.
Sie haben überhaupt keine Angst davor, in ein Loch zu fallen?
Nuß: Nein, überhaupt nicht.
Aber Sie wissen schon, dass Sie dann kein Vorzimmer und keinen Fahrer mehr haben?
Nuß: Das ist mir schon bewusst. Ganz im Sinne von Gustav Heinemann gilt auch für mich: Man muss gehen, wenn man gehen kann.
In zwei Jahren frage ich Sie dann auch, ob Sie jetzt gehen können.
Nuß (lacht): Mit Sicherheit kann ich das.
Was ist denn Ihr Plan für die nächsten zwei Jahre?
Nuß (steht auf und holt einen Zettel): Der Bau des Nordbades liegt mir sehr am Herzen. Die Sanierung der Förderschulen. Für mich ganz wichtig, die ÖPNV-Verbunderweiterung. Wenn die nicht bis 2020 gelingt, fahre ich eben als Rentner von Tauberrettersheim zum Kreuzberg und kann dann wenigstens eine Maß Bier trinken. Die Reaktivierung der Mainschleifenbahn. Die Senioreneinrichtungen in Bergtheim und Uettingen. Und, dass mit der Sanierung der Main-Klinik begonnen wird. Was für mich persönlich eine große Rolle spielt, ist der Radweg Randersacker-Theilheim und die Birnbaumallee in Oberpleichfeld.