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LESERANWALT
Ein Plädoyer für Transparenz
Detlef Schönen, Ombudsmann der NRZ mit Chefredakteur Manfred Lachniet       -  Die nebenstehende Kolumne greift einen Beitrag von Detlef Schönen (links) auf. Seine Zeilen beziehen sich auf das 14. Treffen der Vereinigung der Medien-Ombudsleute. Das Foto, mit Genehmigung entnommen aus der NRZ (Neue Ruhr Zeitung), zeigt den Ombudsmann zusammen mit Chefredakteur und Zeitungsgründer.           Foto: Stefan Arend
| Die nebenstehende Kolumne greift einen Beitrag von Detlef Schönen (links) auf. Seine Zeilen beziehen sich auf das 14. Treffen der Vereinigung der Medien-Ombudsleute.
Anton Sahlender
Anton Sahlender
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:32 Uhr

"Wider den bösen Verdacht“. So hat mein Kollege Detlef Schönen, Medien-Ombudsmann der NRZ (Neue Ruhr Zeitung, Essen), zuletzt eine treffliche Kolumne überschrieben. Gerne zitiere ich daraus. Es geht darin um den Vorwurf der Manipulation und darum, wie man ihm begegnen kann. Mit seinem Beitrag gibt Schönen auch einen Einblick in das, was die Vereinigung der Medien-Ombudsleute (VDMO) vor wenigen Tagen bei ihrem 14. Treffen beim Hamburger Abendblatt intensiv beschäftigt hat.

 

Bekenntnis zu Fehlern

Schönen gesteht, was niemand leugnen kann: Journalisten und Medien machen Fehler, ebenso deren Ombudsleute.  Deshalb bezieht er sich auf den Medien-Wissenschaftler Horst Pöttker, der folgerichtig gesagt hat, dass Fehleranfälligkeit grundlegend für Journalismus ist und der es deshalb für wichtig hält, dass man sich zu Fehlern bekennt und sie korrigiert.

 

Unkenntnis über mediales Handwerk

Was einfach klinge, stoße in der Praxis auf Probleme, erkennt Schönen. Zunehmend sehen sich Medien dem Vorwurf ausgesetzt, manipulieren zu wollen. Eine Unterstellung, die auch aus Unkenntnis über mediales Handwerk resultiere. Damit, was dem entgegenzusetzen ist, haben sich die Ombudsleute in Hamburg beschäftigt. Mit Fehler sei mehr gemeint als lässliche Irrtümer. Die Bandbreite dessen, was Medien vorgehalten werde, wachse: Sie fälschen Bilder, betreiben Propaganda für die Regierung oder gleich für ein Weltbild („Linkspresse“).

 

Das Problem mit anderen Meinungen

Und der Ton werde aggressiver. Von hasserfüllten Mails und sogar von Drohungen berichten Kollegen. Die Initiative Tageszeitung, ein Weiterbildungsträger für Journalisten, arbeitet an einem Seminar, das basierend auf Empfehlungen der Staatsanwaltschaft Köln Hintergründe und Handlungstipps aufzeigen will. „Es ist nicht verkehrt, den Rechtsstaat an dieser Stelle zu nutzen“, sagt Professor Pöttker. „Aber auch diesseits der Strafbarkeit, gibt es merkliche Verschiebungen“, schreibt Schönen. „Wir stellen fest, dass manche Leute ein Problem damit haben, überhaupt andere Meinungen zuzulassen“, sagt Dr. Burkhard Nagel, Qualitätsmanager der Tagesschau in der ARD, Vortragsgast der VDMO-Tagung.

 

Das Wissen um den Wert überprüfter Nachrichten

Wie aber kann man einen Dialog führen mit jemandem, der Debatte mit Machtkampf verwechselt und Google mit Recherche? „Die Inszenierung einer alternativen Wirklichkeit ist das eine Problem, das bröckelnde Wissen über Journalismus das andere. <…> Selbst unter jungen Akademikern bleiben Tagesschau und Tageszeitung überwiegend ungenutzt.“

Das bedeute nicht, dass junge Menschen nachrichtenfrei leben. Die Gefahr bestehe vielmehr darin, dass eine Kulturtechnik verloren gehe, die der Kitt des gesellschaftlichen Zusammenhalts ist: das allgemeine Wissen um den Wert überprüfter Nachrichten und der Meinungstoleranz. Dieses Wissen muss Formate, Kanäle und Gewohnheiten überdauern. So schreibt es Schönen.

 

Das geht nicht nur Journalisten an

Wie es gelingen kann, dieses Wissen zu erhalten und zu verbreiten? Durch Transparenz! Das heißt, das eigene Tun wieder und wieder zu erklären und auf den Prüfstand zu stellen. In der Zeitung, klar, im Dialog, sicher, vor allem aber frühzeitig, in den Schulen. Was eine Nachricht zur Nachricht macht, dieses Wissen geht nicht nur Journalisten an.

Ich füge hinzu, Transparenz ist längst zur Aufgabe des Journalismus geworden. Medien-Ombudsleute sehen sich als eine Instanz, die dabei vorangeht. Auch mit der Bereitschaft, in Schulen zu gehen.

Ich danke dem Kollegen Detlef Schönen von der NRZ für seinen Beitrag.

Hier erreichen Sie mit einem Klick seine gesamte Kolumne "Wider den bösen Verdacht"

Frühere Leseranwalt-Kolumnen zu diesem Thema:

"Transparenz, Baustein für Glaubwürdigkeit" (2017)

"Eingestehen, wo das Wissen des Journalisten endet" (2017)

"Trotz Kürzung, der Kern der Nachricht blieb" (2018)

"Transparenz für das redaktionelle Konzept" (2018)

"Pressefreiheit und das Vertrauen" (2017)

"Das Bekenntnis zu Fehlern in der Zeitung" (2016)

"Von eigenen und fremden Fehlern ..." (2012)

"Fehler in der Zeitung dürfen nicht zu unvermeidlichen Zeiterscheinungen werden" (2014)

"Wenn Schreibfehler Zweifel an der Seriosität des Journalismus aufkommen lassen" (2012

"Ombudsleute helfen Lesern, die Presse zu demystifizieren" (2012

"Deutscher Presserat misst Medien-Ombudsleuten große Bedeutung bei" (2013)

Alle Leseranwalt-Kolumnen finden sie frei zugänglich unter www.mainpost.de/leseranwalt

Anton Sahlender, Leseranwalt der Main-Post und Vorsitzender der VDMO e.V.

 
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