Das schreibt ein Leser. Es gibt andere, die schneiden monatelang Richtstellungen aus und schicken sie aufgeklebt an die Redaktion oder an mich. Das schmerzt.„Warum finden wir in der Tageszeitung derzeit so unsäglich viele Fehler, fehlende Worte oder Silben oder unvollständige Sätze? Werden die Entschuldigungen und Richtigstellungen tägliche Lektüre?
Fehler werden unübersehbar richtiggestellt
Und trotzdem: Richtigstellungen müssen Lektüre bleiben. Meine Begründung dafür ist keine Rechtfertigung: Es sind eine Menge Texte und Seiten, die täglich redaktionell gefüllt werden. Alles in allem - mit wechselnden Lokalteilen - mehr als 120, wenn auch in einer Ausgabe meist nur 32 davon zu sehen sind. Es gibt keine Statistik, ob die Zahl der Fehler im Zeitenlauf zugenommen hat. Einen Grund gibt es aber dafür, warum sie besonders auffallen: Es ist die Kolumne „So ist´s richtig“. Die gab es nicht immer. Darin stellt die Redaktion unübersehbar Fehler oder falsche Inhalte richtig – nicht jeden Buchstabendreher.Da ist es in der Online-Welt einfacher. Veröffentlichte Fehler lassen sich im Nachhinein leicht korrigieren. Das fällt weniger auf als die Korrekturkolumne der gedruckten Zeitung. Aber genau müssen zuweilen auch im Online-Journalismus Änderungen ebenfalls deutlich gemacht werden, eben damit die Korrektur auffällt. Es dürfen keine falschen Informationen im Umlauf bleiben.
Die Kolumne soll heilsam sein
Die Korrektur-Kolumne in der Zeitung, obwohl in der Branche empfohlen, pflegen nicht alle Medien. Sie sorgt eben nicht nur für Korrektheit, sondern auch für Aufmerksamkeit. Aber sie soll heilsam sein, das heißt, sie soll vor Fehlern schützen. Schreibt doch der Leser hoffnungsvoll:Ich füge für alle Freundeskreise hinzu, dass die Anforderungen an Redakteure sich seit Jahren im Wandel befinden. Technische Veränderungen sind an der Tagesordnung. Es ist mehr als nur gedruckte Zeitung zu bedienen, auch digitale Übermittlungswege mit vielfältigen Darstellungsformen. Hinzu kommt erhöhter Zeitdruck durch die Konkurrenz mit schnelleren Medien.„Es wäre wirklich schön, wenn es hier eine Abhilfe gäbe, denn auch in unserem Freundeskreis wird schon täglich gelästert.“
Der Chefredakteur, der sich grün und blau ärgert
Gerne zitiere ich aus einem Vortrag des Chefredakteurs der Wochenzeitung „Zeit“, Giovanni di Lorenzo, der im Zusammenhang mit der Glaubwürdigkeit von Medien gesagt hat:Ich bekenne mich zur Hoffnung. dass man einem so bekannten Chefredakteur sein fast philosophische Bekenntnis zu Fehlern leichter abnimmt, als mir mein wiederholtes Bemühen um Erklärungen und alle meine Versprechen, der Besserung.„Ich selbst ärgere mich über Fehler grün und blau, besonders über meine eigenen, und natürlich auch über die meiner Redaktion. Fehler sind blöd, ärgerlich, aber leider unvermeidlich. So sehr man sich auch müht: Wer macht, macht Fehler. Und wer Fehler macht, sollte sich dazu bekennen und dafür entschuldigen. Keinem Chefredakteur, keiner Sendung oder Redaktion bricht dadurch ein Zacken aus der Krone. Im Gegenteil: Nichts wirkt wahrhaftiger als das Bekenntnis, trotz es großen Bemühens, alles richtig zu machen, versagt zu haben.“
Ich habe in meiner Eigenschaft als Leseranwalt gar oft über Fehler geschrieben,
vor mehr als einem Jahr, dass Fehler nicht zu unvermeidlichen Zeiterscheinungen werden dürfen.
Oder weitere Veröffentlichungen:
Hier ein Überschriftenfehler
Hier über eine Fehlersammlerin
Hier über das Melden von Fehlern
Hier über die Frage nach der Seriosität, die nach Fehlern gestellt werden kann
Hier über die Fehlerperspektive der New York Times
Hier über geneigte und abgeneigte Leser
Das ist nur eine Auswahl meiner Beiträge zu Fehlern. Ich habe in den Jahren seit 2004 noch mehr geschrieben. Sie können unter dem Stichwort "Fehler" auf mainpost.de gewiss noch mehr finden.
Anton Sahlender, Leseranwalt