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Basketball: Bundesliga
Paukenschlag bei den Würzburg Baskets: Wolfgang Heyder wird neuer Gesellschafter – und nicht nur er
Der erfahrene Basketball-Manager wurde mit Bamberg sechsmal deutscher Meister. Jetzt will er helfen, den unterfränkischen Bundesligisten groß zu machen. Das ist seine Vision.
Der erfahrene Basketball-Manager Wolfgang Heyder wird neuer Gesellschafter des Bundesligisten Würzburg Baskets.
Foto: Daniel Biscan | Der erfahrene Basketball-Manager Wolfgang Heyder wird neuer Gesellschafter des Bundesligisten Würzburg Baskets.
Natalie Greß
 und  Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 15.07.2024 20:08 Uhr

Wie im Takt eines dribbelnden Basketballs sorgen die Würzburg Baskets derzeit für Schlagzeilen. Auf dem Parkett mit der bisher erfolgreichsten Saison ihrer Geschichte, die den Tabellenvierten sogar zu einem Kandidaten um die deutsche Meisterschaft macht. Auf dem Trainerposten mit der Vertragsverlängerung von Headcoach Sasa Filipovski bis 2027. Und nun auch in der Führung mit einem Paukenschlag.

Der Bundesligist wird ab sofort mit einem erfahrenen Basketball-Manager zusammenarbeiten: Wolfgang Heyder kündigt im Gespräch mit dieser Redaktion seinen Einstieg als Gesellschafter bei den Baskets an. Dazu kehrt Christian Schenk als solcher zurück, nachdem er bereits von 2020 bis 2022 Gesellschafter gewesen war. Außerdem wird Geschäftsführer Steffen Liebler neuer Gesellschafter. Zusammen mit Jochen Bähr und Jürgen Meissner werden somit in Kürze diese fünf die Eigentümer des Klubs sein. 

Heyder wird ab sofort seine Expertise im Bereich Nachwuchsarbeit in Würzburg einbringen. Erst am 7. März hatte der 67-Jährige, der in Litzendorf (Lkr. Bamberg) wohnt, bekannt gegeben, dass er sich nach knapp vier Jahren als Nachwuchskoordinator beim Würzburger Bundesliga-Konkurrenten Bamberg Baskets zurückzieht. Dort war er 15 Jahre lang Geschäftsführer gewesen und hatte sechs Meisterschaftstitel und drei Pokalsiege gefeierte.

Zeichnet sich nun eine Wachablösung im fränkischen Basketball ab? Auch diese Frage beantwortet Heyder im exklusiven Interview mit dieser Redaktion.

Herr Heyder, täuscht der Eindruck oder sind Sie auch mit 67 Jahren noch ein rastloser Mensch?

Wolfgang Heyder: (lacht) Ich bin immer noch viel unterwegs und habe einige Aufgaben und Ämter. Eine Schwäche von mir ist, dass ich schlecht Nein sagen kann.  

Obwohl Sie zu zwei runden Geburtstagen jeweils ein großes Schild mit der Aufschrift 'Nein' geschenkt bekommen haben, wie Sie uns 2019 in einem Interview erzählten.

Heyder: So war das, ja. Aber besonders, wenn es um Basketball geht, bin ich eben auch leicht zu begeistern. Wobei ich vereinzelt auch mal was aufgegeben habe.  

Erst im März haben Sie als Nachwuchskoordinator bei den Bamberg Baskets aufgehört – um wenige Wochen später nun bei den Würzburg Baskets anzuheuern. 

Heyder: Das eine hängt nicht mit dem anderen zusammen. In Bamberg, das lief drei Jahre top. Die Nachwuchsarbeit war auf einem sehr guten Weg, sie war auch sehr zeitintensiv. Ich war dafür bestimmt 20 Stunden in der Woche im Einsatz, ehrenamtlich. Dann kam Anfang der Saison der Gesellschafterwechsel. Da war mir schnell klar, dass die GmbH für mich keine Rolle mehr vorgesehen hatte. So wusste ich auch schon im Oktober, dass das in Bamberg zu Ende geht. Ich wollte es nur noch anständig abschließen.

Wer hat Sie nach Würzburg gelockt?

Heyder: Jochen Bähr hat mich immer mal wieder gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei den Baskets mitzuhelfen. Als Vizepräsident im Bayerischen Basketball-Verband, zuständig für Jugend und Leistungssport, komme ich seit einem guten Jahr regelmäßig für Absprachen mit den mischfinanzierten Trainern nach Würzburg. Konkreter wurden die Anfragen auch von Steffen Liebler dann aber erst vor ein paar Wochen.

Wobei konkret sollen Sie helfen?

Heyder: Es geht vor allem darum, die Jugend- und Nachwuchsleistungsarbeit neu aufzustellen. Und dann gab es noch ein Angebot, das mich sehr geehrt hat. Ich wurde gefragt, ob ich im Sommer auch als Gesellschafter einsteigen möchte. 

Und? Nehmen Sie das Angebot an?

Heyder: Ich habe zugesagt, ja. Wenn ich helfen kann, dann möchte ich auch Verantwortung übernehmen. 

Sie sagten mal: "Ich bin ein Entscheider, kein Beisitzer."

Heyder: Dazu stehe ich immer noch. Wobei Verantwortung übernehmen nicht unbedingt heißen muss, operativ tätig zu sein. 

Gesellschafter Jochen Bähr (rechts) und Geschäftsführer sowie Neu-Gesellschafter Steffen Liebler (links) lockten Wolfgang Heyder zu den Würzburg Baskets. 
Foto: Daniel Biscan | Gesellschafter Jochen Bähr (rechts) und Geschäftsführer sowie Neu-Gesellschafter Steffen Liebler (links) lockten Wolfgang Heyder zu den Würzburg Baskets. 
Das heißt, operativ wird Alex King als Nachwuchskoordinator die ausführende Kraft bleiben?

Heyder: Alex wird ein wichtiger Faktor sein. Und es wird noch ein hauptamtlicher Trainer dazukommen. 

Wie wird Ihre Rolle sein?

Heyder: Ich werde erst mal als Überzeugungstäter unterwegs sein und viele Gespräche führen, um möglichst viele Menschen mitzunehmen auf dem Weg, den wir gehen wollen.

Sie haben immer davon geträumt, ein großes Basketball-Nachwuchsleistungszentrum aufzuziehen, um eine junge Bundesliga-Mannschaft mit identitätsstiftenden Talenten auszubilden. Eine Vision für Würzburg?

Heyder: Durchaus. Ich habe auch immer schon gesagt, dass Würzburg ein toller Basketball-Standort ist. Was Steffen Liebler hier während der Corona-Zeit mit wenig Geld um- und aufgebaut hat, nötigt mir viel Respekt ab. Die Baskets sind eine junge, schlagkräftige Organisation mit einer Startup-Mentalität und einem Trainingszentrum, in dem vom Geschäftsführer über die Headcoaches und Jugendtrainer, von der Halle über den Kraftraum bis zur Physiotherapie alles unter einem Dach ist. Auch personell arbeiten die Baskets mit Sasa Filipovski als Headcoach und Kreso Loncar als Sportdirektor mit riesigem Knowhow und Netzwerk auf hohem Niveau. Und dass im aktuellen Profikader mit Felix Hoffmann, Maximilian Ugrai, Julius Böhmer und Elijah Ndi vier Eigengewächse stehen, ist natürlich genial identitätsstiftend. Das gibt es kaum an einem anderen Standort. Jetzt muss auch die neue Halle kommen. Das ist die Grundlage für Nachhaltigkeit. 

Wie sollte Ihrer Meinung nach ein Basketball-Bundesligist in der Nachwuchsarbeit optimal aufgestellt sein?

Heyder: Ich halte drei Säulen für wichtig: Talentidentifikation, Talententwicklung und Trainingssteuerung mit einem Schwerpunkt auf der athletischen Ausbildung.

Stichwort Talentidentifikation. Was genau stellen Sie sich darunter vor?

Heyder: Es geht darum, Basketball in der Breite zu stärken. Je mehr Kinder Basketball spielen, desto mehr Talente können wir sichten, identifizieren und dann ausbilden. Wir brauchen dafür mehr Mini-, mehr U12- und U14-Mannschaften im Bezirk Unterfranken, die in den Wettbewerb miteinander gehen. Noch zentriert sich hier alles auf zwei Vereine: die TG Veitshöchheim und die TG Würzburg. Bamberg und Umfeld sind da im Vergleich mit 55 Mini-Mannschaften hervorragend aufgestellt.

"Was Sasa Filipovski hier sportlich geschafft hat, davor kann ich nur den Hut ziehen."
Wolfgang Heyder, neuer Gesellschafter der Würzburg Baskets
Was ist wichtig, um die Talente dann zu entwickeln?

Heyder: Aus meiner Sicht wäre ein Gesamtkonzept ideal. Im besten Fall so gesteuert, dass die Spielphilosophie von der Profimannschaft nach unten durchgegeben wird.

Ist diese Durchlässigkeit nicht schwierig in einer Sportart, in der Trainer recht häufig wechseln und die Spieler oft kaum länger als eine Saison bei einem Klub bleiben? Eine Spielphilosophie erfordert doch eine gewisse Kontinuität des Personals.

Heyder: Das ist eine sehr berechtigte Frage. Es gibt Vereine, bei denen das gut klappt wie Rasta Vechta oder Alba Berlin. Womit ich Ihnen recht gebe: Das Konzept darf nicht vom Headcoach abhängig sein. Im Prinzip muss sich der Verein eines geben. Es kann auch von Jugendtrainern entwickelt werden und erst von der ProB nach unten durchgegeben werden. Aber die Inhalte sollten nicht komplett von denen der Profimannschaft abweichen. 

Die Würzburg Baskets sind sportlich aktuell so erfolgreich wie nie. Die Bamberg Baskets trauern gerade eher ihren Erfolgen der vergangenen 20 Jahre hinterher. Zeichnet sich eine Wachablösung im fränkischen Basketball ab – auch in Bezug auf Ihren Wechsel?

Heyder: Ach, das würde ich so nicht sehen. Aber was Sasa Filipovski hier sportlich geschafft hat, davor kann ich nur den Hut ziehen. Im Verhältnis hat Würzburg ja weit weniger Budget als Bamberg.

Also hat Würzburg Bamberg überholt, und zwar nicht nur in der Tabelle?

Heyder: Das ist eine Momentaufnahme, mit hoher sportlicher Kompetenz in Würzburg. Wenn Anton Gavel im nächsten Jahr etwas Ähnliches schafft wie Sasa Filipovski, dann kann es auch in Bamberg wieder gut nach oben gehen. 

Ein deutscher Basketball-Meister Würzburg – nur Fantasterei oder bald Realität, was denken Sie?  

Heyder: Das ist schon eine große Vision...

In Bamberg haben Sie das ja auch sechsmal geschafft. 

Heyder: Damals waren die Umstände zum Teil sehr andere. Aber wenn es in Würzburg so gut weitergeht und wir in den nächsten Jahren noch mehr grundlegende Strukturen für die Breite und den Nachwuchs entwickeln, dann wird das auch Sponsoren anziehen und erfolgreich sein. Davon bin ich hundertprozentig überzeugt.

Baskets gastieren in Göttingen

Am Sonntag müssen die Würzburg Baskets um 15.30 Uhr auswärts bei der BG Göttingen antreten. Den Niedersachsen gelang am Ostermontag ein knapper 75:73-Heimerfolg gegen die Basketball Löwen Braunschweig. Durch den achten Saisonerfolg haben sich die "Veilchen" der gröbsten Abstiegssorgen entledigt.
Wenn die Baskets, die aktuell Tabellenvierter sind, ihre Position bis zum Start der Play-offs halten wollen, ist die Partie beim 14. der BBL eine Pflichtaufgabe. Nach der Niederlage von Rasta Vechta gegen die Telekom Baskets Bonn am vergangenen Wochenende haben die Domstädter wieder zwei Siege Vorsprung auf die Ränge fünf und sechs.
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