Es war ein gut gehütetes Geheimnis. Selbst in den normalerweise gut informierten Fan-Foren oder auf den üblichen Social-Media-Kanälen hatte die Nachricht vorab nicht die Runde gemacht. Sie wurde den 3140 Zuschauerinnen und Zuschauern exklusiv in der ausverkauften tectake Arena am Karsamstag unmittelbar vor Spielbeginn der Partie der Würzburg Baskets gegen die Tigers Tübingen verkündet. Cheftrainer Sasa Filipovski bindet sich bis 2027, also für die kommenden drei Spielzeiten, vertraglich an den hiesigen Basketball-Bundesligisten.
Der Hallensprecher hatte die Nachricht noch gar nicht vollständig ausgesprochen, da brandete bereits orkanartiger Beifall auf den Rängen auf, der die altehrwürdige Halle in ihren Grundfesten erschütterte. Der Slowene nahm die stehenden Ovationen der Anhänger sichtlich gerührt entgegen, ballte beide Fäuste in den Himmel und applaudierte einmal ringsum ins Publikum.
"Es war ein toller Moment, vielen Dank an die Fans. Ich fühle mich großartig hier, habe ein fantastisches Team um mich herum. Nur wenn man so fühlt, kann man auch gute Arbeit abliefern. Es war natürlich auch eine emotionale Entscheidung. Aber du lebst auch wegen dieser Emotionen", sagte Filipovski nach dem 96:81 (51:42)-Erfolg seiner Mannschaft, dem neunten Heimsieg dieser Saison, mit dem die Würzburger Rang vier in der Tabelle festigten. Von Beginn an hatten sie gegen Tübingen wie beflügelt von der Vertragsverlängerung ihres Trainers gewirkt.
Filipovskis offene Art kommt gut an
Die Wertschätzung für den 49-Jährigen in der Domstadt könnte kaum größer sein. Im Dezember 2021 übernahm er die Baskets auf dem letzten Tabellenplatz, kassierte während der damaligen Corona-Wirrungen zunächst sechs Niederlagen in Serie, um dann eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte zu schreiben.
Am Ende seines ersten Halbjahres hatte der Klub die beste Rückrunde seiner Geschichte gespielt. Vergangene Saison landete er entgegen aller Abstiegsprognosen der Experten im gesicherten Mittelfeld. Und aktuell kämpfen die Baskets auf Platz vier in der Liga liegend sogar um das Heimrecht in der ersten Play-off-Runde.
Doch es ist nicht nur der sportliche Erfolg, der Filipovski die Herzen der Anhänger zufliegen lässt. Mit seiner offenen, umgänglichen Art und seinem stets respektvollen Umgang hat er sich viele Sympathien erworben. Wer Filipovski nach dem Tübingen-Sieg zusammen mit seinen Spielern ausgelassen vor dem Fanblock feiern und tanzen sah, spürte das besondere Verhältnis zu Mannschaft, Klub und Umfeld.
Geschäftsführer Steffen Liebler ist stolz
Nun also die Weiterverpflichtung für die kommenden drei Jahre, die auch Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler durchaus mit Stolz erfüllt: "Ich glaube, wir haben den Moment genutzt. Für uns war immer klar, dass ein Verbleib von Sasa höchste Priorität hat, auch, um vorzeitig die Planungen vorantreiben zu können. Dass er jetzt zugesagt hat und nicht wartet, bis weitere Angebote kommen, ist natürlich eine super Sache für uns und ein Zeichen, dass wir die letzten Wochen und Monate gute Arbeit geleistet haben."
Filipovski hatte mit seinem erfolgreichen Wirken natürlich auch Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz geweckt. So sollen unter anderem die Liga-Konkurrenten aus Ludwigsburg und Oldenburg die Fühler nach dem Slowenen ausgestreckt haben. Auch aus seiner Heimat lag wohl ein Angebot für eine Rückkehr vor. Letztlich aber entschied er sich frühzeitig für einen Verbleib in Würzburg. Er habe mit einigen Klubs gesprochen, bestätigte Filipovski, "aber ich möchte hier etwas aufbauen. Ich bin jetzt seit 30 Jahren Trainer und war oft genug Feuerwehrmann woanders, um dort die Welt zu retten. Ich weiß, was ich im Leben will", so Filipovski.
Das Umfeld der Baskets ist aufgewacht
Dass am Ende aber nicht nur die Restaurants und Parkanlagen Würzburgs, die Filipovski gerne erwähnt, um die Lebenswertigkeit Würzburgs zu betonen, den Ausschlag für die Vertragsverlängerung gaben, machte er allerdings auch klar: "Ohne Geld kann man nicht spielen." Die sich abzeichnenden, deutlich verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Klubs dürften also zweifellos auch eine entscheidende Rolle bei Filipovskis Entscheidung pro Baskets gespielt haben.
Wie berichtet, steht der Klub unmittelbar vor der Einigung mit einem neuen Namenssponsor. Und auch die maßgeblichen Partner haben den Baskets für die kommenden drei Spielzeiten ihre Unterstützung bereits zugesagt und teilweise ihr finanzielles Engagement deutlich ausgeweitet.
Filipovski lobt den ganzen Klub
"Zwei Jahre habe ich versucht, den Klub zu pushen. Nun sehe ich, dass die Stadt, das Umfeld, die Sponsoren aufgewacht sind und uns unterstützen. Würzburg liebt Basketball. Jochen und Jürgen (Bähr und Meißner, die neuen Gesellschafter seit Saisonbeginn, Anm. d. Red), die gesamte Marketing-Abteilung, alle im Klub haben unglaublich hart gearbeitet", lobt Filipovski die Anstrengungen im Hintergrund. Zugleich warnt er aber vor überzogenen Erwartungen: "Wir haben nun eine Vision, ein stabiles Budget und können drei Jahren planen. Aber wir stehen erst am Anfang, dürfen nicht zu hoch fliegen, sondern müssen weiter Schritt für Schritt gehen." Das Haus sei errichtet, so Filipovski: "Jetzt müssen wir das Dach draufsetzen, denn ein Starkregen kann das Haus wieder zerstören." Dazu zähle auch, einen Teil der Leistungsträger zu halten, um nicht wieder eine komplett neue Mannschaft aufbauen zu müssen.
Denn die Ziele für die Zukunft werden ambitionierter, daraus machte Filipovski keinen Hehl: "Wir wollen ein Klub werden, der um die Play-offs kämpft. Und der nächste Schritt wäre dann Europa." Von der Teilnahme an der Champions League sprach Filipovski ganz konkret. Und dem Wunsch, den seit Jahren diskutierten Bau einer Multifunktionsarena in Würzburg endlich zu realisieren: "Es wurde genug geredet, jetzt gilt es, dieses Thema anzupacken und zu machen."