Es gibt vermutlich undankbarere Momente, um sein Comeback zu feiern. Als Julius Böhmer am vergangenen Freitag im Franken-Derby gegen die Bamberg Baskets nach langer Verletzungspause erstmals wieder das Parkett der mit 3140 Zuschauerinnen und Zuschauern ausverkauften tectake-Arena betreten durfte, hatten ihn die Anhänger der Würzburger Erstliga-Korbjäger mit stehenden Ovationen lautstark willkommen geheißen.
Die Partie war da beim Stand von 89:53 längst entschieden, das Baskets-Eigengewächs konnte ohne großen Druck wieder die Bundesliga-Atmosphäre aufsaugen und genießen. "Es ist ein super Gefühl, ich kann es eigentlich immer noch gar nicht beschreiben. Es ist einfach großartig, wieder auf dem Feld zu stehen. Es war ein richtiges Basketball-Fest, die Stimmung war einfach nur geil", blickt der 22-Jährige auf den 104:65-Kantersieg gegen die Oberfranken zurück. "Ich freue mich einfach für ihn. Julius hat hart dafür gearbeitet. Ich bin mir sicher, dass er uns in dieser Saison noch wichtige Impulse geben kann", sagt Baskets-Chefcoach Sasa Filipovski, der mit dem Rückkehrer nun zusätzliche Optionen in der bisher eher kurzen Team-Rotation, gerade auf den deutschen Positionen, hat.
Neun Monate hatte eine hartnäckige Schambeinentzündung Böhmer außer Gefecht gesetzt und zum Zuschauen gezwungen. "Das Problem ist, dass man bei dieser Verletzung nicht sagen kann, wie lange der Heilungsprozess dauert. Ich habe letzte Saison wieder zu früh angefangen und musste zudem an der Stabilität und Mobilität des Bewegungsapparats arbeiten", blickt der gebürtige Würzburger auf das letzte dreiviertel Jahr zurück, das nicht immer einfach für ihn gewesen war: "Klar gab es Zeitpunkte, an denen es mal schwierig war und man gezweifelt hat. Aber mit dem Ziel vor Augen, wieder zurückzukommen, hat sich das schnell wieder gelegt."
Vor gut zwei Wochen kehrte der 1,93 Meter große Guard vollständig ins Mannschaftstraining der Baskets zurück, probte vorletztes Wochenende im Farmteam in den Regionalliga-Play-offs gegen Ansbach erstmals wieder den Ernstfall auf dem Court. Gegen Bamberg durfte Böhmer dann die letzten 6:05 Minuten der Begegnung ran. Vier Punkte, ein Ballgewinn und der Assist auf Collin Welp, der per Dreier die 100-Punkte-Marke übertraf, waren die durchaus beachtliche Ausbeute. Fast schien es, als wäre Böhm nie weg gewesen. "Es hat alles gut geklappt, auch wenn ich sicher noch nicht ganz die nötige Form habe und gleich in der ersten Defensiv-Aktion einen Fehler gemacht habe. Aber bei dem Spielstand war das verkraftbar", sagt Böhmer und lacht. Viel wichtiger: Die Verletzung bereitet keine Probleme mehr, "ich bin voll belastbar."
Für die restliche Saison hat sich Böhmer klare Ziele gesetzt: "Ich möchte gerne in die Play-offs. Klar wäre das in erster Linie ein Teamerfolg, aber auch für mich persönlich wäre es etwas Besonders. Und natürlich gesund bleiben. Das ist das Wichtigste."