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Basketball-Geschwister
Elijah und Chanel Ndi: Der spannende Weg der Basketball-Geschwister aus Würzburg
Er spielt wohl bald für die deutsche U-18-Nationalmannschaft, sie ist Teil der deutschen U 16. Welche Ziele die zwei Würzburger Talente haben, und was es braucht, um diese zu erreichen.
Chanel (rechts) und Elijah (links) Ndi. Die Geschwister sind nicht nur große Würzburger Basketball-Talente, sondern mittlerweile auch beide Jugend-Nationalspieler.
Foto: Julien Becker | Chanel (rechts) und Elijah (links) Ndi. Die Geschwister sind nicht nur große Würzburger Basketball-Talente, sondern mittlerweile auch beide Jugend-Nationalspieler.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:15 Uhr

41 Punkte, 28 Rebounds dazu fünf Korbvorlagen, drei Ballgewinne und drei geblockte Würfe. Das sind die Statistiken von Elijah Ndi beim NBBL-Spiel der s.Oliver Würzburg Akademie gegen die Orange Academy aus Ulm am vergangenen Wochenende. Es klingt als hätte ein erwachsener Mann gegen Kinder gespielt. Dabei gehört Ndi zum sogenannten mittleren NBBL-Jahrgang, ist also erst im zweiten von drei Jahren, die er in der Nachwuchs-Bundesliga (U 19) auflaufen darf und damit sogar jünger als viele Gegenspieler.

Dass die Würzburger Basketballer sich da ein aufsehenerregendes Talent geangelt haben, war schon früh klar. Kurz nachdem Ndi 2019 in Würzburg angekommen war, lud ihn der Verein im Januar 2020 zu einem Wurfspiel ein. Ndi durfte es in der ersten Viertelpause eines Heimspiels des Bundesligateams drei Mal von der Dreierlinie versuchen und jeweils 250 Euro für die Nachwuchsabteilung erwerfen, der vierte Versuch von der Mittellinie war sogar mit 1000 Euro vom Sponsor vergütet.

Nicht das einzige Basketball-Talent in der Familie

Ndi verwandelte keinen der drei Punktewürfe – traf dafür den Wurf von der Mittellinie. Das Publikum feierte den damals 15-Jährigen, und er genoss die Aufmerksamkeit sichtlich. Es ist dieses besondere Selbstvertrauen, das Ndi schon in jungen Jahren auszeichnet: Nach drei Fehlwürfen noch von der Mittellinie zu treffen, gelingt nicht vielen.

Unverblümt spricht er von höheren Zielen. Die Euroleague, Europas höchste Spielklasse, verfolgt Ndi, weil dort intensiver, taktischer und hochklassiger Basketball gespielt wird. Die NBA ist ein Traum, aber "dort spielen die 450 besten Spieler der Welt", meint der 17-Jährige im Gespräch.

Elijah ist nicht das einzige Basketball-Talent in der Ndi-Familie. Seine jüngere Schwester Chanel ist, wie ihr Bruder, schon Nationalspielerin. Im Herbst stand sie bei zwei Testspielen der U-16-Auswahl in der Starting Five. Im Sommer will sie zur EM. Anders als ihr zwei Jahre älterer Bruder ist die 15-Jährige mit ihren 1,85 Metern Körpergroße vor allem unter dem Korb zu Hause. "Rebounds, offensiv und defensiv, das ist meine Stärke", weiß sie.

Viele Duelle zwischen den Geschwistern

Und sie sei sehr stark mit ihrer eigentlich schwächeren linken Hand, berichtet der große Bruder. "Sie hat ein außergewöhnliches Talent, und man merkt ihr an, dass sie viel mit ihrem Bruder gespielt hat", lobt ihr Trainer Wolfgang Ortmann. Beim lockeren Eins-gegen-Eins während des Fototermins am Würzburger Heuchelhof wirft sie Elijah sogar einen Dreier "ins Gesicht", wie Basketballer bei einem Treffer trotz guter Verteidigung sagen. Sonst zählt das aber nicht zu ihren Stärken.

"Sie hat ein außergewöhnliches Talent und man merkt ihr an, dass sie viel mit ihrem Bruder gespielt hat."
Nachwuchstrainer Wolfgang Ortmann über Chanel Ndi

In Würzburg spielt sie bei der TG Würzburg in der Weiblichen Nachwuchs-Bundesliga (WNBL) in der U 18 und in der U-16-Bayernliga. Dazu darf sie ab und zu bei den Frauen in der Zweiten Liga mitüben. Auch sie hat den Traum, mit Basketball mal ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. "Aber in Deutschland ist das mit Frauen-Basketball nahezu unmöglich", weiß sie. Deshalb liegt der Fokus auf der Schule und dem Abitur. Aktuell besucht sie die zehnte Klasse des Deutschhaus-Gymnasiums.

Jüngster Scorer der Bundesliga-Geschichte

Die Zeit an dieser Schule soll für Elijah schon bald enden. Die Abiturprüfungen stehen kurz bevor. Danach will sich der 1,95 Meter-Schlaks mit der beeindruckenden Armspannweite von 2,11 Metern erst einmal auf Basketball konzentrieren. Drei Jahre läuft sein Vertrag in Würzburg noch. "Ich hoffe, dass ich es nächstes Jahr häufiger in den Kader schaffe", sagt er. Bisher hat er für Würzburg sieben Bundesligaspiele auf dem Konto. In Erinnerung bleibt wohl vor allem sein erstes.

Beim Auswärtsspiel in Berlin im Januar 2021 brachte der damalige Baskets-Coach Denis Wucherer den 16-Jährigen ins Spiel. Und der punktete prompt im dritten Angriff. "Ich habe Marcus Eriksson verteidigt, der zum Dreier hoch ging. Ich habe nicht ausgeboxt, sondern bin einfach nach vorne gelaufen. Cameron Hunt holte den Rebound und fand mich für zwei einfach Punkte", beschreibt er die Szene mit einem Glitzern in den Augen.

Beim Auswärtsspiel von s.Oliver Würzburg bei Alba Berlin am 24. Januar 2021 erzielte Elijah Ndi mit 16 Jahren, vier Monaten und 22 Tagen seine erste Punkte in der Basketball-Bundesliga.
Foto: HMB Media | Beim Auswärtsspiel von s.Oliver Würzburg bei Alba Berlin am 24. Januar 2021 erzielte Elijah Ndi mit 16 Jahren, vier Monaten und 22 Tagen seine erste Punkte in der Basketball-Bundesliga.

Ndi war damals der jüngste Spieler, der jemals in der Bundesliga gepunktet hatte. Gut ein Jahr später ist er diesen Titel aber wieder los. Aktuell spielt der U-18-Nationalspieler hauptsächlich als Small Forward, also auf der kleinen Flügelposition. Mit Blick auf Armspannweite und Schuhgröße 51,5 ("Es ist nicht so einfach Schuhe zu finden") könnte ihm aber noch ein Wachstumsschub bevorstehen.

"Ich war dort schon vor zehn Jahren als Wischer."
Elijah Ndi über seinen Traum, am Albert-Schweitzer-Turnier teilzunehmen

Neben dem Traum NBA mit Lieblingsspieler Kevin Durant und Vorbild Giannis Antetokounmpo, hat der in Berlin geborene und in Mannheim aufgewachsene Nachwuchs-Basketballer noch einen näherliegendes Ziel. Alle zwei Jahre findet in Mannheim das prestigeträchtige Albert-Schweitzer-Turnier (AST) statt. Es gilt als inoffizielle U-18-Weltmeisterschaft. "Ich war dort schon vor zehn Jahren als Wischer", erinnert sich Ndi. Jedes Jahr habe er das Turnier, bei dem etliche spätere NBA-Stars ihre Visitenkarte abgaben, verfolgt und schon damals den Entschluss gefasst, dass auch er dort einmal sein Talent zeigen möchte.

Elijah Ndi will zum Albert-Schweitzer-Turnier in Mannheim

"In den letzten Jahren wurde es dann immer wahrscheinlicher", sagt er, denn bereits mit 15 lief er das erste Mal für Deutschland auf. Zuletzt wurde er in den 18er-Kader des DBB berufen. Das AST, dass sonst immer in den Osterferien stattfindet, wurde zunächst verschoben. Abgesagt, ist es aber noch nicht, und so lebt auch die Hoffnung auf eine Teilnahme weiter.

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Chanel würde es ihrem Bruder auf jeden Fall gönnen. Die drei Kinder der Multikultifamilie Ndi (Vater Amerikaner, Mutter in Kiew geboren und Berlin aufgewachsen, die Großeltern haben ukrainische und ugandische Wurzeln), der kleinste spielt aktuell in der U 12 der TGW, sind nahezu komplett ohne ihren Vater aufgewachsen. "Ich habe ab und zu Kontakt, aber das ist selten", erzählt Elijah. Der Vater wisse, wie talentiert die Geschwister seien, mehr aber auch nicht. Man merkt den beiden an, dass ihre Verbindung dadurch noch stärker ist. Seit 2019 lebt die Familie in Würzburg. Der damalige Nachwuchskoordinator der Baskets, Harald Borst, hatte sich intensiv darum bemüht, dass die Ndis nach Würzburg ziehen. Frankfurt und Berlin waren die anderen Optionen. Aber das Paket aus Wohnung, Job für die Mutter, schulischer Ausbildung und basketballerischer Perspektive gab den Ausschlag für Würzburg.

Extraschichten mit Würzburgs BBL-Coach Sasa Filipovski

"Wir sind sehr froh, sie hier zu haben", sagt Chanels WNBL-Trainer Wolfgang Ortmann. Sie habe auf jeden Fall das Potenzial, um ganz nach oben zu kommen, aber dafür müsse vieles passen. Zum Beispiel muss sie verletzungsfrei bleiben. Als die Familie nach Würzburg zog, hatte sie bereits einen Kreuzbandriss, den die Ärzte in Mannheim jedoch nicht festgestellt hatten. Die Operation erfolgte dann erst in Würzburg. Dann kam Corona. "Man merkt ihr die lange Pause noch an", sagt Ortmann. Aber: "Wenn ihr Körper mitmacht, stehen ihr im Basketball alle Wege offen", fügt er hinzu.

Ähnliches gilt für ihren Bruder. Mit Bundesliga-Coach Sasa Filipovski arbeitet Elijah häufig vor oder nach dem Training am Wurf. "Der ist schon viel stabiler geworden, aber es ist noch Luft nach oben", berichtet Oliver Elling. Er betreut den 17-Jährigen in der NBBL und der Regionalliga-Mannschaft der Baskets. "Er vertraut mir und lässt mich, wenn es sein muss, auch mal durchspielen", lobt der Spieler Ndi den Trainer Elling . "Die körperlichen Voraussetzungen sind schon spannend, und er hat beim Spielverständnis sehr viel dazugelernt", gibt der Trainer das Lob zurück. Gerade in Transition, also im Übergang von Verteidigung in den Angriff, sei Elijah nur schwer zu stoppen, meint Elling. Das Potenzial für ganz oben sei auf jeden Fall da. Und wenn er in den kommenden Jahren die Statistiken aus dem Ulm-Spiel auch nur annähernd in den Männerbereich transferieren kann, steht einer Profi-Karriere als Basketballer bestimmt nicht mehr viel im Wege. Er wäre nicht der erste Würzburger, der diesen Weg erfolgreich geht.

Elijah Ndi (rechts) beim Korbleger im Regionalliga-Derby zwischen der s.Oliver Würzburg Akademie und der TG Sprintis Veitshöchheim.
Foto: HMB Media/Julien Becker | Elijah Ndi (rechts) beim Korbleger im Regionalliga-Derby zwischen der s.Oliver Würzburg Akademie und der TG Sprintis Veitshöchheim.
 
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