Mit dem Spiel bei den Rostock Seawolves am Samstagabend um 18.30 Uhr endet offiziell die Hinrunde der Basketball-Bundesliga für die Würzburg Baskets, auch wenn das Nachholspiel gegen die BG Göttingen wegen deren Teilnahme am internationalen Wettbewerb weiter nicht neu angesetzt ist. Zeit für ein Gespräch mit Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler, der Antworten gibt auf Fragen zur aktuellen Situation und Prognosen stellt.
Was bedeutet der Ausstieg eines Gesellschafters für die Würzburg Baskets?
Dries Jennen ist als Gesellschafter ausgeschieden, die Anteile teilen sich nun Jochen Bähr und Jürgen Meissner, die erst im vergangenen Sommer eingestiegen waren. Mit Blick auf das Engagement der beiden in den letzten Monaten dürfte die Veränderung in der Gesellschafterstruktur kaum auffallen. Bähr sagt dazu: "Wir bedanken uns bei Dries Jennen für die immer gute und respektvolle Zusammenarbeit und sein leidenschaftliches Engagement für unsere Baskets. Wir respektieren seine Entscheidung, die in gegenseitigem Einvernehmen erfolgt ist". Jennen, der 2020 als Nachfolger seines Schwiegervaters Bernd Freier bei den Baskets einstieg, scheidet jetzt wieder aus. "Wir hoffen, dass das auf das Engagement von s.Oliver keinen Einfluss haben wird. Der Sponsoring-Vertrag läuft im Sommer aus, und wir würden ihn natürlich sehr gerne verlängern", kommentiert Liebler den Wechsel.
Wie ist die sportliche Situation bei Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets?
"Wir stehen sportlich so gut da wie seit 2012 nicht mehr. Ich bin natürlich mehr als zufrieden mit der Saison", sagt Liebler. Zehn ihrer 15 bisherigen Spiele haben die Baskets gewonnen. Sie gelten als aktueller Tabellensechster erneut als eines der Überraschungsteams der Liga und können sich berechtigte Hoffnungen auf eine Play-off-Teilnahme oder zumindest die Teilnahme an den Play-In-Spielen machen. "Wir standen zu diesem Zeitpunkt auch schon ganz anders da, deshalb müssen wir die Situation genießen", stellt Liebler fest.
Wie läuft die Suche nach einem neuen Hauptsponsor?
"Sportliche Erfolge verbessern grundsätzlich die Voraussetzungen für Verhandlungen mit Sponsoren", sagt der 39-Jährige: "Wir wollen das nutzen und den Klub so gut aufstellen, dass wir auch in Zukunft solche Erfolge feiern können und nicht immer mit dem Ziel Klassenerhalt in die Saison starten müssen." Große Neuigkeiten kann Liebler bei der Suche nach weiteren Partner noch nicht verkünden. Man befinde sich aber weiter in Gesprächen mit potenziellen Hauptsponsoren und auch ein paar möglichen neuen Sponsoren.
Wie ist Lieblers Stand zum Neubau der Multifunktionsarena?
"Fakt ist, dass wir nach aktuellem Stand spätestens 2029 eine Halle für mindestens 4000 Zuschauerinnen und Zuschauer und 2032 für mindestens 4500 Zuschauerinnen und Zuschauer brauchen, sonst ist der BBL-Standort Würzburg konkret gefährdet", betont der Baskets-Geschäftsführer: "Wir hoffen und gehen davon aus, dass das Thema bei der Stadt weiterhin hohe Priorität hat und konsequent vorangetrieben wird." Ziel der Baskets-Verantwortlichen ist es, dass dieses Thema zumindest nicht einschläft.
Wirtschaftlich würden sich durch eine neue und größere Halle neue Einnahmemöglichkeiten ergeben. Liebler weiß auch, dass konkrete Aussichten auf eine moderne Multifunktionsarena bei der Suche nach einem neuen Haupt- und Namenssponsor sehr helfen würden. Zuletzt soll es zumindest einen runden Tisch zu dem Thema gegeben haben.
Wie soll es im Nachwuchsbereich weitergehen?
Die zweite Mannschaft der Baskets steht aktuell auf Rang zwei in der Nordgruppe der Regionalliga Südost und hat in den Play-offs eine gute Ausgangsposition. "Nachdem unsere Regionalliga-Mannschaft mit jungen Talenten wie Hannes Steinbach in den Play-offs um den Aufstieg spielt, beschäftigen wir uns inzwischen mit einer Rückkehr in die ProB", erklärt der Würzburger Geschäftsführer. "Das bedeutet zwar einen finanziellen Mehraufwand, würde uns aber helfen, unserem Nachwuchs Spielzeit auf hohem Niveau zu bieten und weitere Talente nach Würzburg zu locken", sagt Liebler. Auch deshalb haben die Würzburger mit Donte Houston Jr. nochmal einen US-Amerikaner fürs Regionalliga-Team nachverpflichtet, wie der Verein am Freitag bekannt gab.
"Trainer Alex King wäre heiß auf einen Aufstieg", ist sich Liebler sicher. BBL-Coach Sasa Filipovski würde einen Aufstieg der zweiten Mannschaft begrüßen, weil er damit seinen Trainingskader auffüllen kann. Zuletzt musste die BBL-Mannschaft immer wieder zu acht trainieren, was Filipovski zuletzt auch in einem Podcast des Fachmagazins BIG – Basketball in Germany monierte.
Bleibt Trainer Sasa Filipovski über die Saison hinaus in Würzburg?
Dass Sasa Filipovski erneut eine Ausstiegsklausel habe, sei hinlänglich bekannt, erklärt Liebler. Der Verein würde auf der Stelle mit dem Slowenen verlängern und die Ausstiegsklausel aus dem Vertrag streichen. Daher gehe es jetzt darum, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Filipovski seinen bis Sommer 2025 laufenden Vertrag erfüllt oder sogar verlängert. Ein Baustein dafür sei ein größerer Trainingskader, ein weiterer ein neuer Teammanager (vom alten habe man sich einvernehmlich getrennt). Solange der Spieleretat nicht erhöht werden könne, seien Gespräche mit Filipovski aber nicht sinnvoll.
"Wir haben noch nicht den gesamten Etat für die kommende Saison zusammen, aber die Lücke wird noch einmal deutlich kleiner sein als vor einem Jahr", sagt Liebler. Die laufende Spielzeit sei komplett durchfinanziert, es wäre auch noch Budget für eine Nachverpflichtung vorhanden.
Noch viel lieber würde Liebler frühzeitig mit Leistungsträgern wie Zac Seljaas und Otis Livingston II verlängern und auch dadurch ein Zeichen an Filipovski senden. Kontakt zu den Agenten bestehe, aber diese seien ob der guten Leistungen ihrer Schützlinge zurückhaltend. "Eventuell geben wir ein Angebot ab, aber wir werden weiterhin nichts riskieren und kein Geld ausgeben, das wir noch nicht sicher haben", erklärt Liebler die Situation.
Der Klassenerhalt ist so gut wie sicher. Was ist Lieblers Ziel für den Rest der Saison?
"Das Ziel ist jetzt schon, mindestens in die Play-ins zu kommen, also mindestens auf Platz zehn zu landen", ordnet Liebler die neue Situation ein. Aus finanzieller Sicht würde jedes weitere Heimspiel in den Play-offs helfen, denn die Spieler erhalten für die Teilnahme an den Play-offs auch Prämien. Wenn die Baskets beispielsweise am Ende Siebter werden, hätten sie dank der Play-in-Spiele mindestens zwei Heimspiele, während dem Fünften oder Sechsten nur ein Heimspiel garantiert ist.