Sieben Spiele hat Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets in der Liga nun absolviert. Mit drei Siegen und vier Niederlagen (Würzburg hat noch ein Nachholspiel gegen Göttingen, das noch nicht terminiert ist) stehen die Domstädter aktuell auf dem zehnten Rang, der zur Teilnahme an den Play-In-Spielen, eine Art Vorturnier vor der Play-off-Endrunde, berechtigt.
Am Sonntagabend musste sich das Team nach einer kämpferisch starken Vorstellung dem deutschen Meister und aktuellen Tabellenführer ratiopharm Ulm knapp mit 83:88 (41:45) geschlagen geben. Noch immer wechseln sich bei den Baskets starke Leistungen, wie bei den Auswärtssiegen in Hamburg und Heidelberg oder auch beim Krimi vom Sonntag, und schwache Auftritte wie gegen Ludwigsburg ab. Die Baskets wirken aktuell noch wie eine große Wundertüte. Bleibt die Frage, wohin die Reise für die Mannschaft in dieser Saison geht.
Kapitän Felix Hoffmann hat die Play-offs als Ziel ausgegeben. Drei der vier Niederlagen kassierten die Würzburger gegen Spitzenteams. Ulm ist aktuell mit nur einer Niederlage Spitzenreiter, Chemnitz mit der gleichen Bilanz knapp dahinter, und die Niederlage beim Euroleague-Vertreter FC Bayern München ist sicher auch verschmerzbar. Wenn die Baskets weiterhin gleichwertig eingeschätzte Teams wie Heidelberg, Hamburg oder Braunschweig schlagen, kann es mit dem Hoffmann'schen Saisonziel etwas werden.
Otis Livingston II fast wie Stanley Whittaker
Auch, weil sich langsam so etwas wie Spielkultur entwickelt. Gegen Ulm verbuchten die Würzburger 17 Assists und ließen den Ball immer wieder schön durch die eigenen Reihen laufen. Trainer Sasa Filipovski hatte in der Pressekonferenz nach dem Ulm-Spiel gemeint, dass es sogar 25 direkte Korbvorlagen hätten sein müssen, weil die Ulmer Verteidigung das hergegeben habe. Beim letzten Heimspiel gegen Chemnitz waren es nur deren sieben Korbvorlagen, was Filipovski auch begründen konnte: "Sie haben das Pick and Roll so verteidigt, dass wir viel Eins-gegen-Eins spielen wollten", sagt der Slowene.
Zudem kristallisiert sich Otis Livingston II so langsam als der Anführer heraus, den sich die Baskets-Fans als Nachfolger von Stanley Whittaker erhofft haben. Im Schnitt 17,7 Punkte und 4,4 Assists pro Partie legte der Würzburger Aufbauspieler in den sieben Bundesligaspielen bisher auf. Das sind fast die Werte, mit denen Whittaker vergangene Saison zum drittbesten Spieler der Bundesliga gewählt wurde. Gegen Ulm war Livingston II mit 27 Punkten und sechs Assists der beste Spieler auf dem Feld und brachte die Würzburger nach einem 14-Punkte-Rückstand nochmal bis auf einen Zähler heran.
Missverständnis beim letzten Angriff
Dann verwandelte Ulms Thomas Klepeisz zwei Freiwürfe, und die Baskets brachten den Ball nicht mehr zu Livingston II. Stattdessen verlor Darius Perry das Spielgerät, und L.J. Figueroa stellte den Endstand her. "Es war ein Missverständnis", erklärte Filipovski, der eigentlich wollte, dass Zac Seljaas den Ball nach vorne bringen soll. Dafür hatte er extra Centerspieler Owen Klassen ausgewechselt und Seljaas auf dessen Position befördert. Weil: "Seljaas wurde vom langsameren Trevion Williams verteidigt", sagte Filipovski. Von diesem Duell versprach sich der 49-Jährige die größten Vorteile für sein Team.
"Kleinigkeiten haben uns heute den Sieg gekostet", analysierte Livingston II beim Gang aus der Halle die Niederlage. An diesen Kleinigkeiten gilt es zu arbeiten. Würzburg stellt die zweitbeste Verteidigung der Liga, aber auch den zweitschlechtesten Angriff.
Bedeutet: Wenn die Würzburger unnötige Ballverluste im Rückfeld, wie sie teilweise am Sonntag passierten, minimieren und in der Offensive weiterhin ihren Rhythmus finden, kann es mit den Play-offs klappen. Eins dürfte nach diesen ersten sieben Partien klar sein, und damit ein Wunsch von Neu-Gesellschafter Jochen Bähr in Erfüllung gehen: Mit dem Abstieg haben die Baskets in dieser Runde vermutlich nichts zu tun.