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Basketball: Bundesliga
Warum das Ulmer Basketball-Märchen bei den Würzburg Baskets seinen Anfang nahm
Bereits zum zweiten Mal in dieser Runde empfangen Würzburgs Erstliga-Korbjäger den deutschen Meister. Sie sinnen auf Revanche für die knappe Niederlage im Pokal-Achtelfinale.
Am Ende wurde es noch mal knapp: Szene aus dem Pokal-Achtelfinale Mitte Oktober, als die Baskets (rechts, Javon Bess) ratiopharm Ulm (Juan Nunez) mit 72:76 unterlagen.
Foto: Heiko Becker | Am Ende wurde es noch mal knapp: Szene aus dem Pokal-Achtelfinale Mitte Oktober, als die Baskets (rechts, Javon Bess) ratiopharm Ulm (Juan Nunez) mit 72:76 unterlagen.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:36 Uhr

Es ist der 3. März 2023: Der Tabellenachte der Basketball-Bundesliga empfängt den Neunten, die Würzburg Baskets gegen ratiopharm Ulm. Die Unterfranken hegten große Hoffnungen, da sie nach dem 91:84-Erfolg im Hinspiel zwei Siege und den gewonnenen direkten Vergleich gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um die Play-off-Plätze hätten legen können.

Das Ende vom Leid an diesem ernüchternden Freitagabend: eine 62:82-Klatsche, wobei nicht einmal die auch in dieser Deutlichkeit hochverdiente Schlappe die Baskets schmerzen brauchte, sondern die Art des Zustandekommens dieser Lehrstunde und der zumindest phasenweise offensichtliche Klassenunterschied, der etwaigen höherfliegenden Play-off-Träumen der Würzburger einen empfindlichen Dämpfer bescherte. Die Ulmer kletterten erstmals in der Saison auf einen Play-off-Rang, die Baskets rutschten auf Rang zehn ab.

Ulm mit elf Siegen in Serie in Würzburg

Und das Ende vom Hauptrundenlied im Frühjahr dann: Den Baskets fehlte ein Sieg zum Play-off-Einzug, die Ulmer belegten Rang sieben. Und nach einem 3:1 in der Viertelfinalserie gegen Alba Berlin, einem 3:0 gegen den FC Bayern München im Halbfinale und einem 3:1 im Finale gegen den frisch gebackenen Champions-League-Sieger und souveränen Hauptrundenersten Telekom Baskets Bonn wurden die Schwaben erstmals deutscher Meister. Der deutsche Nationalspieler Karim Jallow grüßte seine Oma Ingrid, und Meistertrainer Anton Gavel meinte nach dem entscheidenden Finalspiel und seiner ersten Saison als Bundesliga-Trainer, dass seine Mannschaft "dicke Eier" gezeigt habe.

Etwas überspitzt formuliert, könnte man also behaupten: Das Ulmer Märchen nahm damals, Anfang März, in Würzburg seinen Anfang. Nun reisen die Schwaben bereits zum zweiten Mal in dieser Saison nach Würzburg und gastieren an diesem Sonntag (18.30 Uhr, tectake Arena) als Spitzenreiter am Main. Sie haben nur eine ihrer sieben Ligapartien verloren, aber die überraschend deutlich mit 70:99 zu Hause gegen Ludwigsburg.

Im Pokal-Achtelfinale Mitte Oktober setzten sie sich 76:72 in Würzburg durch, und warum die Begegnung gegen Ende hin noch einmal richtig spannend und zu einem Krimi geworden war, durfte nicht nur überraschen – es war nach den ersten drei Vierteln eigentlich kaum zu erklären, vor allem mit Blick auf die verheerenden Quoten der Gastgeber: Lediglich 13 Körbe bei 23 Freiwurf-Versuchen. Nur fünf von 29 Würfen von jenseits der Dreier-Linie. Und 22 Ballverluste. Mit diesen miserablen statistischen Werten kann kaum eine Basketball-Mannschaft ein Spiel gewinnen – selbst dann nicht, wenn sie sich sogar 22 (!) Abpraller am gegnerischen Brett schnappt und das Rebound-Duell deutlich gewinnt (46:32). Es war Ulms elfter Sieg in Serie in der Domstadt.

Das neue Ulmer Selbstverständnis

Durch den einer Sensation gleichkommenden Titelgewinn hat sich auch das Ulmer Selbstverständnis entwickelt. Jallow, mit 14,7 Punkten im Schnitt pro Spiel aktuell Ulms Topscorer, sagte jüngst der Tageszeitung Die Welt: "Natürlich können wir wieder Meister werden. Was man einmal schafft, kann man auch zweimal schaffen. Ich weiß gar nicht, ob das ein Wunder wäre. Vergangene Saison sind wir völlig zu Recht Meister geworden, weil wir nacheinander mit Alba, Bayern und Bonn die ersten drei der Vorrunde geschlagen haben. Jetzt sind wir mit breiter Brust in die Saison gestartet. Wir wissen, dass wir uns vor niemandem zu verstecken brauchen."

Und Gavel, als Spieler bereits fünfmal deutscher Meister mit Bamberg und München, viermal Pokalsieger sowie zweimal ausgezeichnet als bester Verteidiger der Bundesliga, ist sich wohl bewusst: "Zu erwarten, dass wir jetzt Titelhamster werden, ist utopisch, so ehrlich muss man sein. Dafür kam unsere Meisterschaft auch einfach viel zu überraschend", sagte er unlängst dem Hamburger Abendblatt. Wenngleich der 39-Jährige schon gleich mal drohte: "Unseren besten Basketball wollen und werden wir erst zum Saisonende spielen."

Auch wenn die Rollen zumindest dem Papier nach klar verteilt sind vor dem Duell des aktuellen Zehnten gegen den Tabellenführer, verspricht Baskets-Co-Trainer Dejan Mihevc: "Wir hatten in dieser Woche im Training wieder mit einigen kleineren Verletzungen zu kämpfen, aber wir spielen zu Hause und werden alles dafür geben, um unsere Fans mit einem Heimsieg glücklich zu machen." Der Slowene weiß natürlich auch: "Im Pokalspiel hatten wir vor allem zu viele Ballverluste. Das müssen wir besser machen, wenn wir eine Chance auf den Sieg haben wollen." Und nicht nur das.

 
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