Die DJK Rimpar Wölfe hat im letzten Spiel vor 1733 Zuschauenden, darunter ein unterfränkischer Tross, mit 23:29 (14:15) beim ThSV Eisenach verloren und beendet damit die Runde in der Zweiten Handball-Bundesliga auf dem 14. Platz. Parallel sicherte sich am Samstagabend der Lokalrivale TV Großwallstadt im Fernduell mit TuS Ferndorf den Klassenerhalt. Wir ziehen zum Saisonabschluss eine Wölfe-Bilanz.
Die Wölfe hatten am Fuße der Wartburg dem Überraschungsteam der Rückrunde und dem lautstarken Publikum eine Halbzeit lang beachtlich Paroli geboten. So führten sie nach einer misslungenen Anfangsphase zur Pause verdient mit 15:14. Doch nach dem Seitenwechsel riss der Faden. Im Angriff scheiterten die Grün-Weißen allzu oft am starken Eisenacher Torwart Johannes Jepsen – und vorne bekamen sie Fynn Hangstein, den erst 22-jährigen Torschützenkönig der zweiten Liga, nicht in den Griff.
Insgesamt als gut. Nach holprigem Start mit 4:10 Punkten und monatelangem Abstiegskampf hat Rimpar Ende April den Klassenerhalt und damit das zehnte Zweitliga-Jahr praktisch perfekt gemacht. Das war keine Selbstverständlichkeit. Erst recht nicht mit einem jungen, in der Liga noch unerfahrenen Trainer und verletzten Leistungsträgern wie Abwehrchef Philipp Meyer, der sogar zweimal länger ausgefallen war. "Widrige Bedingungen hatten alle Mannschaften", sagt Trainer Julian Thomann. "Aber nicht alle haben sie so gut gemeistert wie wir. Wir haben uns keine längere Schwächephase geleistet. Diese Konstanz hat sich ausgezahlt." Der Coach resümiert: "Wir können stolz sein auf das Erreichte. Die Mannschaft hat das Ziel Nichtabstieg von Anfang an kämpferisch angenommen und einen imponierenden Teamspirit gezeigt."
Neben allen vier Derbysiegen gegen den TV Großwallstadt und den HSC 2000 Coburg – der letzte gegen die Oberfranken vor der Saisonrekordkulisse von 1457 Zuschauenden in Würzburg – gehörten zu den Höhepunkten auch die Erfolge gegen ehemalige Erstligisten. Allen voran der Coup gegen Meister VfL Gummersbach, aber auch der Auswärtssieg bei den Eulen Ludwigshafen, damals noch unter Ex-Trainer Ceven Klatt. Apropos Publikum: Mit ihrem Zuschauerschnitt (650) lagen die Wölfe in dieser, allen voran in Bayern noch von Corona-Regeln geprägten Saison am Ende der 20 Klubs.
Herausgeragt haben vor allem zwei Akteure: Zum einen der nun nach Dresden wechselnde Marino Mallwitz, bester Torwart der Liga mit am Ende 347 Paraden, davon 41 (!) gehaltenen Siebenmetern, und einer Quote von über 30 Prozent laut Handball-Bundesliga. Zum anderen Kapitän Patrick Schmidt, der mit 30 Jahren die zweitbeste Saison seines Lebens spielte (nach dem Fast-Aufstiegsjahr 2016/17 mit 246 Toren). "Paddi ist einer der dominantesten Mittelmänner der Liga, wenn nicht sogar der dominanteste", lobt Thomann seinen Spielmacher.
Mannschaftsintern blieb Schmidt Torjäger Nummer eins mit 183 Treffern vor Linksaußen Dominik Schömig (155), der nach dem Karriereende von Rechtsaußen Julian Sauer nun vorerst das einzige echte Eigengewächs im DJK-Kader ist. Schömig hatte auch den mit Abstand größten Anteil an der besten Rimparer Siebenmeterquote (77 Prozent) seit dem Aufstiegsjahr.
Jungen Spielern wie Felix Karle und Alexander Merk bescheinigte Thomann zurecht eine "sehr positive Entwicklung. Das macht Mut, dass wir auch in Zukunft Talente entwickeln können, um den Rimparer Weg weiterzugehen, nachdem uns nun wieder Leistungsträger verlassen". Zudem bewiesen die Wölfe bei ihren Nachverpflichtungen Simon Baumgarten (Vorrunde) und Jonas Link (Rückrunde) ein goldenes Händchen.
Die Entwicklung unter Thomann war eine hin zu schnellerem und attraktiverem Spiel (nach) vorne und weniger Statik, dafür mehr Tiefe im Positionsangriff. "Auch wenn wir uns im Tempospiel rein nach Zahlen nicht signifikant verbessert haben, so haben wir doch vor allem eine gefährliche zweite Welle etabliert", urteilt der Trainer. Mehr, da kürzere Angriffe, und im Schnitt ein Plus von gut zwei Treffern pro Partie (26,7) bedingten im Vergleich zu den Vorjahren aber auch etwa drei Gegentore mehr (27,7) für die davor teils beste Abwehr der Liga, die jedoch nach wie vor zum oberen Tabellenviertel zählt.
Die Mannschaft ist direkt nach dem Saisonfinale auseinandergegangen. Eine gewisse Distanz ist nach einer solch langen Runde mit 38 Spieltagen sicherlich auch dringend nötig. Am 9. Juli bittet Thomann wieder zum Trainingsauftakt. Mindestens fünf neue Spieler müssen dann integriert werden. Noch im Juli lädt Thomann zu einem Trainingslager in seine Heimat Albstadt. "Wir werden dort kaum Zeit in der Halle verbringen, sondern im Freien im athletischen Bereich arbeiten und Teambuilding betreiben", blickt der 30-Jährige voraus. In den darauf folgenden Wochen seien auch schon einige Testspiele vereinbart. Das erste Pflichtspiel steht Ende August im DHB-Pokal an. Der Saisonauftakt ist am ersten September-Wochenende aller Voraussicht nach beim HC Elbflorenz, dem neuen Klub von Mallwitz. Das erste Heimspiel steigt am 9. oder 11. September wohl gegen den TuSEM Essen.