
"Gebt mir ein Ausrufezeichen", waren die letzten Worte, die Patrick Schmidt ins Mikro Richtung Fanblock brüllte, bevor am Sonntagabend die "Humba" in der s.Oliver Arena startete. Ein Ausrufezeichen hatten der Kapitän des Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe und sein Team gerade selbst gesetzt: Wie schon im letzten Heimduell mit dem VfL Gummersbach im April rangen die Unterfranken den Spitzenreiter nach leidenschaftlichem Kampf nieder, diesmal mit 28:25 (15:13), und wurden erneut zum Stolperstein für die Oberbergischen auf dem Weg zum erhofften Wiederaufstieg.
247 Fans kamen
Der Sieg war nach der freudigen Überraschung vom Freitag wie ein zweites vorgezogenes Weihnachtgeschenk für die Wölfe: Die Stadt Würzburg hatte ihnen 469 Zuschauerinnen und Zuschauer genehmigt. 247 kamen und unterstützten die Handballer lautstark. "Gerade, als das Spiel in der zweiten Halbzeit zu kippen drohte, waren die Fans ein Faktor für uns", sagte DJK-Coach Julian Thomann, der urteilte: "Die Mannschaft hat einen Wahnsinnsjob gemacht."
Eine Dreiviertelstunde vor Anpfiff am Sonntag war aus der Kabine der Gäste ein Song durch die Katakomben der Halle geschallt, den Rimpars Ex-Trainer Ceven Klatt mal als Einlauflied für die Wölfe vorgeschlagen hatte: "Erfolg ist kein Glück" von Kontra K. Wie passend insgesamt für einen Klub, in dessen Kader acht teils neue Nationalspieler stehen. Zuletzt wurde der 21-jährige Rückraumakteur Julian Köster von Bundestrainer Alfred Gislason ins vorläufige 35-köpfige Aufgebot für die Europameisterschaft im Januar in Ungarn und der Slowakei berufen.
Niederlage schmerzt Sigurdsson
In Würzburg fehlten beide etatmäßigen Linksaußen Hako Styrmisson und Raul Santos wegen Verletzungen im Aufgebot des Bundesliga-Dinos, bei dem der frühere Weltklasse-Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson unlängst seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag als Trainer um drei weitere Jahre verlängert hat. "Heute haben wir nie richtig ins Spiel gefunden", konstatierte der Isländer. Die Jungs hätten nach dem Pokal-Kantersieg über die HSG-Nordhorn-Lingen am Dienstag nicht frisch gewirkt. "Die Niederlage schmerzt ein bisschen."
Die Gastgeber, weiter ohne Benedikt Brielmeier und Valentin Neagu, starteten zupackend und aufmerksam in der Abwehr, zielstrebig und torhungrig im Angriff gegen die zunächst statische und passive VfL-Deckung.
Yonatan Dayan brachte Rimpar gegen seinen Ex-Verein erstmals in Führung (2:1, 3.). Auch Felix Jaeger steuerte beim Wiedersehen mit seinem Heimatklub später einen Treffer und mehrere Assists bei. Schmidt erhöhte erstmals zur Drei-Tore-Führung: 7:4 (11.). Sigurdsson bat zur ersten Auszeit.
Meyer humpelt vom Feld
Wer ein Torwartduell zwischen der Nummer zwei und drei der Liga, Marino Mallwitz und Tibor Ivanisevic, erwartet hatte, wurde zunächst überrascht: Zwischen den DJK-Pfosten begann diesmal Andreas Wieser. Und der parierte gleich mal ein paar Würfe.
David Kovacic brachte die Wölfe mit vier Treffern nach vorn (11:7, 20.). Der Vorsprung währte sechs Minuten lang. Dann humpelte Philipp Meyer nach einer Angriffsaktion vom Feld. Wieder das Knie? "Ja, aber zum Glück nur ein Pferdekuss", erklärte der Abwehrchef später. Rimpar wirkte kurz verunsichert, Gummersbach nutzte das, um bis zur Halbzeit auf 13:15 zu verkürzen. Einen Siebenmeter von Janko Bozovic entschärfte Mallwitz vor der Pausensirene.
Nach dem Seitenwechsel kam Meyer zurück. Dennoch glich der VfL aus (15:15, 35.) und ging in der 41. Minute nach einem 3:0-Lauf erstmals seit dem 0:1 wieder in Führung: 19:20.
Thomann brachte Mallwitz für Wieser, und der machte den Laden hinten dicht. Gegen die teils offensive Abwehr des Tabellenführers bewahrten die Grün-Weißen in der engen zweiten Halbzeit kühle Köpfe, eroberten sich das in der Sportsprache viel zitierte "Momentum" zurück. Dayan und Rechtsaußen Julian Sauer nutzten die Räume, Simon Baumgarten markierte vom Kreis das in der Halle frenetisch beklatschte und betrommelte 27:24 (53.).
Dayan: "Wir wollten es einfach mehr"
Mit stehenden Fans auf der Tribüne brachen die letzten Minuten an. Mit Freudentänzen auf dem Feld und der Humba endeten sie. Dayan verspürte "gemischte Gefühle": "Natürlich ist es geil, gegen den Ex-Verein und Spitzenreiter zu gewinnen. Wir wollten es einfach mehr. Aber es tut mir auch bisschen leid für Gummersbach. Ich will ja, dass sie aufsteigen. Bestimmt packen sie es trotzdem."
Die Rimparer gehen nun als Tabellen-13. in die letzten beiden Spiele des Jahres. Die Auswärtspartie am Mittwoch, 22. Dezember, beim VfL Lübeck Schwartau (19.30 Uhr) und das Heimduell am zweiten Weihnachtsfeiertag gegen den ThSV Eisenach (17 Uhr) rief Thomann zu "Krachern gegen den Abstieg" aus. Aktuell sieht es so aus, dass die Wölfe das Sportjahr mit Publikum beenden dürfen. Und vielleicht setzen sie ja auch noch weitere Ausrufezeichen.
Die Statistik des Spiels
DJK Rimpar Wölfe - VfL Gummersbach 28:25 (15:13)