Handball, 2. Bundesliga, Männer
DJK Rimpar Wölfe – SG BBM Bietigheim
(Freitag, 20 Uhr, tectake Arena)
Rimpar kannte Jonas Link schon, als er noch ein Bub war. "Als Kind saß ich dort bei einem Spiel in der Turnhalle mit der Trommel auf der Tribüne", erinnert er sich lachend an Zeiten in der Handball-Bayernliga. "Allerdings war ich damals für Friedberg", seinen Heimatverein.
Heute ist Jonas Link 29. Seit Mitte Februar ist der frühere Konkurrent des TSV Friedberg sein Arbeitgeber in der zweiten Liga. Am letzten Tag der Transferfrist ist der Rückraum-Routinier von der SG BBM Bietigheim (9. Platz/34:28 Punkte) zur DJK Rimpar Wölfe (11./32:34) gewechselt. "In Bietigheim habe ich nicht mehr gespielt, in Rimpar wurde ich wegen der Ausfälle gebraucht", sagt er vor dem Wiedersehen mit seinem Ex-Klub an diesem Freitag in Würzburg. Beide Klubs stehen im gesicherten Tabellenmittelfeld, bei den Wölfen könnte Abwehrchef Philipp Meyer zurückkommen.
Zwei Aufstiege und ein Abstieg in fünf Jahren beim HC Erlangen
Link sitzt bei einem Cappuccino in einem Café in der Sanderstraße, die Sonne scheint ihm ins Gesicht. Er wirkt entspannt und gut gelaunt. "Würzburg ist perfekt als Stadt", findet er.
So ähnlich wie Erlangen, wo er ab 2013 fünf Jahre beim dortigen Bundesligisten unter Vertrag stand, mit dem er zwei Aufstiege und einen Abstieg erlebt hat – zusammen mit seinem gut zwei Jahre älteren Bruder Nikolai, der inzwischen Kapitän beim HC ist. Als es Jonas 2018 zum Aufsteiger nach Bietigheim zog, mit dem Etikett des ewigen Talents, trat er heraus aus dessen Schatten, um selbst eine Führungsrolle einzunehmen.
Unter Handball-Weltstar Iker Romero in Bietigheim nur noch auf der Bank
Das funktionierte, bis Iker Romero Anfang der Saison Coach der SG BBM wurde. Ein Weltstar des Handballs, dessen Titel mit der spanischen Nationalmannschaft und Klubs wie Ciudad Real, dem FC Barcelona und den Füchsen Berlin locker für zwei Karrieren reichten. "Sportlich ein riesiger Fachmann", sagt Link. "Aber so, wie ich ihn verstanden habe, braucht er für sein System einen anderen Spielertyp als mich. Ich hatte keine Lust, die Zeit auf der Bank abzusitzen." Mit Rimpar ergab sich eine Win-Win-Situation.
"Die Arbeit mit der Mannschaft und dem Trainer hier macht mir viel Spaß", sagt Link. Und betont: "Ich würde sehr gerne hier bleiben." Auch über diese Saison hinaus. Aktuell sei er mit Wölfe-Geschäftsführer Roland Sauer in Gesprächen über eine mögliche Vertragsverlängerung. "Wir versuchen, eine Lösung zu finden. Dabei geht's nicht nur um den Verdienst, sondern auch darum, ob ich hier neben dem Handball einen Job finde", erklärt der 29-Jährige. Nachdem er seinen Master in BWL habe, komme er wohl nicht mehr länger ums Arbeiten herum, ergänzt er grinsend.
Eine Verstärkung im Rückraum der Rimparer Wölfe
Für Rimpar ist der bewegliche und zweikampfstarke Rechtshänder, der sowohl als Spielmacher als auch im linken Rückraum und zudem in der Abwehr eingesetzt werden kann, schon jetzt eine Verstärkung. In seinen bisher elf Einsätzen für die Wölfe hat er 36 Tore erzielt. Mit durchschnittlich 3,3 Treffern pro Partie ist er drittbester Werfer im Team, auch mit 1,6 Assists im Schnitt liege er im oberen Drittel, sagt Co-Trainer Josef Schömig. Coach Julian Thomann meinte unlängst: "Eine Verlängerung mit Jonas wäre das Beste, was uns passieren kann."
Erst recht, da Yonatan Dayan (ASV Hamm-Westfalen) und Felix Jaeger (HSC 2000 Coburg) den Verein im Sommer verlassen. Zwar wurden mit dem Bad Neustädter Linus Geis (24, TBV Lemgo) und Julius Rose (21, TuS 04 Danseberg) bereits ein Halblinker und ein Mittelmann für die neue Saison verpflichtet, doch sind beide noch jung und haben bisher vor allem in der Dritten Liga gespielt. Link glaubt: "Wenn die Mannschaft zusammenbleibt, könnten wir etwas entwickeln."
Jonas Link putzt nicht gerne, dafür hat er ein neues Hobby: Spinnfischen
In Würzburg wohnt der Friedberger in einer Vierer-WG in der Sanderau mit seinem Teamkollegen Linus Dürr und zwei Studierenden. Der Wechsel der Wohnsituation sei krasser gewesen als der sportliche. "Ich habe im September geheiratet und mit meiner Frau zusammengewohnt. Jetzt hole ich das Studentenleben nach, das ich so richtig nie hatte." Dass er mal in einem Fragebogen seines Ex-Klubs unter der Rubrik "Das kann ich gar nicht" Putzen angegeben hat, hat er vergessen. Er lacht. "Für eine WG reichen meine Skills."
Am Ende des Gesprächs äußert Jonas Link noch eine Bitte. "Ich hab im Lockdown mit Freunden den Angelschein gemacht und gehe gerne Spinnfischen, nur weiß ich nicht, wo das am Main geht. Vielleicht können wir in der Main-Post einen Aufruf starten, damit sich Angler bei mir melden." Bitte, gern geschehen.