Alles hat ein Ende. Nur die Wurst hat zwei. Das wusste schon der deutsche Musikant Stephan Remmler im vergangenen Jahrtausend. Es liegt in der Genetik einer Serie, dass sie enden wird. Immer. Irgendwann. Für Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg kam das Irgendwann am Mittwochabend. Nach sieben Siegen am Stück unterlagen die Baskets bei den Niners Chemnitz mit 82:88 (43:38). Und das letztlich auch noch unnötig. Alleine schon deshalb, weil die Würzburger gleich 14 (!) Freiwürfe haben liegen lassen. Die Hausherren nur zwei.
Dabei legten die Baskets los, als gäbe es kein Morgen: Nach knapp vier ausgeglichenen Minuten übernahmen sie das Kommando. Und wie. Mit einem 15:3-Lauf, für den William Buford, Cameron Hunt und Filip Stanic verantwortlich zeichneten, warfen sich die Gäste die erste zweistellige Führung heraus (20:10). Die baute Julian Albus dann mit einem feinen Dreier gar bis auf 18 Zähler aus: 38:20, die höchste Führung in der gesamten Partie.
Dann freilich erinnerten sich die Hausherren daran, was sie in dieser Spielzeit zu dem vielleicht größtmöglichen Überraschungsteam der Liga machte: Kamen sie zuvor – auch aufgrund einer sehr physischen und aggressiven Verteidigung der Würzburger – kaum einmal zu einfachen Abschlüssen und konsequenterweise deshalb auch nur zu wenigen Körben, erhöhten sie fortan die Intensität. Und stellten in der Defensive auf Zonenverteidigung um. Das zeigte Wirkung.
Den 16:1-Lauf der Hausherren, die ihren 18-Punkte-Rückstand bis auf drei Zähler einschmelzen konnten (36:39), stoppte dann William Buford, der vor allem in der ersten Hälfte erneut zeigte, wie wichtig er für diese Mannschaft ist. Mit einer Fünf-Punkte-Führung durften die Baskets, bei denen Desi Rodriguez überraschenderweise doch auflief, aber offensichtlich ziemlich angeschlagen zur Tat schreiten musste, dann dennoch in die Halbzeit gehen.
The Trend is your Friend, sagen Basketballer gerne. Und deshalb ging es nach dem Pausentee erst einmal munter weiter – im Sinne der Gastgeber. Innerhalb von zwei Minuten und dank eines 7:1-Laufs drehten die Chemnitzer die Partie und übernahmen die Führung (45:44). Zwar hielten die Baskets dann dank Buford und Hunt, der mit 19 Punkten erneut Topscorer der Begegnung wurde, noch dagegen – aber nachdem Jonas Richter die Hausherren zur Mitte des dritten Viertels wieder in Führung geworfen hatte, zogen die Chemnitzer erst einmal ein wenig davon (58:49). Das gelang ihnen natürlich vor allem auch deshalb, weil den Baskets in den ersten gut sechs Minuten des dritten Abschnitts gerade einmal sechs Pünktchen gelangen.
In den Schlussabschnitt gingen die Würzburger dann dennoch mit einem hauchdünnen Vorsprung (64:63). Es war die logische Konsequenz in einer zwar nicht immer hochklassigen, aber stets spannenden, unterhaltsamen und sehr intensiven Partie, die die Baskets letztlich an der Freiwurflinie herschenkten. "Es hat trotzdem Spaß gemacht, hier vor diesem Publikum zu spielen", meinte Würzburgs Center Filip Stanic, der gegen seinen ehemaligen Klub, bei dem er in der vergangenen Saison verletzungsgeplagt nur Geisterspiele kannte, zwar einen insgesamt sehr ordentlichen Auftritt hinlegte (14 Punkte, fünf Rebounds) – aber eben auch nur zwei seiner acht Freiwürfe versenkte.
Durch ihren 20. Saisonsieg haben die Chemnitzer ihre Play-off-Teilnahme praktisch eingetütet. Weil Braunschweig zeitgleich zum Spiel der Baskets deutlich in Gießen gewann (82:66), steht aufgrund der Basketball-Arithmetik der ehemalige deutsche Meister Frankfurt bereits jetzt als erster Absteiger dieser Saison fest. Und die Hoffnungen vom ehemaligen Würzburger Florian Koch und seinen Gießenern auf den Klassenerhalt sind nunmehr letztlich nur noch theoretischer Natur.
Alles Sorgen, die die Baskets inzwischen nicht mehr umtreiben brauchen. Ihr Verbleib in Deutschlands Premiumklasse ist seit Ostern gesichert. Die restlichen vier Partien bis zum Maifeiertag sind reines Schaulaufen – wenngleich Stanic ankündigte: "Wir ziehen das durch und wollen weiter jedes Spiel gewinnen."