Vor gut zwei Monaten stand Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg auf Platz 17 der Bundesliga-Tabelle. Nur der gewonnene direkte Vergleich gegen Oldenburg hatte den Klub davor bewahrt, ans Tabellenende abzustürzen. Dazu hatte das Team, das nach einer Corona-Pause wieder in den Spielbetrieb eingestiegen war, gerade beim direkten Konkurrenten in Braunschweig das zwölfte Pflichtspiel in Folge verloren.
Wenig deutete damals darauf hin, dass Mitte April der Klassenerhalt unter Dach und Fach sein und im ganzen Verein eine Art Aufbruchsstimmung herrschen würde.
Maßgeblichen Anteil daran hat sicher Trainer Sasa Filipovski, von dem, hörte man genau genug hin, die Spieler schon damals schwärmten. "Die harte Arbeit, die wir reingesteckt haben, zahlt sich nun aus", sagte Filipovski im Laufe der nunmehr seit sieben Spielen andauernden Siegesserie. Seit dem 110:97 (56:54)-Erfolg gegen die Gießen 46ers vom Karsamstag, können die Würzburger auch rechnerisch nicht mehr absteigen. Fragen und Antworten zur erfolgreichen Entwicklung bei den Baskets.
Was hat bei den Würzburger Baskets gegen Gießen funktioniert, was nicht?
110 Punkte sind nicht nur Saison-, sondern sogar Vereinsrekord für die Baskets. Genau wie die sieben Siege am Stück innerhalb einer Saison. "Jeder hat offensiv seinen Beitrag geleistet", sagte Filipovski nach der Partie. Besonders beeindruckend: Seit dem Trainerwechsel sind die Würzburger zu Drei-Punkte-Experten geworden: Gegen Gießen waren es zehn Dreier bei 16 Versuchen (63%). Auf die Saison gesehen haben die Baskets mittlerweile die beste Dreierquote der Liga, nehmen allerdings immer noch die wenigsten Versuche.
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Nicht zufrieden war Filipovski mit der Verteidigungsleistung seiner Spieler. Besonders Gießens Aufbauspieler Kendale McCullum bekamen die Würzburger nicht in den Griff. "Wir haben ihn zu nah an unseren Korb kommen lassen", erklärte Filipovski. Immer, wenn der Guard dann in die Zone kam, wollte Filipovski einen sogenannten "vertical switch" von seiner Mannschaft sehen, also dass der aushelfende Centerspieler McCullum übernimmt und McCullums Verteidiger zum frei gewordenen Center der Gießener rotiert. "Wir haben das nicht gut gemacht, deshalb haben sie einige freie Dunkings bekommen", so Filipovski. Erst im Schlussviertel lief es defensiv besser. "Vielleicht lag es daran, dass wir intensiver verteidigt haben, vielleicht wurden sie aber nach drei Spielen in sechs Tagen müde."
Was hat Würzburgs Trainer Sasa Filipovski verändert?
Vor allem hat der Slowene der Mannschaft wieder Selbstvertrauen eingehaucht. Häufig hatten die Würzburger in den ersten Saisonmonaten in wenigen Minuten sämtliche Siegchancen verspielt. Solche Negativläufe, wie sie auch am Samstag vorkamen, bringen die Mannschaft nun nicht mehr aus dem Konzept. Als Gießens Martins Laksa mit drei Dreiern in Folge die Würzburger Führung zunichtemachte, rief Filipovski sein Team zur Auszeit. Und dann stoppte William Buford mit einem erfolgreichen Dreier die Serie der Gastgeber. Womit wir schon beim nächsten Thema wären.
Ist der Kader von s.Oliver Würzburg besser als zu Saisonbeginn?
Definitiv. Charles Callison und Malik Abu passen deutlich besser als der weiterhin verletzte Aigars Skele und die beiden Nachverpflichtungen Kerron Johnson und Tomasz Gielo. Dazu kommt: Luciano Parodi ist fit und deutet an, über welches Spielverständnis und welche Passqualitäten er verfügt.
Die größte Leistungssteigerung haben aber zwei US-Amerikaner hinter sich. "William Buford hat seine Ernährung umgestellt, Gewicht verloren und ist nun fit", berichtet Filipovski. Buford, der am gegen Gießen 13 Zähler und fünf Vorlagen beisteuerte, fühle sich nun endlich gut und sei der Spieler, den der Klub damals verpflichten wollte.
Die Entwicklung von Cameron Hunt bezeichnete Filipovski gar als fantastisch. Wenn im Sommer aus dem "Zahnstocher ein Baum" werde, sei das der nächste Schritt für Hunt, der am Samstag mit 28 Punkten Würzburgs Bester war.