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Basketball: Bundesliga
Die Baskets schlagen sich wacker – und verlieren
Das 83:95 in Hamburg spiegelt nicht wirklich die Kräfteverhältnisse in der Partie von s.Oliver Würzburg bei den Towers wider. Der Trainer spricht von einem richtigen Schritt.
Enttäuscht: Perry Jones III. (links) und Murphy Holloway nach der Niederlage von s.Oliver Würzburg bei den Hamburg Towers.
Foto: HMB Media/Julien Becker | Enttäuscht: Perry Jones III. (links) und Murphy Holloway nach der Niederlage von s.Oliver Würzburg bei den Hamburg Towers.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:19 Uhr

Also, wenn das jetzt 80 Prozent waren, wie er sein aktuelles Leistungsvermögen unmittelbar vor der Partie selbst eingeschätzt hatte, dann brauchen sie sich definitiv keinerlei Sorgen mehr zu machen um den Erhalt der Liga. Auch wenn theoretisch der Abstieg noch immer drohen kann – der erscheint selbst nach der 83:95 (44:50)-Niederlage allenfalls rechnerisch noch möglich. Zumal, wenn man berücksichtigt, dass Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg es in seinen verbleibenden fünf Spielen dieser Runde nur noch einmal mit einem ähnlichen Schwergewicht zu tun bekommt wie am Freitagabend in Hamburg mit den Towers, gegen die Spielmacher Robert Lowery eben nicht nur andeutete, wie wichtig er sein kann für die Baskets. Sondern vielmehr bewies, dass er auf dem besten Wege ist zurück zu alter Stärke.

"Mit ihm werfen wir nun mal den Ball deutlich seltener zum Gegner, wir sind wesentlich stabiler, und auch andere Spieler wie Cameron Hunt oder Tyson Ward profitieren von ihm und können sich auf ihre Stärken besinnen und sie ausspielen", analysierte Baskets-Trainer Denis Wucherer dann kurz vor Beginn der langen Heimfahrt am Telefon. Es waren eben nicht nur die 17 Punkte und seine drei Rebounds sowie drei Vorlagen, die Lowery in der Hansestadt so wertvoll machten für die Würzburger. Vielmehr seine Präsenz in der Verteidigung und seine Organisation der Offensive halfen den Baskets, über ganz weite Strecken der Partie sehr ordentlich mitzuhalten mit den bereits für die Play-offs qualifizierten Gastgebern.

Die Hanseaten sind die größten Balldiebe der Liga und provozieren die meisten Ballverluste bei den Gegnern, im Schnitt deren 17 in jeder Begegnung. Die Baskets verloren am Freitag lediglich zwölf Mal die Kugel (im Saisonschnitt tun sie das stets über 15 Mal), davon allerdings für sie schmerzhafterweise ein paar Mal zu oft im Schlussabschnitt. Bis dahin hatten sich die Würzburger gerade einmal 46 Stunden nach dem 82:78-Überraschungssieg gegen Bamberg durchaus wacker geschlagen.

Rob Lowery (am Ball) verlieh dem Spiel der Baskets Stabilität.
Foto: HMB Media/Julien Becker | Rob Lowery (am Ball) verlieh dem Spiel der Baskets Stabilität.

Auch wenn die Hausherren praktisch das gesamte Spiel über meist in Führung lagen, die sie kurz nach Alex Kings erstem Dreier 20 Sekunden nach dem Sprungball übernahmen und bis auf ein kurzzeitiges Remis (33:33) auch nicht mehr hergaben, sondern zwischenzeitlich sogar auf zwölf Punkte mal ausbauten - die Baskets ließen sich in dieser zwar nicht zwingend beständig hochklassigen, jedoch durchaus sehr unterhaltsamen Begegnung zu keinem Punkt wirklich abschütteln. Näherte sich der Rückstand mal dem zweistelligen Bereich oder geriet kurz darüber, hatten Wucherers Schützlinge stets eine Antwort parat und bissen sich wieder heran.

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Als "über weite Strecken absolut okay" und einen "Schritt in die richtige Richtung" bezeichnete Wucherer den Auftritt, an dessen Ende die 20. Saisonniederlage stand, die tatsächlich deutlicher und vielleicht sogar "ein bisschen zu hoch" ausfiel als das Kräftemessen tatsächlich war. "Mal gewinnst du so ein Spiel, mal verlierst du's", meinte der Baskets-Coach, der dennoch davon überzeugt war, dass die Seinen "35, 36 Minuten lang genug richtig gemacht haben". Am Schluss fehlte den Baskets trotz ihrer zwischenzeitlich außerordentlich guten Wurfquote, vor allem aus der Ferne, genau von jenseits der 6,75-Meter-Linie einfach auch ein wenig das Wurfglück, als bei drei oder vier Versuchen das Spielgerät eben nur am Ring landete oder darauf herumtanzte – und eben nicht hindurchrauschte.

"Ja, letztlich fehlte einfach auch ein wenig das Glück", sagte Wucherer, der aber nicht nur die Offensive meinte, sondern vor allem auch den Kampf unterm eigenen Brett: "Da gehört halt auch dazu, dass der Ball dann mal eher zu uns springt, oder wir auch das eine oder andere Mal ein bisschen beherzter zugreifen müssen. Vermutlich beides." Insofern war es natürlich sehr schade für die Baskets, dass ihr Center Murphy Holloway nach seiner Gala-Vorstellung gegen Bamberg ihnen diesmal "nicht doch ein bisschen mehr geben konnte".

Ein das Spiel mitentscheidender Akteur war Hamburgs Patrick Spencer, der sein Bundesligadebüt gab. Und was für eines: 18 Punkte, sieben Rebounds legte der Mann auf, den die Baskets gar nicht auf dem Plan haben konnten, weil er eigentlich nur zum Trainingskader der Towers gehörte. Der 24-jährige Amerikaner galt eigentlich als ganz heißer Kandidat, in einer der beiden Lacrosse-Profiligen in seiner Heimat unterzukommen. Dass er auch ohne einen kescherartigen Netzschläger einen (Gummi-)Ball ordentlich behandeln kann, bewies er sehr eindrucksvoll.

Konnte gerade einmal knapp sieben Minuten mittun: Der Ex-Würzburger Kameron Taylor musste früh verletzungsbedingt zuschauen.
Foto: HMB Media/Julien Becker | Konnte gerade einmal knapp sieben Minuten mittun: Der Ex-Würzburger Kameron Taylor musste früh verletzungsbedingt zuschauen.

Spencer kam freilich vermutlich auch nur deshalb auf seine gut 24 Minuten Spielzeit und derart in Fahrt, weil sich Hamburgs in dieser Saison überragender Akteur früh verletzte: Gerade einmal sechs Minuten und 45 Sekunden waren Kameron Taylor auf dem Parkett vergönnt, eher er nach einem Duell unterm Korb bei der Landung ziemlich dämlich umknickte. Und fortan das Geschehen mit einem Handtuch auf dem Kopf und seinem Bein auf einen Stuhl gelegt von außen betrachten musste. In dieser kurzen Zeit hatte er bereits zehn Punkte erzielt und zwei Vorlagen gegeben.

Taylor, neben Johannes Richter, der nach zweieinhalbmonatiger Verletzungspause, weil ihm ein Teil der Kniescheibe abgebrochen war, sich gerade zurückkämpft und in gut sieben Minuten auf vier Punkte kam, ist der zweite Hamburger, der auch schon für die Baskets Körbe verteilte. Die haben nun knapp eine Woche Zeit, ehe sich ihnen in Braunschweig (29.4, 19 Uhr) die Chance bietet, den Klassenerhalt endgültig einzutüten.

Das Restprogramm der Baskets

Fünf Partien haben die Baskets in dieser Saison noch vor der Brust (H = Heimspiel, A = Auswärtsspiel):
Do., 29.4., 19 Uhr: Braunschweig (A)
So., 2.5., 20.30 Uhr: Berlin (H)
Mi, 5.5., 20.30 Uhr: Chemnitz (H)
Fr., 7.5., 19 Uhr: Frankfurt (H)
S0., 9.5., 15 Uhr: Vechta (H)
Quelle: bbl
 
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