Zwei Tage vor Ablauf der Wechselfrist an diesem Samstag (31. März) hat Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg seine letzte Nachverpflichtungsoption gezogen und Kameron Taylor vom Drittligisten Dragons Rhöndorf unter Vertrag genommen. Der US-Amerikaner war in der abgelaufenen ProB-Saison im Farmteam von Erstligist Telekom Baskets Bonn mit durchschnittlich 23,4 Punkten, 7,9 Rebounds und 5,6 Rebounds pro Partie der effektivste Spieler der gesamten Liga und unterschrieb in der Domstadt bis Saisonende. „Kameron hat uns schon vor einigen Wochen im Probetraining beeindruckt, er kennt Deutschland und hat viel Potenzial. Er ist ein großer und athletischer Guard, der variabel auf mehreren Positionen eingesetzt werden kann. Wir gehen davon aus, dass er uns weiterhelfen wird“, wird der zum Saisonende scheidende Baskets-Cheftrainer Dirk Bauermann in einer Klub-Pressemitteilung zitiert.
Ein weiterer Guard
Mit Taylors Verpflichtung steht auch fest, dass sein Landsmann Miles Jackson-Cartwright, der die letzten vier Würzburger Erstliga-Partien mit einer Aushilfslizenz für maximal fünf Spiele bestritten hat, künftig nicht mehr im Baskets-Kader stehen wird. Der Spielmacher wird bei Kooperationspartner TG s.Oliver Würzburg gebraucht, der in der Play-down-Runde der ProB noch um den Klassenerhalt kämpft. Die Rhöndorfer ihrerseits schieden kürzlich in den ProB-Play-offs gegen Wolfenbüttel aus – damit war der Weg frei für eine Verpflichtung Taylors.
Dass die Baskets nochmals auf dem Transfermarkt tätig werden würden, hatte sich nach den Verletzungen von Kapitän Kresimir Loncar (Handverletzung) und Nationalspieler Robin Benzing (Knöchelverletzung) abgezeichnet. Die beiden besten Werfer im Team – beide jeweils 2,10 Meter groß – werden wohl bis Saisonende ausfallen. Überraschend ist allerdings, dass der Klub nicht einen „langen Mann“, sondern einen weiteren Guard ins Team holt.
„Natürlich waren wir nach den Verletzungen von Kreso und Robin intensiv auf der Suche nach einer Verstärkung für die großen Positionen. Der Markt gibt aber aktuell keinen Spieler der benötigten Qualität her, der uns weiterhelfen könnte. Außerdem haben wir mit Leon Kratzer, Owen Klassen und Dejan Kovacevic ja auch noch drei Big Men im Kader“, so Bauermann.
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Letztlich auch eine Preisfrage
Letztlich dürfte es wohl aber auch eine Preisfrage gewesen sein, einen echten Hochkaräter für den Rest der Saison bei eher nur noch vagen Play-off-Chancen zu verpflichten. Taylor ist diese Saison bereits der elfte (!) Ausländer, der für die Baskets auf Korbjagd gehen wird.
Für den 1,98-Meter-Mann wiederum ist das Engagement in Würzburg die Chance, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen – vielleicht sogar für einen Verbleib über das Saisonende hinaus. Taylor trainierte diese Saison bereits kontinuierlich mit dem Bonner Profi-Kader und soll mit seinen starken Leistungen bereits das Interesse anderer Erstligisten geweckt haben, etwa von Braunschweig berichtete jüngst der „Bonner General-Anzeiger“. Und auch die Bonner selbst wollten Taylor gerne in ihren Kader holen. „Wir hatten ihm angeboten, als siebter Ausländer zu uns zu kommen, hatten ihm aber keine sichere Spielzeit in Aussicht gestellt“, sagte Baskets-Sportmanager Michael Wichterich der „Kölnischen Rundschau“. Das war Taylor offenbar zu wenig, zumal er das Würzburger Angebot auf dem Tisch liegen hatte.
In den beiden ProB-Duellen mit dem Baskets-Farmteam glückten dem 23-Jährigen Amerikaner übrigens 46 Punkte, 18 Rebounds, zehn Korbvorlagen und zehn Ballgewinne. Und einen Termin dürfte er sich bereits jetzt dick im Kalender angestrichen haben: Am Sonntag, 22. April, trifft Taylor um 20.15 Uhr in der s.Oliver Arena mit seinem neuen Klub auf Bonn. Seine Premiere im Baskets-Dress wird Taylor am Ostersonntag um 15 Uhr beim Tabellenzweiten Alba Berlin feiern.
Das offensivstärkste Team
Am 27. Spieltag kommt es in der Mercedes-Benz Arena zum Duell der beiden einzigen Mannschaften, die in dieser Runde Spitzenreiter FC Bayern München besiegten, die Berliner am vergangenen Sonntag in der Landeshauptstadt sogar mit 19 Punkten Differenz (91:72). „Die Aufgaben der kommenden Wochen sind durch die zwei Verletzungen natürlich nicht einfacher geworden. Die Jungs haben aber sehr gut trainiert und sind voll fokussiert auf das Spiel am Sonntag. Es wird sehr interessant sein zu sehen, wie wir mit dieser Herausforderung umgehen. Der Sieg in München hat den Berlinern sicher noch mehr Selbstvertrauen gegeben“, sagt Bauermann.
Die Albatrosse haben zwölf Partien in Folge gewonnen – zuletzt am Gründonnerstag in Erfurt mit 98:68. Durch den Sieg mit 30 Zählern Vorsprung konnten die Berliner an Ludwigsburg vorbeiziehen: Sie sind mit 88,2 Punkten pro Partie nun das offensivstärkste Team der Liga.