Gegen Crailsheim, in Frankfurt, gegen Heidelberg, in Göttingen, gegen Chemnitz, in Bayreuth und nun in Gießen. s.Oliver Würzburg hat am Samstagabend in der Basketball-Bundesliga den siebten Erfolg in Serie eingefahren und damit auch rechnerisch den Klassenerhalt perfekt gemacht. Bei noch sechs verbleibenden Partien können die Gießener nun wegen des verlorenen direkten Vergleichs nicht mehr an den Würzburgern vorbeiziehen. Topscorer beim 110:97 (54:56)-Auswärtserfolg war Cameron Hunt, der nicht nur 28 Punkte erzielte, sondern auch acht seiner zehn Würfe traf und all seine acht Freiwürfe verwandelte.
Würzburgs Trainer Sasa Filipovski war zwar glücklich über den Sieg, aber alles andere als zufrieden mit der Verteidigungsleistung seiner Mannschaft. Seine Spieler dürften sich glücklich schätzen, dass bereits am Mittwoch die Auswärtspartie in Chemnitz ansteht. Ansonsten stünde ihnen wohl eine harte Trainingswoche bevor. "Ich bin sehr froh über den Sieg, auch wenn unsere Defense heute nicht gerade auf hohem Niveau war", sagte der Slowene nach dem Spiel.
Offensiv-Spektakel vor schwachem Zuschauerinteresse in Gießen
Von Beginn an war es ein wahres Offensiv-Spektakel in der Sporthalle Gießen-Ost. Denn die Gastgeber stämmten sich erstaunlich intensiv gegen den fast feststehenden Abstieg. Jedenfalls intensiver als es die 1422 Zuschauenden in der nur spärlich besetzte Sporthalle Ost, die einst für ihre prächtige Stimmung bekannt war, wohl erwartet hatten.
Immer wieder in Ekstase versetzte die Fans Lokalmatador und Eigengewächs Tim Uhlemann. Er erzielte 13 Punkte, in der gesamten Saison waren es bisher erst deren 18. "Wir waren auf ihn vorbereitet, obwohl er bisher nur eine kleine Rolle gespielt hat, aber wir haben schlecht gereboundet und es ihm zu einfach gemacht", kommentierte Würzburgs Trainer Sasa Filipovski den Karrierebestwert des 23-Jährigen. Apropos Bestwerte. Die Würzburger selbst stellten an diesem Abend gleich zwei auf. 110 Punkte sind Vereinsrekord in der BBL, sieben Siege in Serie innerhalb von einer Saison ebenfalls. Getoppt wurde Uhlemann auf Gießener Seite nur von Nuni Omot (18 Punkte) und Kendale McCullum (21 Punkte).
Würzburgs Trainer Filipovski erklärt seine Taktik
Der US-Amerikaner McCullum war wie schon in den letzten Monaten Dreh- und Angelpunkt des Gießener Spiels. Zu seinen 21 Punkten lieferte er 15 direkte Korbvorlagen. Allerdings verfehlte er auch all sein fünf Dreipunktwürfe und traf insgesamt nur acht seiner 24 Würfe. Die Würzburger versuchten bei McCullum konsequent unter den Blöcken herzugehen. "Das hat funktioniert, aber wir haben ihn dann zu tief in die Zone gelassen", analysierte Filipovski, der dem Gießener Aufbauspieler auch Respekt zollte: "Er ist ein guter Spieler. Wenn er noch gut werfen könnte, würde er wahrscheinlich Euroleague spielen."
Die Baskets, die erneut ohne den weiterhin verletzten Aigars Skele antraten, waren an diesem Abend aber vor allem sehr wehrhaft. Den frühen 2:8-Rückstand glichen sie mit konsequenter Offensive unter dem Korb aus. Auch als Martins Laksa zu Beginn des zweiten Viertels mit drei Dreiern die Baskets-Führung schnell egalisierte, fanden sie eine Antwort.
s.Oliver Würzburg mit besserer Verteidigung im Schlussviertel
Und zu Beginn des Schlussviertels dann die wohl beispielhafteste Szene. Craig Moller, der, weil sich Desi Rodriguez bei einer Offensiv-Aktion am Nacken verletzte, viel Einsatzzeit bekam, wurde im Angriff mit einem Offensiv-Foul bedacht. Er hatte sich zu vehement gegen den zu Boden gehenden McCullum in Position gebracht. Was der Australier von der Entscheidung und seinem Gegenspieler hielt, war an seiner Mimik und Gestik gut abzulesen: Es war nicht sonderlich viel. Doch statt mit den Schiedsrichtern zu diskutieren, blockte er McCullum auf der Gegenseite spektakulär und schloss mit einem Korbleger eine aus Würzburger Sicht letztlich erfolgreiche Sequenz ab.
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Es war der Startschuss in ein Schlussviertel, das schon eher dem Geschmack Filipovskis entsprach. "Wir haben sie auf 14 Punkte gehalten. Das war gut", sagte er im Anschluss an die Partie trocken. So zogen die Würzburger nachdem es mit 83:83 ins Schlussviertel gegangen war, Punkt für Punkt davon und es war Will Buford, der per Dunking gut zwei Minuten vor Schluss zum ersten Mal so halb den Deckel auf die Partie machte, den Cameron Hunt schließlich per Dreier zudrückte. Es dürfte der erste Dunking des 32-Jährigen Buford, der sich die gesamte Saison mit Knieproblemen herumplagte, gewesen sein. Seit er nach einer Ernährungsumstellung zuletzt einiges an Gewicht verloren hat, zeigt er, warum er im Sommer als Königstransfer der Würzburger galt.
Folgt der achte Sieg in Chemnitz?
Das 27:14 im Schlussviertel war nach dem 19:14 gegen Bayreuth und dem 20:17 gegen Chemnitz das dritte gewonnene letzte Viertel in Folge für die Unterfranken. Zu Beginn der Saison hatte den Baskets das letzte Viertel häufig Spiele gekostet. Nun scheint es zu einer Stärke geworden zu sein. Ob das und das gewonnene Selbstvertrauen auch für den achten Sieg in Folge reichen, wird sich am Mittwoch zeigen. Dann gastieren die Würzburger beim Playoff-Aspiranten in Chemnitz, den sie Anfang April in der tectake-Arena besiegt hatten.