zurück
Basketball: Bundesliga
Wenn Baskets-Trainer Sasa Filipovski sogar beim Humba-Gehampel mittanzt
Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg hat in den jüngsten Wochen eine erstaunliche Entwicklung genommen. An diesem Samstag könnte er seine letzten Abstiegssorgen entsorgen.
Baskets-Trainer Sasa Filipovski nach dem 81:71-Erfolg gegen Chemnitz am vergangenen Sonntag.
Foto: Heiko Becker | Baskets-Trainer Sasa Filipovski nach dem 81:71-Erfolg gegen Chemnitz am vergangenen Sonntag.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 09.02.2024 06:11 Uhr

"Wir wollen den Trainer sehen, wir wollen den Trainer sehen." Zumindest gefühlt ist es Ewigkeiten her, dass diese Rufe durch die Halle im Süden Würzburgs schallten. Und das hat nicht das Geringste mit der Pandemie und den vielen Geisterspielen in der Vergangenheit zu tun. Die Fanklubs von s.Oliver Würzburg trugen ihre Forderung lautstark vor am vergangenen Sonntagnachmittag, als der Basketball-Bundesligist mit dem 81:71 gegen Chemnitz den fünften Sieg in Serie feiern durfte.

Sasa Filipovski war da bereits in die Kabine geeilt. Baskets-Manager Kresimir Loncar folgte ihm dann und überbrachte dem Slowenen den Wunsch der Anhängerschaft. Dem konnte und wollte sich der 47-Jährige natürlich nicht verschließen. Dass er dann freilich mit den Spielern auch noch das Sieges-Humba-Herumgehampel mitmachte, konnte so freilich nicht einmal der durch die rot-weißeste Vereinsbrille Blickende erwarten.

"Ich hatte nicht vor zu tanzen", sagt Filipovski unter der Woche darauf. Improvisiert war's. "That was the flow", sagt der in Ljubljana geborene Trainer, der von sich behauptet: "Usually I am a shy guy, no showman." Ein schüchterner Kerl also, der nicht gerne im Mittelpunkt steht. Dennoch gibt er zu, dass es ein "großes Vergnügen" war, Teil dieser Fan-Spieler-Tradition gewesen zu sein.

Es sei etwas, das man nicht in Worte packen könne, sondern erleben müsse, wenn die Anhänger den Namen des Trainers rufen. Und dann gibt Filipovski noch einen Einblick in sein Seelenleben in diesen Momenten: "Es war schon ein sehr gutes Gefühl, wenn du siehst, dass die Fans auch etwas erkennen, weil es eine Befriedigung ist, wenn du merkst, dass deine Arbeit wertgeschätzt wird."

Der Trainer würde gerne in Würzburg bleiben – ob er das auch tut, steht derzeit in den Sternen

Das tun mittlerweile nicht nur die Anhänger, sondern auch der Klub, der ihn gerne auch nach dieser Saison weiterverpflichten würde. Filipovski sagt, er würde auch gerne bleiben, obwohl er andere Angebote habe. Es ist – wie meistens im Profisport – letztlich vor allem eine Frage des Geldes und der Perspektiven.

Dabei sah es nach Filipovskis Verpflichtung vor Weihnachten erst einmal gar nicht nach einer größeren Erfolgsgeschichte aus, weil es die folgenden Wochen mit einer coronabedingten Pause vor allem ergebnistechnisch ordentlich weiterrumpelte.

Den 90:89-Sieg gegen Bamberg Anfang Februar nach zwölf Pflichtspiel-Niederlagen in Serie und den nicht minder überraschenden 93:90-Erfolg gegen Bonn zehn Tage später darf man wohl als Art Knotenlöser betrachten. Nach den zwei folgenden Niederlagen gegen Ulm und dem zwischenzeitlichen Absturz auf den letzten Platz haben die Baskets seitdem fünf Erfolge hintereinander eingefahren. Nur Tabellenführer Bonn hat eine um einen Sieg längere Serie.

Wobei nicht alleine die Summe der Erfolge am Stück beeindrucken, sondern mehr noch die zumindest oft dominante und souveräne Art, wie diese nicht nur bisweilen leidenschaftlich erkämpft, sondern auch herausgespielt wurden, siehe Crailsheim, Heidelberg, Göttingen, siehe Chemnitz. Und nun, am Samstag um 18 Uhr, geht es also für den Vierzehnten zum Zwölften Bayreuth, der zwar ein Spiel und einen Sieg mehr hat als die Baskets – aber seine jüngsten sieben Partien auch verloren hat.

Die Bemerkenswerteste davon: die jüngste. Bestimmt hat auch Sasa Filipovski in seiner Karriere nicht allzu häufig eine solche Begegnung gesehen. Nach drei Vierteln auf Augenhöhe, wobei sie das zweite (20:20) und dritte (14:14) völlig ausgeglichen gestalteten, gingen die Oberfranken bei Meister Alba Berlin mit einem Drei-Punkte-Rückstand (49:52) in den Schlussabschnitt. Mit 34 Zählern Differenz (53:87) schlichen sie dann vom Parkett.

In den letzten acht Minuten und 41 Sekunden erzielten die Bayreuther keinen einzigen Punkt mehr, Berlin dagegen 32. Trainer Raoul Korner war fassungslos und sprach davon, dass seine Mannschaft "implodiert" sei: "Das war wie Patient tot." Zur ganzen Wahrheit gehört freilich auch, dass die Wagnerstädter in dieser Saison von Verletzungen gebeutelt sind, im Grunde noch ein wenig mehr als die Baskets, in deren Lazarett sich die Akteure ja auch ständig die Klinke in die Hand gaben. Und noch immer geben.

Cameron Wells (am Ball) im Hinspiel gegen gegen Würzburgs Luciano Parodi.
Foto: Heiko Becker | Cameron Wells (am Ball) im Hinspiel gegen gegen Würzburgs Luciano Parodi.

Jüngstes Opfer bei den Bayreuthern: Cameron Wells. Der 33-jährige Ex-Würzburger ist vermutlich der größte Pechvogel dieser Saison: Erst setzte ihn Corona außer Gefecht. Dann kämpfte er sich wieder heran. Zu viel des Gutgemeinten. Es folgte eine Herzmuskelentzündung, die ihn wochenlang ins Krankenlager zwang. Zuletzt, nachdem er sich seinem unbestreitbar enormen und in Würzburg so oft bewiesenen Leistungsvermögen endlich wieder angenähert hatte, brach er sich nun das Handgelenk an. Saison beendet.

Bei den Würzburgern wird weiterhin Aigars Skele fehlen, Kapitän Felix Hoffmann (Sehne im Knöchel), Julian Albus (Fuß) und Desi Rodriguez (Nacken) sind genauso wie Luciano Parodi nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. Sie wurden unter der Woche im Training abwechselnd geschont.

"Respekt" hat Filipovski vor den Bayreuthern, vor allem vor Korner: "Ein Trainer mit viel Erfahrung, gegen den ich schon mit Banvit in der Champions League gecoacht habe. Er lässt System-Basketball spielen und hat viele taktische Varianten, offensiv wie defensiv."

Die Baskets könnten am Samstag ihre letzten Abstiegssorgen in die Tonne treten

Der Baskets-Trainer weiß auch: "Wir haben ein junges, relativ unerfahrenes Team, also müssen wir aufpassen, dass wir zwar selbstbewusst auftreten, aber nicht überheblich, nur weil wir nun ein paar Spiele hintereinander gewonnen haben. Das ist wichtig." Angst davor, die Seinen könnten zu viel Hochmut an den Tag legen, hat er nicht, weil er davon überzeugt ist: "Wir haben keine arroganten Spieler. Aber es besteht immer die Gefahr, zu relaxed an die Sache heranzugehen."

Er hat sie daran erinnert, dass genau dies nicht passieren darf. Denn: Sollten die Baskets ihre Siegesserie tatsächlich fortsetzen, können sie etwaige, noch rudimentär vorhandene Abstiegssorgen endgültig in die Tonne treten.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Thomas Brandstetter
ALBA Berlin
Champions League
Entwicklung
Geisterspiele
Karriere und beruflicher Werdegang
Raoul Korner
Würzburg Baskets
s.Oliver Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • steve67
    Also ich finde den Stil erfrischend. Muss ja nicht immer nach dem Motto: "Des hömmer scho immer sou gmacht" laufen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin.Heberlein@gmx.de
    Sorry, aber da ich Kultur ebenso schätze wie Basketball, möchte ich von dem Herrn auch dort nichts lesen. Das hat die Kultur auch nicht verdient!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • hansfuchs
    Indem er die Humba, seit Jahrzehnten Teil der Würzburger Basketball-Fan-Kultur, durch den Zusatz „Gehampel“ diskreditiert, beweist der Autor wieder einmal, dass Berichte über die Spiele von s.Oliver Würzburg unter seiner Würde sind und er sich zu Höherem berufen fühlt.

    Werte Mainpost, erfüllen Sie ihm doch seinen Lebenstraum und versetzen Sie ihn ins Kultur-Ressort. Dort sind seine Auslassungen über Wagner-Opern viel besser platziert als in Spielberichten.

    Und zudem würden Sie damit gleich auch noch vielen Basketball-Fans einen großen Gefallen tun - nachlesbar in den einschlägigen Foren.

    Vielen Dank im Voraus!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • holle4es
    Ein ähnlicher Kommentar von mir zu seinem letzten Artikel wurde zensiert.....Als Basketballfan kommtan sich schon etwas veräppelt vor, wenn man das immer wieder lesen muss: Der Autor hat keinen Bezug zum Basketball, das lässt er oft genug durchblicken und der Schreibstil ist einfach nur unpassend für einen Sportreporter.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten