Wenn es noch einer Begründung bedurft hätte, weshalb die Baskets am Samstagabend völlig verdient auch ihren sechsten Sieg in Serie feiern durften, dann stehen diese Szenen gut siebeneinhalb Minuten vor Schluss als unwiderlegbare Beweise dafür parat: Erst versenkt Felix Hoffmann nach einem attraktiven Angriff mit vielen punktgenauen Pässen auf Vorlage von Abdul-Malik Abu aus der Ecke einen Dreier zur 72:66-Führung. Beim nächsten Angriff der Hausherren nutzt der Baskets-Kapitän einen nicht ganz genauen Pass und eine Unaufmerksamkeit der Bayreuther, spritzt dazwischen, klaut das Spielgerät. Und korblegt es nach seinem Alleingang-Fastbreak zum 74:66.
Wille. Kampf. Leidenschaft. Herzensangelegenheit. Die Unterschiede, die ein knappes Spiel entscheiden. Im Rückwärtslaufen schlägt sich Hoffmann – wie in den letzten Wochen häufig – mit der rechten Hand auf seine Brust. Ungefähr dorthin, wo das Herz sitzt. Auszeit Bayreuth.
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Dass Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg, der zuletzt vor über drei Jahren erstmals sechs Partien am Stück gewonnen hatte, anschließend nicht mehr wirklich etwas anbrennen ließ, obwohl Bayreuth noch zweimal auf vier Punkte herankam und 34 Sekunden vor Ultimo die Riesenchance vergab, auf zwei Zähler zu verkürzen, spricht inzwischen auch für die Entwicklung dieser Mannschaft: Sie hat gelernt, auch in Situationen, in denen es noch einmal brenzlich werden könnte, kühlen Kopf und die Nerven zu bewahren. Ja – zumindest mit Ausnahme des 69:61 gewonnenen Gewürges in Frankfurt.
Die anderen Siege seit Mitte März gegen Crailsheim, Heidelberg, Göttingen und Chemnitz waren souverän und erwachsen zu Ende eingetütet. Im Vergleich dazu fällt der jüngste 83:77-Erfolg in Bayreuth zumindest spielerisch etwas ab. Die Partie war weitestgehend, auch aufgrund des stets relativ knappen Ergebnisses, zwar spannend –aber ganz bestimmt nichts für Basketball-Gourmets: Dafür haben beide Teams viel zu viele Fehler gemacht und jeweils simpelste Punkte liegengelassen.
Sei's drum: Den Bayreuthern, die zum achten Mal in Folge verloren, kann es letztlich egal sein, weil sie nach Corona- und Verletzungsmiseren mittlerweile zwischen Baum und Borke hängen, also irgendwo im Niemandsland der Tabelle, zwischen Play-offs und Klassenkampf. Dorthin haben sich die Baskets nun auch emporgekraxelt mit elf Saisonsiegen und die Bayreuther sogar überholt, weil die bei genauso vielen Siegen eine Niederlage mehr haben.
Letztlich auch Wurst: Die rechnerischen Möglichkeiten für Klassenerhaltssorgen der Würzburger sollte nach diesem Wochenende einem Seminar für Utopie-freundlichen Mathematik-Studenten nach dem Vordiplom vorbehalten bleiben. Die Möglichkeit, noch einmal wirklich in die Bredouille zu geraten, erscheint aktuell so wahrscheinlich wie die Entdeckung von grünen Männchen auf dem Mars.
"Es ist keine Magie, es ist harte Arbeit", hatte Filipovski vor der Partie in Bayreuth gesagt. "Wir mussten geduldig sein" – um letztlich dann auch die Ernte einzufahren. "Die Spieler haben gemerkt, dass unsere harte Arbeit zur Fortschritten und Erfolgen führt. Und das freut mich natürlich jetzt sehr."
Mit der Begegnung in Bayreuth war Fiipovski natürlich nicht vollständig zufrieden, konnte er mit seinen Ansprüchen auch nicht sein – dennoch: Auch wenn er seine Spieler für den Sieg beglückwünschte und sich bei den mitgereisten Fans herzlich bedankte: "Sie haben auch auswärts, auch mit ihren Trommeln, für eine tolle Stimmung gesorgt. Danke dafür." Vor allem mit der ersten Hälfte haderte Filipovski.
Zurecht. Man könnte es so übersetzen, was Filipovskis am späten Abend dann sagte: "Wir waren in der ersten Hälfte zu fahrlässig. Die Spieler waren nach fünf Siegen in Folge zu bequem." Zur Halbzeit lagen die Würzburger noch mit acht Punkten hinten (42:50). "Wir hatten die Konzentration verloren", sagte Filipovski.
"In der Halbzeit haben wir es dann geschafft, die Einstellung ein wenig zu ändern, dann eine bessere Verteidigung zu spielen und vorne auch besser abzuschließen", analysierte er. Bei allen möglichen Kritikpunkten – unterm Strich bleibt tatsächlich, was der Trainer dann doch noch loslässt: "We really made a great job."
Ja, die Baskets haben den dringendsten Auftrag, Klassenerhalt, nach menschlichem Ermessen jedenfalls, spätestens jetzt erledigt: "Mission accomplished". Sozusagen.
Es stellen sich gerade nur auch noch die Fragen: "Back to the Future"? Geht es nächste Saison voran? Und wenn ja: Wie?