Der Sommer 2017, der der sonnigste ihres Sportlerlebens hätte werden sollen, war schon verhagelt, bevor er kalendarisch begonnen hatte. Die Ausläufer des Tiefs vom 10. Juni an der Lübecker Ostseeküste sorgten nicht nur im Wolfsrevier der DJK Rimpar für trübe Gemütslagen. Der verpasste Aufstieg durch die Niederlage gegen den VfL Bad Schwartau warf auch auf die hellen Urlaubstage seine dunklen, langen Schatten; sie reichten überallhin, wohin die Handballer reisten. Nach Italien, Frankreich, Kroatien, Bali oder auch in die USA. „Ich habe in der Türkei ganz schön mit dem Ende der letzten Saison gehadert“, erzählte etwa Kreisläufer Jan Schäffer. „Anfangs konnte ich überhaupt nicht abschalten. Tagsüber war ich innerlich unruhig, nachts habe ich schlecht geschlafen und geträumt. Erst nach zwei Wochen kam ich langsam runter.“
Gute Vorbereitung
„Was da passiert ist, hat schon sehr wehgetan und erst mal nachgewirkt“, gestand auch Kapitän Stefan Schmitt, der als frisch gebackener Ehemann mit 33 Jahren in den Herbst seiner Karriere geht, beim Start in die Vorbereitung Anfang Juli, die die Grün-Weißen traditionell mit einem Teambuilding-Wochenende aufnahmen. Da hatte sich der Schmerz allmählich verzogen und dem Stolz Platz gemacht wie Wolken der Sonne. „Für mich als Rimparer ist es der absolute Wahnsinn, was wir alles geschafft haben, welchen Weg wir zurückgelegt haben in den vergangenen zehn Jahren seit der Landesliga. Ich will mir diese sensationelle letzte Saison auch nicht durch den Nichtaufstieg kaputtmachen lassen.“
Knapp zwei Monate sind seither vergangen. „Das Erlebte hat uns noch mehr zusammengeschweißt“, sagt Spielmacher Benjamin Herth. Mit dem Ende des Sommers hat für die Wölfe Anfang September ihre fünfte Saison in der Zweiten Liga begonnen. Der 26:22-Sieg bei der HG Saarlouis bestätigte den guten Eindruck, den das Team von Trainer Matthias Obinger in der Vorbereitung hinterlassen hatte.
Dort standen zum Auftakt des Trainingslagers im oberbayerischen Weilheim und zum Abschluss der Testphase in Leonberg zwei Siege gegen die Drittligisten TuS Fürstenfeldbruck (33:27) und TV Neuhausen (35:20) zu Buche. Außerdem ein Remis gegen den österreichischen Bundesligisten Tirol Handball (30:30 in Weilheim) und drei Niederlagen: eine deutliche gegen den deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen (19:41 in Würzburg), eine knappe beim Erstligisten HC Erlangen (26:29) sowie ein Ausrutscher gegen Aufsteiger HC Elbflorenz (30:36 in Helmbrechts). Plus zwei ansprechende Auftritte im DHB-Pokalwettbewerb , wo die Wölfe im Erstrundenturnier in Heilbronn-Horkheim gegen Drittligist HSG Rodgau Nieder-Roden die Pflicht souverän erfüllten (39:32), um dann in der Kür im dritten Jahr in Folge knapp am Bundesligisten Frisch Auf Göppingen zu scheitern (28:31).
Nun sind die Rimparer wie schon im Vorjahr eine Woche nach der Konkurrenz als Spätzünder ins Liga-Rennen gegangen. Damals hatten sie die Ouvertüre beim Wilhelmshavener HV wegen einer Zugpanne verpasst; diesmal verhinderten Bauarbeiten in der s.Oliver Arena den für Ende August geplanten Auftakt gegen den Dessau-Roßlauer HV.
Das Saisonziel der Wölfe: ein einstelliger Tabellenplatz, gerne in der erweiterten Spitze. „Wenn wir bei der Konkurrenz am Ende Sechster sind, hätten wir eine sehr, sehr gute Runde gespielt“, meint Obinger.
Was dem Chefcoach Mut macht
Was dem Chefcoach Mut macht: Alle drei Abwehrsysteme – 6:0, 5:1 und 5:1 versetzt – funktionieren; besonders die letztere, neue Variante mit Rechtsaußen Julian Sauer als Vorgezogenem macht die Unterfranken variabler. Weiterentwickelt hat sich auch ihr Umschalt- und Tempospiel. Im Positionsangriff ergänzen sich im Wechsel auf der Mitte und im linken Rückraum der bisher wegen seiner zehnjährigen Bundesliga-Erfahrung als Spielmacher gesetzte Herth und der zuletzt zweitbeste Torjäger der Liga, Patrick Schmidt, der sich mehr Anteile als Regisseur wünscht. Als besondere Stärke könnte sich erneut das Spiel über den Kreis herauskristallisieren. Schäffer und Patrick Gempp, der den Abgang von Julian Bötsch kompensieren soll, bilden dort ein vielversprechendes Duo. Juniorennationalspieler Gempp, der vom Drittligisten TV Großwallstadt zur unterfränkischen Nummer eins im Handball gewechselt ist, bringt das einzige frische Blut ins Rudel.
Chance für den Nachwuchs
Warum der Tabellenvierte der letzten Saison seinen Kader trotz des noch bis zur Rückrunde dauernden Ausfalls von Rechtsaußen Max Bauer (Kreuzbandriss) im Gegensatz zu vielen Gegnern nicht aufgerüstet hat, erklärt Obinger so: „Zum einen ist es nicht zwingend nötig, gute Spieler einzukaufen. Gute Spieler kann man auch selbst entwickeln oder weiterentwickeln. Zum anderen können wir uns immer noch keinen Königstransfer leisten.“ Daran ändert auch die von Geschäftsführer Roland Sauer angekündigte Erhöhung des Etats von 750 000 auf 820 000 Euro nichts.
Stattdessen gibt Obinger mit Philipp Meyer von den Bayernliga-Jungwölfen und dem 17-jährigen Beachhandball-Jugendnationalspieler Felix Karle aus der A-Jugend dem eigenen Nachwuchs eine Chance: „Wir bereiten damit langsam einen Umbruch vor, der uns in nicht allzu ferner Zukunft bevorstehen wird – auch um den Preis, in der Tabelle womöglich ein paar Plätze abzurutschen.“ Bis dahin soll für den Erfolg bis zum Sommer 2018 zusammenhelfen, was teils seit Jahren zusammengehört: die Mannschaft als Star. Frei nach dem neuen Rimparer Leitspruch: „Die Stärke des Wolfs ist das Rudel.“
Die Wölfe auf einen Blick
Der Kader
Tor: Max Brustmann, Andreas Wieser, Markus Leikauf
Rückraum Mitte: Benjamin Herth, Patrick Schmidt, Stefan Schmitt
Rückraum links: Benedikt Brielmeier, Lukas Siegler
Rückraum rechts: Steffen Kaufmann, Lukas Böhm
Linksaußen: Sebastian Kraus, Dominik Schömig
Rechtsaußen: Julian Sauer, Max Bauer
Kreis: Jan Schäffer, Patrick Gempp
erweiterter Kader: Philipp Meyer, Felix Karle
Die Trainer
Dr. Matthias Obinger (Cheftrainer, seit 2015), Josef Schömig (Co-Trainer), Andreas Thomas (Torwarttrainer)
Die Zu- und Abgänge
Zugang: Patrick Gempp (TV Großwallstadt)
Abgang: Julian Bötsch (Hätzfelder Bullen)
Die Halle
s.Oliver Arena Würzburg (Kapazität 2900)
Das Saisonziel
einstelliger Tabellenplatz
Der Etat
820 000 Euro
Die Tickets
Rimpar: Wolfgang Philipp e.K., Hofstr. 4, Tel. (0 93 65) 98 58.
Online bei ADticket. Die Tickets gelten als Fahrkarten im öffentlichen Nahverkehr. Vor und nach Heimspielen fährt ein kostenloser Shuttlebus zwischen Rimpar und der s.Oliver Arena. Infos: wolfsrevier.de
Die Bilanz
2006/07 1. Platz Landesliga Bayern
2007/08 5. Platz Oberliga Bayern
2008/09 1. Platz Oberliga Bayern
2009/10 12. Platz Regionalliga Süd
2010/11 1. Platz Oberliga Bayern
2011/12 6. Platz Dritte Liga Ost
2012/13 1. Platz Dritte Liga Ost
2013/14 14. Platz Zweite Bundesliga
2014/15 5. Platz Zweite Bundesliga
2015/16 14. Platz Zweite Bundesliga
2016/17 4. Platz Zweite Bundesliga