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HANDBALL: ZWEITE BUNDESLIGA MÄNNER
6412 Kilometer und wieder ein Derby für die Wölfe
Ein gern gesehener Gast bei den Rimparer Wölfen: Jan Gorr, Trainer des oberfränkischen Bundesliga-Absteiger HSC 2000 Coburg.
Foto: dpa | Ein gern gesehener Gast bei den Rimparer Wölfen: Jan Gorr, Trainer des oberfränkischen Bundesliga-Absteiger HSC 2000 Coburg.
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 22.08.2022 16:37 Uhr

Bergischer HC

Bei den Vorzeige-Handballern der Klubs aus Solingen und Wuppertal stehen die Zeichen auf direkten Wiederaufstieg. Für dieses Ziel haben die Löwen mächtig investiert. Vom Erstligisten FA Göppingen wechselte Torwart Bastian Rutschmann ins Bergische Land, vom TSV Hannover-Burgdorf kam der slowakische Nationalspieler Csaba Szücs. Allerdings musste das Team des langjährigen Trainers Sebastian Hinze, ein Wuppertaler und früherer Kreisläufer, auch neun Spieler abgeben.

HBW Balingen-Weilstetten

Auch die Schwaben wollen auf Anhieb zurück in die Erste Liga, wo sie bis zum Sommer elf Jahre gespielt hatten, darunter sechs Spielzeiten lang mit dem Rimparer Daniel Sauer, heute Boss des Fußball-Drittligisten FC Würzburger Kickers, und neun unter Trainer Rolf Brack, seit einem Jahr sportlicher Berater der Wölfe. Der Klub hat sich mit fünf gestandenen Zweitliga-Akteuren verstärkt; das Spiel lenken und denken wird weiterhin Europameister Martin Strobel (31). Sein älterer Bruder Wolfgang (33), der sein gesamtes Profi-Dasein bei Balingen-Weilstetten am Kreis verbracht hat, führt seit seinem Karriereende 2015 die Geschicke in der HBW-Geschäftsführung.

HSC 2000 Coburg

Die Wölfe-Fans dürften es herbeigesehnt haben, für sie ist es wohl der größte Trost für den verpassten Aufstieg: Nach dem Abstieg der Coburger gibt es wieder ein fränkisches Derby. Es ist zudem ein Vergleich, bei dem die Rimparer in der Vergangenheit stets gut aussahen und im Ligabetrieb noch nie verloren. Was jetzt generell für die Oberfranken spricht, ist die Tatsache, dass sie ihren Kader weitgehend beisammenhalten konnten. Einziger, wenn auch schwerwiegender Abgang ist der von Nico Büdel, den es zum erstklassigen fränkischen Rivalen HC Erlangen gezogen hat. HSC-Trainer Jan Gorr (im Bild), der jüngst seinen Vertrag vorzeitig bis 2021 verlängert hat, ist der direkte Wiederaufstieg zuzutrauen.

SG BBM Bietigheim

Genau wie Rimpar war auch Bietigheim in der vergangenen Saison bis zum letzten Spieltag im Rennen um den Aufstieg. Der Verein hat ein sehr professionelles Auftreten und bastelt mit Trainer Hartmut Mayerhoffer insgeheim an der Rückkehr in die Beletage. Davon zeugen auch die jüngsten Transfers: Aus Balingen kam der frühere Junioren-Weltmeister Felix König, vom kroatischen Spitzenklub RK Metalurg Skopje wechselte Linksaußen Martin Marcec ins Schwabenland.

Im DHB-Pokalwettbewerb setzte es gegen Erlangen aber eine ernüchternde 19:33-Niederlage.

VfL Lübeck-Schwartau

Beim Gedanken an den VfL Bad Schwartau werden bei den Rimparern bittere Erinnerungen wach. In Lübeck, neuerdings Teil des Klubnamens, verspielten sie am Ende den Aufstieg. Heinz Jacobsen, das 76-jährige Urgestein aller Handball-Funktionäre, sagte bei der Präsentation des Teams für die neue Saison als Ehrengast: „Unser Land kann drei Erstligisten gut vertragen.“ Neben Kiel und Flensburg-Handewitt soll das in Schleswig-Holstein künftig der VfL sein. Schon in der zurückliegenden Runde spielten die Ostseestädter lange um die Top-Drei-Plätze mit; zum Auftakt nun bezwangen sie gleich mal Coburg. Sie haben gute Chancen, der neue Lieblingsgegner der Wölfe zu werden.

ThSV Eisenach

Die Handballer vom Fuße der Wartburg haben ihren Kader nach dem klar verpassten Wiederaufstieg deutlich verjüngt. Vier der acht Neuzugänge stammen aus dem eigenen Nachwuchs. Einziger gestandener Neuling ist der Spanier Ibai Meoki Etxebeste, der für die Spielmacher-Position vom Ligakonkurrenten Saarlouis kam. Auf eines können sich die Thüringer stets verlassen: Ihre Fans, die in der Werner-Aßmann-Halle wie eine Wand hinter ihrer Mannschaft stehen.

HSG Nordhorn-Lingen

Alle Jahre wieder gilt der Zwei-Städte-Klub aus dem Grenzgebiet zu den Niederlanden als Geheimtipp für einen der vorderen Plätze. Dieses Prädikat hat sich Nordhorn-Lingen auch redlich verdient. Seit dem Zwangsabstieg 2008/09 hat das Team des langjährigen Trainers Heiner Bültmann stets einen Top-Ten-Platz belegt. Fluktuation gibt es so gut wie keine, die Spieler verstehen sich blind. Hinzu kommt, dass die HSG erstmals jede Position doppelt besetzen konnte. Also einmal mehr: ein guter Geheimtipp.

TV Emsdetten

TVE-Trainer Daniel Kubes, gleichzeitig tschechischer Nationalcoach, setzt nach einer zuletzt durchwachsenen Runde weiter auf Kontinuität und Talente. So hat der Ex-Rimparer Konstantin Madert (im Bild) im Tor Konkurrenz bekommen – und zwar vom slowenischen Nachwuchskeeper Mark Ferjan, der vom Erstligisten Füchse Berlin verpflichtet wurde. Mit Georg Pöhle haben die Münsterländer zudem den drittbesten Torschützen der vergangenen Saison in ihren Reihen.

Dessau-Roßlauer HV

Dessau-Roßlau? Da war doch was. Genau. Das Herzschlagspiel der Rimparer in der Rückrunde, als DJK-Trainer Matthias Obinger kurz vor dem Anpfiff zusammenklappte und sich sein Rudel zu einem hochemotionalen 31:30-Sieg mühte. Den entscheidenden Treffer erzielte Benjamin Herth mit einem Freiwurf nach Ende der regulären Spielzeit. Wenn es nach den Zuschauern in der s.Oliver Arena geht, darf es solch enge Partien gerne öfters geben. Ob es ausgerechnet gegen Dessau eine Wiederholung geben wird? Eher unwahrscheinlich. Die Bauhausstädter könnten es in dieser Saison schwer haben.

ASV Hamm-Westfalen

Der ASV Hamm-Westfalen ist der erste Heimspiel-Gegner der Wölfe. Es dürfte sogleich ein stimmungsvoller Abend werden, denn beide Fangruppen verbindet eine Freundschaft. In der vergangenen Saison kostete den Westfalen die chronische Auswärtsschwäche eine bessere Platzierung. Für die aktuelle verpflichtete der ASV einige Routiniers. Auf die Trainerbank ist zudem der erfahrene Kay Rothenpieler zurückgekehrt, der die Hammer bereits zwischen 2001 und 2015 coachte. Für viele Experten ist der ASV in dieser Runde keinesfalls mehr ein Kandidat für den Abstiegskampf, sondern eher für die erweiterte Spitze.

Wilhelmshavener HV

Nach seiner starken Saison als Liga-Neuling hat sich der Klub vom Jadebusen im letzten Jahr konsolidiert. Nun mussten die wirtschaftlich eingeschränkten Wilhelmshavener einen personellen Umbruch verkraften. Abwehrchef, Kreisläufer und Kapitän Steffen Köhler zog es zum Konkurrenten Lübeck-Schwartau, Torjäger Lukas Mertens eine Klasse höher zum SC Magdeburg, und Torwart-Legende Adam Weiner wechselte endgültig ins WHV-Trainerteam. Es dürfte also ein schwieriges Jahr für den WHV werden.

EHV Aue

Litauer sind in den deutschen Handball-Profiligen selten. Die Auer haben einen an Land gezogen – und zwar für die Spielmacher-Position. Nationalspieler Benas Petreikis kommt vom österreichischen Erstligisten Union Leoben, wo er in drei Spielzeiten insgesamt 380 Tore warf. Der Hintergrund der Verpflichtung ist allerdings bitter: Sebastian Paraschiv hat seinen Kreuzbandriss zugezogen, und EHV-Kapitän Eric Meinhardt kann wegen einer Augenverletzung auf unabsehbare Zeit nicht spielen. Auch sportlich könnte es eine schwierige Saison für die Erzgebirgler werden. 

HSG Konstanz

Nicht wenige in Rimpar sind der Meinung, dass die Wölfe den Aufstieg eigentlich schon am Bodensee verspielt haben. Dort mussten die Grün-Weißen im April im zweiten Teil eines kräftezehrenden Doppelspieltages gegen ausgeruhte Konstanzer antreten – und unterlagen dem Aufsteiger mit 29:30. Den Klassenerhalt schaffte die HSG aufgrund ihrer Konstanz freilich völlig verdient. Der Städtename ist auch Programm auf der Trainerbank: Daniel Eblen besetzt sie seit 2004 und ist damit dienstältester Übungsleiter in der Liga.

HG Saarlouis

Einmal mehr musste der Auftaktgegner der Wölfe in der vergangenen Saison um den Klassenerhalt zittern. Diesmal schafften es die Saarländer erstmals auf sportlichem Weg und nicht am Grünen Tisch. Das Remis im Saisonfinale gegen TUSEM Essen reichte ihnen für den Nicht-Abstieg. Für diese Spielzeit hat sich Saarlouis höhere Ziele gesteckt und setzt dabei auf die anhaltende Heimstärke sowie einen breiten Kader. Für ein großes Ausrufezeichen sorgte das Team von Trainer Jörg Bohrmann im Pokalwettbewerb: Dort zog es nach Siegen über den Drittligisten TV Großwallstadt und den Erstligisten VfL Gummersbach überraschend ins Achtelfinale ein.

TuSEM Essen

Der Traditionsverein aus dem Ruhrgebiet setzt auf den mit Abstand jüngsten Trainer im Profigeschäft: Jaron Siewert ist  gerade mal 23 Jahre alt und damit teils deutlich jünger als seine Spieler. Die fehlende Konstanz hätten dem Alt-Meister zuletzt fast den Klassenerhalt gekostet. Diesmal will der TUSEM nicht bis zum Ende zittern müssen. Den ersten Dämpfer setzte es allerdings bereits im Pokalwettbewerb: Dort unterlag der Klub von der Margarethenhöhe Aufsteiger Eintracht Hildesheim mit 21:24.

HC Rhein Vikings

Die Wikinger stürmen die Zweite Liga. Ob sie dort auch schnell Schlachten gewinnen können, wird sich zeigen. Die Aufstiegseuphorie scheint ungebrochen, was angesichts von Testspielen gegen den THW Kiel (27:35) vor ausverkauftem Haus und dem Pokalduell mit dem SC Magdeburg (20:33) nicht verwundert. Der neue Klub hat seine Wurzeln in Neuss, spielt aus Platzgründen ab dieser Saison aber im schmucken Castello in Düsseldorf. Das Unterhaus soll nur eine Durchgangsstation in die stärkste Liga der Welt werden. Der Titelgewinn in der Dritten Liga West gelang ohne eine Niederlage.

HC Elbflorenz 2006

Gekommen, um zu bleiben: Das ist das Ziel des HC Elbflorenz, der bei seinem 36:30-Testspielsieg gegen die Rimparer Wölfe schon mal seine Ambitionen demonstrierte. Nach der souveränen Meisterschaft in der Drittem Liga Ost sind sieben neue Spieler nach Dresden gewechselt, darunter der Ex-Erlanger Keeper Mario Huhnstock. Kopf der Mannschaft dürfte der tschechische Nationalspieler Roman Becvar werden, der vom Bundesligisten SC DHfK Leipzig an die Elbe kam. Das Team von Trainer Christian Pöhler freut sich nicht nur auf die Premierensaison im Unterhaus, sondern auch auf die nigelnagelneue, 15 Millionen Euro teure Ballsportarena Dresden.

VfL Eintracht Hagen

Die Hagener kehren nach einem Jahr Abstinenz als Vizemeister der West-Staffel in die Zweite Liga zurück. Weil der Nordmeister TSV Altenholz sein Aufstiegsrecht nicht wahrgenommen hat, kam es zum Relegationsspiel zwischen den Westfalen und dem HSV Norderstedt (Lizenznachfolger der HSG Norderstedt/Henstedt-Ulzburg), das der VfL deutlich für sich entscheiden konnte. Der Ausgang war wohl auch unabhängig von der sportlichen Stärke der richtige. Denn die Norderstedter zogen ihr Team Mitte August aus dem Drittligabetrieb zurück – aus wirtschaftlichen Gründen.

Eintracht Hildesheim

Der Hildesheimer Weg in die Liga ähnelt dem von Hagen. Weil auch Südmeister SG Nußloch auf den Zweitliga-Aufstieg verzichtete, traf die Eintracht im Duell der Vizemeister auf den TSB Horkheim-Heilbronn und siegte mit 31:25 – exakt demselben Ergebnis wie Hagen gegen Norderstedt. Der Aufstieg ist für die Niedersachsen ebenfalls eine Rückkehr ins Unterhaus nach einer Zweitliga-Saison 2015/16. 
 

Insgesamt 6412 Kilometer müssen die Rimparer Wölfe in dieser Saison zu den Spielorten ihrer Gegner reisen – und auch wieder zurück.
Foto: Grafik: Heike Grigull | Insgesamt 6412 Kilometer müssen die Rimparer Wölfe in dieser Saison zu den Spielorten ihrer Gegner reisen – und auch wieder zurück.
 
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