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Fußball: Regionalliga Bayern
FC-05-Boss Markus Wolf vermisst "den absoluten Siegeswillen"
Die Schweinfurter stehen vor dem Spiel in Bayreuth mit dem Rücken zur Wand. Der Hauptsponsor fordert eine andere Einstellung, spricht aber noch nicht über mögliche Konsequenzen.
Trotz einer wenig zufriedenstellenden Zwischenbilanz sieht Geschäftsführer Markus Wolf noch keinen Anlass für personelle Konsequenzen beim FC 05 Schweinfurt.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Trotz einer wenig zufriedenstellenden Zwischenbilanz sieht Geschäftsführer Markus Wolf noch keinen Anlass für personelle Konsequenzen beim FC 05 Schweinfurt.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:47 Uhr

Der FC 05 Schweinfurt ist amtierender Meister der Fußball-Regionalliga Bayern - und hat die Titelverteidigung samt Aufstieg in die Dritte Liga zum Saisonziel ausgegeben. Ohne Wenn und Aber. Davon ist die Mannschaft von Trainer Tobias Strobl als aktueller Tabellenfünfter und jeweils acht Punkten Rückstand auf das Spitzenduo FC Bayern München II und SpVgg Bayreuth weit entfernt. Die Oberfranken haben zudem ein Spiel weniger absolviert. Am Samstag (14 Uhr; Hans-Walter-Wild-Stadion) sind sie im Spitzenspiel und Franken-Derby Gastgeber der Nullfünfer. 

Im Vorfeld sprach FC-05-Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf mit dieser Redaktion über verdummte Punkte, mentale Defizite, mögliche Konsequenzen - und erstmals auch darüber, die Höhe seines künftigen finanziellen Engagements im Falle des Scheiterns zu überdenken. 

Frage: In der Zwischenbilanz fehlen Ihrem Unternehmen FC 05 Schweinfurt acht, wenn Bayreuth sein Nachholspiel gewinnt, gar elf Punkte zum ausgegebenen Ziel. Da muss es im Chef gewaltig brodeln.

Markus Wolf: Es brodelt in mir, wenn ich die dumm vergebenen Spiele gegen Nürnberg, in Augsburg und Memmingen sehe. Wir pendeln zwischen Extremen: Wir haben entweder richtig gut oder ziemlich schlecht gespielt. Ich kann nur hoffen, dass die Mannschaft das kapiert hat. Es bringt doch nichts, jedes Mal zu sagen "jetzt müssen wir angreifen und dürfen nichts mehr liegen lassen" - es muss auch tatsächlich passieren.

Was läuft falsch?

Wolf: Zunächst vorweg: Wir haben großes Verletzungspech bei wirklich wichtigen Spielern. Thomann fällt lange aus, Suljic war verletzt - eine Lücke auf beiden Flügeln. Billick und Rinderknecht sind in der Defensive ausgefallen. Aber: Das darf nicht als Ausrede herhalten. Denn wir spielen ja schön und offensiv. Nur: In Schönheit sterben bringt nichts. Wir machen zu viele Fehler. Und ich vermisse den unbedingten Willen und die absolute Geilheit, eine Spiel gewinnen zu wollen. So, wie ich das in den Play-offs noch gesehen habe. Da wurde gegen Bayreuth und Aschaffenburg jeder gewonnene Zweikampf untereinander und von der Außenseite frenetisch gefeiert. Schon vor dem ersten Saisonspiel in Buchbach habe ich der Mannschaft gesagt, dass wir genau diese Mentalität in jedem Spiel brauchen werden - 38 Mal unbedingter Siegeswille.

Ein frommer Wunsch. Nicht immer erhört.

Wolf: Richtig. Und dann spielt man eben Unentschieden gegen Augsburg und Nürnberg, verliert in Memmingen. Man darf schon mal verlieren, keine Frage. Aber ich muss erkennen können, dass die Mannschaft eine Woche lang zu einhundert Prozent fokussiert ist, das nächste Spiel zu gewinnen. Dass ich nach den 90 Minuten vom Platz gehe, alles gegeben habe und völlig fertig bin. Es ist nicht so, dass man in der Regionalliga als Meister mal eben alle herspielt. Mir ist das in manchen Partien zu viel Dahingeplätscher. Da muss mehr kommen. Der Fight-Modus muss lange genug spürbar sein, so lange, bis ich ein Spiel im Sack habe. Und beim 2:2 in Pipinsried eben bis zum Ende, dann kassiere ich nicht noch den Ausgleich in der letzten Minute.

Ein Zeitpunkt, zu dem Bayreuth gerne Spiele noch für sich entscheidet. Ein messbares Plus an Qualität.

Wolf: Ja. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir die einzige Mannschaft in der Liga sind, die seit März überhaupt keine Pause hatte. Diese Dauerbelastung kann Defizite in der Konzentration erklären. Und vielleicht hängt dem ein oder anderen in der Mannschaft die vergebene Relegation gegen Havelse nach. Ich zumindest denke öfter daran, wie dusslig wir diese Chance nicht genutzt haben. Doch mit Blick auf Samstag sage ich: Im direkten Vergleich mit Bayreuth sehe ich uns nicht schlechter. Das sind die Spiele, in denen es gilt.

Zumal der FC 05 endlich ein Top-Spiel gewinnen muss. Dass es gegen Titel-Favorit Bayern München II trotz bester Saisonleistung ein 3:6 gab, darüber hinaus beim Dritten Burghausen ein 2:5 sowie ein 1:1 beim Vierten Buchbach, spricht bis dato eher dafür, dass es nicht reicht für ganz vorn.  

Wolf: Würde ich nicht sagen. Okay, in Burghausen waren wir einfach schlecht. Aber gegen München hatten wir Chancen zur Führung und dann weiß ich nicht, wie das Spiel ausgeht. Danach haben wir den Gegner mit individuellen Fehlern aufgebaut. Da waren wir dumm. Wenn wir jetzt schlecht und dumm abstellen können, sollten wir gegen Bayreuth gewinnen. Und: Es gibt ja noch die Rückrunde.

"Ich bin völlig überzeugt vom Trainerteam und der Qualität der Mannschaft. Deswegen stellt sich nicht die Frage, irgendetwas verändern zu müssen."
FC-05-Boss Markus Wolf über mögliche Konsequenzen
Verweise auf die noch lange Saison gab's reichlich von Trainern und Spielern. Wurden die nackten Zahlen nicht ausreichend beachtet? Die tabellarische Zwischenbilanz hätte ausreichen müssen, den angesprochenen "unbedingten Siegeswillen" zu provozieren. 

Wolf: Ja. Es hat aber den Anschein, als könnten einige Spieler nicht umgehen mit diesem Druck, weshalb möglicherweise darauf verzichtet worden ist. Es war schon auffallend: Immer, wenn wir in der Tabelle hätten näher herankommen können, haben wir keine gute Leistung gebracht. Wir haben ja auch junge Spieler, die in ihren vorherigen Vereinen einen solchen Druck nicht gekannt haben. Das ist menschlich. Nur müssen auch sie sich schnell daran gewöhnen. Sie sind Profis und wollen alle noch höher hinaus. Irgendwann zählen eben nur noch Fakten - sonst ist der Zug abgefahren.

Dann hat Bayreuth mit Blick auf sofortiges Leistungsmaximum offenbar besser verpflichtet im Sommer.

Wolf: Nein. Im Großen und Ganzen spielen dieselben Spieler wie in den Play-offs. Der einzige wirkliche Unterschied ist Kirsch. Den hätten wir auch gerne gehabt, konnten den Transfer jedoch wirtschaftlich nicht realisieren. Bayreuth hat sicherlich 300 000 oder 400 000 Euro mehr Etat. Dafür haben wir einen Skenderovic bekommen, der uns verstärkt hat. Nochmal: Dass Bayreuth besser dasteht, ist Resultat des größeren Willens.

Hätten Sie sich intensiver einmischen sollen? 

Wolf: Es ist ja nicht so, dass ich das nicht mache. Der Sportliche Leiter, das Trainerteam und ich diskutieren regelmäßig, manchmal lautstark. Aber was bringt es, wenn ich lautstark der Mannschaft gegenüber werde? Dann schauen mich 25 Gesichter an und keiner traut sich, was zu sagen. Draufhauen wäre in unserer Lage kontraproduktiv. Wichtiger ist es, herauszubekommen: Wo liegen die Ursachen dafür, dass diese Geilheit, das Funkeln in den Augen, manchmal fehlt, dieses dreckige Lächeln, wenn man den ersten Zweikampf irgendwo an der Außenlinie gewinnt.

Bis dato eine vergebliche Ursachenforschung. Wann reagiert der Verein? Gibt es ein Ultimatum? Beispielsweise, nachdem der FC 05 in Bayreuth verloren haben sollte und der Rückstand auf mindestens elf Punkte angewachsen wäre. Dann wäre es nicht mehr relevant, ob die Mannschaft wie gegen München gut gespielt hat.

Wolf: Nein, ein Ultimatum gibt es nicht. Und ich sehe auch keine sinnvollen Konsequenzen. Sportleiter Robert Hettich und ich sind völlig überzeugt vom Trainerteam und der fußballerischen Qualität der Mannschaft. Die Fehler auf dem Platz sind individuelle und nicht taktisch bedingt. Gedanken müsste ich mir machen, wenn wir öfter wie in Burghausen spielen würden. Aber das ist ja nicht so. Und genau deswegen stellt sich uns nicht die Frage, irgendetwas verändern zu müssen.

Was muss passieren, dass Sie den Glauben an Ihr großes Ziel für diese Saison verlieren? 

Wolf: Ich schaue immer auf die Tabelle, welchen Rückstand wir aufholen müssen. Für mich ist es erst vorbei, wenn es vorbei ist. Konkret: Wenn wir im Winter mehr als zehn Punkte Rückstand haben.

Wenn ja, was dann? Auf ein Neues? Die Regionalliga könnte nächste Saison mit Bayreuth, Schweinfurt, Aschaffenburg, Aubstadt, möglicherweise Würzburg und Bamberg aus fränkischer Sicht ungemein attraktiv werden.

Wolf: Man müsste abwarten, wer wirklich in der Liga ist. Wer potenzielle Relegationsgegner aus der Nordost-Staffel sein könnten - und abwägen. Aber tatsächlich stelle ich mir rein aus unternehmerischer Sicht die Frage, ob ich mir weiter den Stress und den finanziellen Aufwand antue, Profifußball in einer Stadt installieren zu wollen, die nicht bereit dafür scheint. Mir fehlt die Unterstützung durch eine breitere Zuschauerbasis, gerade nach Corona haben wir einen gravierenden Rückgang in den Spielen gegen die sogenannten kleineren Gegner zu beobachten. Und durch eine Stadt, die - auch gerade nach Corona - Image-Werbung durch ein Sport-Highlight gut gebrauchen könnte. Meine Überlegungen heißen aber nicht, dass ich den Verein nicht mehr unterstützen werde. Der Wolf ist dann nicht weg. Ich bin ja auch Geschäftsführer und Sportvorstand, habe Verantwortung. Nur überlege ich erstmalig, ob es nicht sinnvoll wäre, sich zwei, drei Jahre zu konsolidieren. Man kann nicht jedes Jahr so viel Kohle rausballern.

 
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  • haba2908
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  • Baujahr1959
    Scheinbar kommentieren die Schweinfurter nur. wenn es um die Kickers geht. Sehr sonderbar😊.
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