Das war eine Demonstration. Mit einem allenfalls nach der Pause ganz kurz gefährdeten 4:0-(2:0)-Sieg bei der SpVgg Bayreuth zieht der FC 05 Schweinfurt vorzeitig in die Drittliga-Relegation gegen Nord-Vertreter TSV Havelse ein. Und ist damit ganz nebenbei Meister der Regionalliga Bayern. Alles richtig gemacht, möchte man meinen nach der Ligapokal-Niederlage vier Tage zuvor in Eichstätt, bei der nahezu alle Stammspieler geschont worden sind. 100 Prozent Fokus auf die Play-offs war die Devise - jetzt gilt er den beiden Entscheidungsspielen am 12. (in Schweinfurt) und 19. Juni.
"Wir haben diese Überlegenheit vielleicht nicht erwartet, aber erhofft", schien 05-Trainer Tobias Strobl nicht sonderlich überrascht. "Wir haben es diesmal nur vor dem Tor einen Tick seriöser gemacht." So einfach kann sich Fußball erklären lassen, wenn man gewinnt. Und das wollen die Schweinfurter nun auch am Dienstag in ihrem letzten Play-off-Spiel gegen Aschaffenburg. "Es ist unser Anspruch, die Runde mit zwölf Punkten abzuschließen, auch wenn wir personell etwas rochieren werden." Letzteres mit Hinblick auf das Ligapokal-Trostrunden-Spiel gegen Aubstadt am Samstag - sofern die Viktoria noch will, was noch nicht geklärt ist. Sollte die Partie stattfinden, wären - Stand jetzt - mindestens 250 Zuschauer im Willy-Sachs-Stadion zugelassen.
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"Unsere Devise war es zu agieren, und nicht zu reagieren", sagte Adam Jabiri, der nicht nur wegen seiner beiden Treffer zum 2:0-Halbzeitstand einen überragenden Auftritt hingelegt hatte - sechs Tage vor seinem 37. Geburtstag. Den Meistertitel wertet er trotz seiner vielen Erfolge als Fußballer hoch: "Das hat einen enormen Stellenwert für mich. Zwar ist Türkgücü München vor dem Abbruch der Saison als Tabellenerster aufgestiegen. Aber eben nicht als Meister." Dass der FC 05 noch nicht oben ist, weiß Jabiri natürlich: "Aber es wäre mein Traum, mit einem zweiten Verein aus meiner Heimat in den Profifußball aufzusteigen." 2015 war es ihm bereits mit den Würzburger Kickers gelungen.
Erste Halbzeit fast eine Kopie des Hinspiels
Im Ansatz etwas weniger deutlich, in der Sache aber fast eine Kopie des Hinspiels, war die erste Halbzeit im Hans-Walter-Wild-Stadion, wo 500 Zuschauer zugelassen waren und sich lautstark bemerkbar machten: Bayreuth zwar etwas sortierter, doch Schweinfurt mit flüssigem Kombinationsfußball und exzellentem Zweikampfverhalten klar überlegen. Und auch das erste Tor war quasi eine Blaupause: Wieder traf Adam Jabiri zum 1:0 für den FC 05, diesmal nur in der 13. statt der 14. Minute. Daniel Adlung hatte von rechts geflankt, SpVgg-Keeper Sebastian Kolbe daneben gelangt und der Oldie aus spitzem Winkel abgestaubt. Auch beim zweiten Streich spielten Kolbe, im Hinspiel noch überragend, die Nerven einen selbigen: Nach seinem Patzer beim Abstoß nahm Jabiri dankend auf und vollendete abgeklärt zum 2:0 (26.).
Womit die "Altstadt" noch gut bedient war. Bei Jabiris erstem Schuss hatte Kolbe noch glänzend reagiert (7.), Amar Suljic verfehlte das Tor nur haarscharf (15.). Und eine Co-Produktion der beiden Nullfünfer hätte das dritte Tor bedeuten müssen: Nach einem Riesenfehler der Bayreuther Abwehr zog Suljic bretthart ab, Kolbe ließ nach vorne prallen, doch Jabiris Abstauber trudelte Zentimeter am Tor vorbei (40.).
Kurze Bayreuther Drangperiode nach der Pause
Stellte sich zur Pause eigentlich nur die Frage: Geht es weiter mit der Kopie und kommt Bayreuth zurück ins Spiel? Ja. Tatsächlich. Nur nicht mit einem schnellen Tor. Wenngleich der Ex-05er Tim Danhof (47., Luis Zwick hält) und Marcel Götz (49., knapp drüber) nah dran waren. Was daraus entstehen hätte können blieb pure Theorie. Denn: Götz traf doch noch, aber nach scharfer Hereingabe von David Grözinger ins eigene Tor - 0:3, die Entscheidung. Da war's verschmerzbar für den FC 05, dass der eingewechselte Ex-Bayreuther Sascha Marinkovic einen an ihm selbst verschuldeten Foulelfmeter nicht verwerten konnte, weil Kolbe den ersten Versuch genauso parierte wie den Nachschuss (71.). Ihm wird's im Nachhinein grad "wurscht" gewesen sein, traf er doch nach Jabiris Lattenschuss noch wunderschön unter den Querbalken zum 0:4 (80.).
Keine Rolle spielte angesichts dieses Resultats mehr die Diskussion um die Wertung der Play-offs. Bis zum Freitag waren sich die Verantwortlichen des FC 05, Vertreter zahlreicher Medien und auch einige Verbands-Offizielle einig, es zähle der direkte Vergleich bei Punktgleichheit. In einer aktualisierten Fassung auf der Homepage des Bayerischen Fußball-Verbandes war jedoch zu lesen, dass das Torverhältnis entscheide. "Das war ein Fehler in unserer internen Kommunikation", bestätigte BFV-Pressesprecher Fabian Frühwirth. Die Vereine seien aber rechtzeitig informiert worden, es sei "keine Entscheidung im stillen Kämmerlein" gewesen, die offizielle Spielordnung sei von beginn an so gewesen, nur von der BFV-Spielleitung falsch übermittelt worden.
Zwei, drei Bierchen für die Spieler und den Trainer
"Letztlich scheißegal", wollte 05-Präsident Markus Wolf nicht nachkarten. "Wir haben es der Mannschaft vor dem Spiel gar nicht erst mitgeteilt", verriet Strobl. Und nahm einen tiefen Zug aus seiner Bierflasche, als die Mannschaft in der Bayreuther Nachmittagssonne Teil eins ihrer Meisterfeierlichkeiten auf der Tartanbahn in Angriff nahm. Strobl: "Heute sind zwei, drei Bierchen erlaubt."
Sollte Aschaffenburg kein Interesse mehr haben, am Di. nach SW zu fahren, um dort geg. eine Reserve zu spielen, könnte man die beiden Relegationsspiele um jeweils 1 Woche vorverlegen. Mit dem Nebeneffekt, dass dann das entscheidende 2. Relegationsspiel nicht am selben Tag wäre, wie das erste dt. EM-Spiel geg. Portugal. Dafür könnte man am 19.6. (oder noch besser am 18.6. oder 20.6.) geg. Aubstadt spielen.
Statt dem derzeitigen Hickhack-Spielplan wäre das eine runde Sache. Das brächte auch für Havelse Vorteile, da dann beide Vereine in der knapp gewordenen Restzeit 1 Woche eher wüssten, in welcher Liga sie in der nächsten Saison spielen.
Aber einen muss man dann doch noch extra hervorheben, nämlich Jabo, ein absolutes Vorbild an Einsatz, Willen und Spielintelligenz sowie Torgefahr.
Egal wie die Relegation ausgeht, eine Mannschaft, auf die Verein und Fans stolz sein dürfen!
Seit Corona und diesem Geisterspielmist hatte ich heute zum ersten Mal wieder Spaß am Fußball schauen!
Vom Eichstätt-Spiel hat man sicher gelernt und schont geg. Aschaffenburg UND Aubstadt alle 11 Stammspieler und zudem die wichtigsten Einwechselspieler. Gegenüber einer weiteren unnötigen Verletzung oder Roten Karte ist ‚im Spiel-Rhythmus zu bleiben‘ zweitrangig, da der TSV Havelse sein letztes Ligaspiel bereits im Okt. 2020 hatte.
PS: auch wenn jetzt dazu von Würzburger Kommentatoren vielleicht wieder andere „Empfehlungen“ kommen.