Gab es Absprachen im Relegationsspiel der Fußball-Regionalliga Bayern zwischen dem FC Eintracht Bamberg und dem TSV Buchbach, sodass beide Mannschaften auf Kosten des VfB Eichstätt den Klassenerhalt schafften? Im Interview bezieht Bambergs Offensivspieler Björn Schönwiesner zum Vorwurf der Manipulation Stellung. Daneben spricht der 31-Jährige aus dem Bad Kissinger Stadtteil Reiterswiesen über die Probleme jener Spielklasse, in der Profis auf Amateure treffen, und erzählt von seinen Abenteuern, die er abseits des Fußballs erlebt.
Björn Schönwiesner: Christoph Schüller kenne ich seit der Jugend beim TSV Großbardorf. Wir haben uns lang nicht mehr gesehen. Daher freut es mich umso mehr, dass er mich nominiert hat. Jeder hat seinen eigenen Lebensweg eingeschlagen. Er ist zum Tischtennis nach Bad Königshofen gewechselt, während ich nicht das Talent für eine weitere Sportart hatte.
Schönwiesner: Angefangen hat es beim TSV Reiterswiesen. Am längsten gespielt habe ich in Großbardorf, wo ich noch als Jugendspieler im Alter von 18 in der Bayernliga debütiert habe. Nach 13 Jahren habe ich das sehr schöne Kapitel beendet und bin beruflich in die USA gegangen. In diesen eineinhalb Jahren hatte ich kein bisschen mit Fußball zu tun, habe den Sport nicht vermisst und wusste nicht, ob ich nach meiner Rückkehr die Laufbahn fortsetze. Der TSV Aubstadt hatte sich schon in den Jahren zuvor um mich bemüht, aber erst mit dessen Aufstieg in die Regionalliga kam der Wechsel für mich infrage. Ich bin eine Saison geblieben und 2022 in meiner Wahlheimat zum FC Eintracht Bamberg gekommen, der meine letzte Station vor dem Karriereende sein wird.
Schönwiesner: Im September 2022 habe ich einen Kreuzbandriss erlitten. Damit war für mich die Saison gelaufen, in der wir Bayernliga-Meister wurden. Auch in der letzten Runde waren meine Einsatzzeiten gering, weil ich mit vielen Nachwehen zu kämpfen hatte. Erst war ein weiterer Eingriff am Knie nötig, dann hatte ich Probleme muskulär und mit der Leiste. Noch immer plagen mich Wehwehchen, aber ich hoffe, in der neuen Saison wieder regelmäßig auf dem Platz zu stehen und als Führungsspieler der Mannschaft in der Regionalliga zu helfen.
Schönwiesner: In den letzten Wochen mehr, als mir lieb war. Aber ich wusste bereits vor der Relegation mit Bamberg, was damit gemeint ist.
Schönwiesner: Ich verstehe den Unmut von Eichstätts Trainer Dominic Rühl, wenn er sich über den Modus der Relegation beschwert, in der jeder gegen jeden spielt. Da kann ich ihm nur beipflichten. Der Fußballverband hat eine Regelung getroffen, die nur Verlierer erzeugen konnte. Grenzwertig finde ich Dominic Rühls Unterstellung, wir hätten uns mit Buchbach abgesprochen. Das war definitiv nicht der Fall. Wir haben auf Sieg gespielt und wollten ein Tor schießen. Es ist aber auch verständlich und unbewusst in den Köpfen, ab der 70. Minute nicht mehr ins Risiko zu gehen und mit aller Macht nach vorne zu spielen, wenn das 0:0 zum Klassenerhalt reicht.
Schönwiesner: Auch wenn es blöd klingt, weil wir Bamberger davon profitiert und ohne Relegation die Klasse gehalten hätten: Die bessere Lösung wäre gewesen, wenn nur ein Regionalligist gegen einen Bayernligisten um den letzten freien Platz spielt.
Schönwiesner: Ich tue mir schwer, diese Liga einzuordnen. Sie ist nicht vergleichbar mit den anderen Regionalligen, insbesondere im Westen, wo richtige Profis im Einsatz sind. Dort sind die Zuschauerzahlen und die Umsätze viel höher. In Bayern haben wir keine Profiliga. Durch eine Strukturreform mit weniger Regionalligen würde das Niveau steigen, auch auf die Gefahr hin, dass Bamberg dann in der Bayernliga spielt. Die Zusammensetzung aus Profis und Amateuren ist derzeit problematisch. Es prallen zwei Welten aufeinander, weshalb der Verband nicht zu beneiden ist. Er muss die Balance finden, damit nicht ein Zirkel aus 20, 22 Vereinen entsteht, die überhaupt nur für die Regionalliga infrage kommen, weil sie es sich leisten können. Das macht es für Dorfvereine immer schwieriger, wie sich zuletzt in der Bayernliga Süd gezeigt hat, aus der allein eine Mannschaft aufsteigen wollte. Das Gleiche zeigt sich noch deutlicher, wenn es um den Sprung in die 3. Liga geht. Das ist aus sportlicher Sicht frustrierend.
Schönwiesner: Der Verband bewirbt die Liga als Champions League der Amateure, treibt sie aber immer weiter in Richtung Profitum. Ich würde mir wünschen, dass nur die sportliche Qualifikation über den Aufstieg entscheidet. Ob das für den Verband und die Zuschauer attraktiv ist, steht auf einem anderen Blatt. Die Regionalliga auf dem Land hat für einen Spieler auch ihren Charme, wie ich es in Aubstadt erlebt habe. Aber ich leugne nicht, dass ich lieber im Grünwalder Stadion in München spiele als auf einem Dorfsportplatz.
Schönwiesner: Wir mussten zum Glück nicht montags spielen. Doch selbst an einem Freitag ist es für eine reine Feierabendmannschaft wie Bamberg ein Problem, nach Burghausen zu fahren. Für solche Distanzen muss ein Spieler einen Urlaubstag opfern. Das darf in einer Amateurliga nicht sein. Der Verband sollte einsehen, dass nicht jeder Verein Montagsspiele befürwortet, ganz zu schweigen von den Fans. Die Idee, die Sichtbarkeit der Liga zu erhöhen und neue Wege zu gehen, finde ich ja gut. Ich würde mir jedoch wünschen, dass an einem Montagabend Derbys stattfinden wie Aubstadt gegen Schweinfurt, um die Fahrtstrecken kurz zu halten.
Schönwiesner: Ich bin als Projektleiter in der Medizintechnik bei einem Unternehmen in Höchstadt beschäftigt. Studiert habe ich Wirtschaftswissenschaften und Production Engineering. Außerdem bin ich nebenberuflich selbstständig mit einem Verleih von Veranstaltungszelten.
Schönwiesner: Wenn ich auf Reisen bin, kann ich am besten abschalten. Ich habe den Kilimandscharo in Afrika und einen aktiven Vulkan in Guatemala bestiegen, war ein halbes Jahr auf Rundreise durch Neuseeland, bin auf Tonga mit Buckelwalen geschwommen und war in Belize mit Haien schnorcheln. Und ich mag den Fasching. Seit meiner Kindheit trete ich in Reiterswiesen mit selbstgeschriebenen Texten als Büttenredner auf.
Schönwiesner: Meinen Freund aus Großbardorfer Tagen, Marco Bulheller, der eine bewegende Lebensgeschichte hat. Er musste mit 20 Jahren wegen einer Herzerkrankung seine Laufbahn beenden und lang warten, bis er ein Spenderorgan transplantiert bekam. Ich bin froh, dass es ihm wieder gutgeht und er sich als Trainer des TSV Aidhausen engagieren kann. Er ist ein riesiger Fan von Borussia Dortmund und steht regelmäßig auf der Südtribüne in der gelben Wand.
Das Interview-Format "Steilpass"
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Mit diesen "Freitags- und Montagsspielen" kann ich im nur bei pflichten, welcher Fan fährt schon an einem Freitag von WÜ nach MUC. Hat nicht jeder die 4 Tage Woche.