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FUßBALL:
Anfangs fehlte Björn Schönwiesner der Fußball in den USA nicht
Von Bastian Reusch
 |  aktualisiert: 18.06.2020 02:10 Uhr

Über viele Jahre hinweg war Björn Schönwiesner für den TSV Großbardorf eine entscheidende Stütze im Mittelfeld. Am fünften Spieltag der aktuellen Bayernliga-Saison bestritt der 27-Jährige sein bisher letztes Spiel für die Grabfeld-Gallier. Der Beruf verschlug Schönwiesner über den Atlantik ins von Großbardorf ungefähr 7 000 Kilometer entfernte Kentucky. Allen Horrormeldungen aus den USA zum Trotz geht es ihm gut.

Mit dem runden Leder hatte Schönwiesner seit seinem Abflug im September in die Vereinigten Staaten nicht mehr so viel zu tun. Ob ihm das etwas ausmacht? Überraschend wenig vermisste er den wöchentlichen Wettkampf zu Beginn, hat aber schon Pläne, wieder auf den Rasen zurückzukehren. „Ich bin bei einer Kunststoff-Firma in Kronach angestellt und übernehme als internationaler Projektleiter das interne und externe Projektmanagement am Standort USA“, beschreibt Schönwiesner sein verantwortungsvolles Tätigkeitsfeld.

„Gewöhnungsbedürftig, dass gefühlt jeder eine Waffe besitzt“

Der geringer ausfallenden Internationalität Kentuckys sowie dem umsichtigen Handeln des demokratischen Gouverneurs Andy Beshear sei es zu verdanken, dass der Bundesstaat im mittleren Westen noch nicht so stark von Corona betroffen ist. Eine Erleichterung für den Deutschen, der im Nachwuchs für den TSV Reiterswiesen kickte. Denn Gruppen bis zu fünf Menschen dürfen sich noch treffen: „Das hilft natürlich, wenn man fernab der Heimat ist und nahezu alles geschlossen hat.“ Eingelebt hat er sich mittlerweile gut, auch, wenn Schönwiesner kleine kulturelle Unterschiede zu seiner Heimat ausmachen kann: „Gewöhnungsbedürftig ist, dass gefühlt jeder eine Waffe besitzt. Aber das ist ja die generelle amerikanische Mentalität.“

Auch die langen Autoschlangen vor den Fast-Food-Läden kenne er aus Mitteleuropa so nicht. „Lustig ist ebenfalls, dass es aktuell keinen echten Moonshiner (schwarzgebrannten Schnaps; Anmerkung der Redaktion) gibt. Die Schwarzbrenner verdienen einfach mehr damit, diesen als Desinfektionsmittel zu verkaufen. Das ist andererseits aber auch traurig.“ Auf die Frage, ob er den Fußball vermisst, antwortet Schönwiesner: „Anfangs überhaupt nicht, ich habe im Gegenteil meine neue Freizeit zu schätzen gelernt.“ Dennoch freute er sich darauf, um Weihnachten herum mit seinen Jungs in der Halle kicken zu können und beim Dr.-Schneider-Cup in Kronach mitzuspielen. Die weitere Entscheidung über mögliche Aktivitäten wurde ihm abgenommen: „Nach meiner Rückkehr in die USA kam ziemlich bald die Corona-Situation, weswegen zurzeit sowieso kein Fußball möglich ist.“

Schönwiesner verfolgt gespannt die Entwicklung in Großbardorf

Auf lange Sicht will Schönwiesner allerdings nicht komplett auf seinen Lieblingssport verzichten: „Ich habe Kontakt mit dem regionalen College-Team, um nach einer möglichen Rückkehr auf den Fußballplatz mittrainieren zu können.“ Die Entwicklungen rund um den TSV Großbardorf, mit dem ihm so viel verbindet, verfolgt Schönwiesner aus der Ferne gespannt. Im Alter von 14 Jahren kam er zu den Galliern und rückte in eine mit bekannten Namen gespickte erste Bayernligamannschaft auf: „Ich durfte mit Sebastian Knüttel, Christian Laus, Oliver Kröner und Co. in der damals noch eingleisigen Bayernliga zusammenspielen. Die Mannschaft war amtierender Herbstmeister und musste kurz vor Saisonende dann doch noch um den Klassenerhalt kämpfen“, erinnert sich Schönwiesner.

Neben vielen schönen Erlebnissen ist Schönwiesner vor allem eine Ex-tremsituation im Gedächtnis geblieben, „als Klaus Freisinger beim Spiel gegen den FC 05 Schweinfurt die Zunge verschluckt hat und wir als Mannschaft ohnmächtig zusehen mussten, wie unser damaliger Physio Christian Gessner um Hilfe gerufen hat.“ Noch lange nach dem Spielabbruch saßen die TSV'ler geschockt auf der Bank und waren erleichtert, als Entwarnung aus dem Krankenhaus kam. „Ein paar Wochen später haben wir mit der ganzen Mannschaft einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht und ich kann mich erinnern, dass alle Spieler auf dem Feld sensibler nach Fouls reagierten. Diese Phase hat einem aber wieder Mal vor Augen geführt, dass es Wichtigeres als Fußball gibt.“

Rückkehr nach Deutschland wohl bis Ende des Jahres

Über das aktuelle Geschehen im Grabfeld ist Schönwiesner durch die freundschaftlichen Bande zu Mitspielern und Funktionären gut informiert. Eine Bewertung fällt ihm aus der großen Entfernung zwar schwer, doch sieht er die künftige personelle Konstellation als spannend an: „Mit Andy Brendler kommt ein super Typ und taktisch top ausgebildeter Trainer zum TSV, dem ich durch seine Erfahrungen im Jugend-Profibereich zutraue, zusammen mit Udo Eckert und Otto Dietz die Mannschaft und den Verein weiterzubringen.“ Auch Manuel Leicht sieht Schönwiesner als gute Besetzung im Jugendbereich, denn dieser habe schließlich „in seiner Karriere viele Erfahrungen gemacht und kann den jungen Spielern sicher gewissenhaft weiterhelfen.“

Dass Schönwiesner wieder in die Heimat zurückkehrt, ist sicher, der Zeitpunkt sowie fußballerische Planungen jedoch offen. „Es gibt dabei einen definierten Zeitraum bis Ende des Jahres 2020, wobei abzuwarten ist, wie sich die Zukunft unter der aktuellen Corona-Situation entwickelt. Sicher ist aber, dass ich wieder zurück nach Deutschland kommen werde", gibt der 27-Jährige einen Einblick in seine Zukunftsplanung.

 
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