Die Fußball-Regionalliga Bayern gilt dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) als sein Premiumprodukt. Dementsprechend selbstbewusst vermarktet sie der Verband. Erst Anfang April spielte der BFV in den sozialen Medien ein Video aus, das den Titel trug: "Drei Gründe, warum die Regionalliga Bayern die beste Regionalliga in ganz Deutschland ist." Eine Ansage, die nicht jeder teilt.
Seit ihrer Gründung ist die Liga vielen – vornehmlich Nicht-Bayern – ein Dorn im Auge. Bedenken um ihre Sinnhaftigkeit konnte der BFV in der Vergangenheit leicht wegwischen. Der Mix und die Qualität passe. Außerdem liege es nicht an Bayern, dass Gespräche über eine grundlegende Reform der Regionalligen immer wieder gescheitert sind.
Zuletzt wurde jedoch die Kritik an der Liga und am Verband auch innerhalb Bayerns lauter, geäußert von Klubs wie Fußballfans. Eine Übersicht.
1. Die Flutlichtpflicht
Im Januar hatte der BFV einige Klubs aus der Regionalliga Bayern damit überrascht, dass ab der kommenden Saison 2024/25 eine Flutlicht-Anlage zur Pflicht wird. Einmalig wird Vereinen, die noch keine haben, für eine Saison eine Ausnahmegenehmigung erteilt. "Wir haben nicht damit gerechnet, dass es jetzt so schnell so kommt", sagte damals Herbert Köhler, der Vorsitzende des TSV Aubstadt, der für die Installation einer Flutlichtanlage Kosten im sechsstelligen Bereich auf seinen Klub zukommen sieht.
Der BFV begreift die Flutlichtpflicht als einen Schritt auf dem Weg der Weiterentwicklung der Liga. Man wolle, sagte BFV-Schatzmeister Jürgen Faltenbacher laut einer Mitteilung des Verbands, bei "der Spielplangestaltung deutlich mehr Flexibilität gewinnen und damit den Terminplan entzerren".
2. Die Montagsspiele
Seit einigen Wochen kooperiert der BFV mit dem Bayerischen Rundfunk (BR), der ausgewählte Partien der Regionalliga Bayern per Internetstream überträgt. Die ersten zwei Partien wurden dafür auf Montagabende verlegt. "Die Bewegtbildvermarktung ist zentraler Bestandteil der Weiterentwicklung – und deshalb haben wir bei den Terminierungen bewusst unterschiedliche Wochentage gewählt, um die Auswirkungen der Ansetzungen in alle Richtungen näher beleuchten zu können", wurde BFV-Präsident Christoph Kern in der Mitteilung des Verbandes zitiert.
In den Profiligen waren Montagsspiele zuvor abgeschafft worden. Es war daher wenig verwunderlich, dass sich bei Fans Protest regte. Banner, die sich gegen Montagsspiele aussprechen, hängen bis heute in den Blocks. "Montagsspiele sind für uns nicht akzeptabel oder verhandelbar", machten organisierte Fans aus Würzburg, Bayreuth, Ansbach und Burghausen in einem offenen Brief deutlich. Beim Spiel des FC 05 Schweinfurt in München machten Anhänger des FC Bayern ihre Position deutlich: "Regionalliga-Reform statt Montagsspiele fürs TV!"
3. Die Regionalliga-Struktur
Es ist eines der größten Ärgernisse in Fußball-Deutschland: Für fünf Regionalliga-Meister gibt es nur vier Aufstiegsplätze in die Dritte Liga. Nach 2015 sind die Würzburger Kickers in diesem Sommer von dieser Regelung ein zweites Mal betroffen. Der überlegene Meister der Regionalliga Bayern muss sich in Aufstiegsspielen gegen Nord-Meister Hannover 96 II durchsetzen – oder bleibt trotz des Titelgewinns viertklassig.
Für Befremden außerhalb Bayerns hatte zudem gesorgt, dass sich neben den Kickers nur ein weiterer Klub für eine Drittliga-Lizenz interessiert hatte: der FC Bayern München II, der als Sechster in den letzten Spieltag an diesem Wochenende geht.
4. Die Abstiegsfrage
Es gibt nicht nur kaum bayerische Klubs, die zum Aufstieg in die Dritte Liga bereit sind. Gleiches gilt auch für die Schnittstelle zwischen der Regionalliga und der Bayernliga. In den vergangenen Wochen hatten mehrere Klubs aus der Bayernliga Süd zwar am Zulassungsverfahren zur Regionalliga Bayern teilgenommen, nach und nach jedoch ihre Bereitschaft zu einem möglichen Aufstieg zurückgezogen. Anforderungen und Kosten seien zu hoch, lautete zumeist das Argument. Mit Schwaben Augsburg zögert der einzige verbliebene Süd-Klub noch.
Kurz vor Saisonende musste der BFV – "vorsorglich", wie er in einer Mitteilung schreibt – die Abstiegsregelung der Regionalliga Bayern anpassen. Je nachdem, ob die Augsburger ihre Meldung aufrechterhalten, wurden zwei neue Szenarien entwickelt. Wenige Stunden vor Anpfiff des letzten Spieltags ist nicht klar, welches zur Anwendung kommt.
Lautstarke Kritik äußerte zudem der Tabellenletzte FC Memmingen. Der muss, weil Türkgücü am Samstag keine Spielstätte zur Verfügung hat, bereits am Freitag in München antreten. Die Konkurrenten TSV Buchbach und Eintracht Bamberg spielen erst tags darauf. "Einer Wettbewerbsverzerrung ist damit nicht nur nach Meinung des FCM Tür und Tor geöffnet", schreibt der Klub auf seiner Homepage.