Fast 50 Prozent der Spiele – die einzige Nachholpartie Don Bosco Bamberg gegen Fuchsstadt fehlt noch – sind absolviert in der Fußball-Landesliga Nordwest. Zeit also für eine Zwischenbilanz in sieben Punkten vor dem ersten Rückrunden-Spieltag an diesem Wochenende, die die erste Rundenhälfte Revue passieren lässt und die Hinweise darauf gibt, wie es weitergehen könnte bis zum Saisonfinale am 18. Mai 2024.
Die Aufstiegsanwärter
Zwar endete eine Serie von elf Partien ohne Niederlage am vergangenen Samstag mit einer 1:2-Niederlage im Spitzenspiel bei der FT Schweinfurt, dennoch geht der TSV Karlburg mit einem Punkt Vorsprung auf die FTS als Erster in die Rückrunde. "Wir wissen, dass hinter jedem Spiel harte Arbeit steckt. Wir können jeden schlagen, aber auch jeder kann uns schlagen. Wichtig wird sein, dass wir in der Rückrunde dieselbe Energie auf Platz bringen wie in der Hinrunde", sagt TSV-Trainer Markus Köhler, der das Wort Meisterschaft aber kein einziges Mal in den Mund nimmt, obwohl sein Team mit 15 Gegentreffern in 17 Spielen die mit Abstand stärkste Abwehr der Klasse stellt und zugleich auf Platz eins der Fairness-Tabelle liegt. Köhler: "Wir reden jetzt nicht darüber, was nächstes Jahr im Mai ist."
Denn wer am 18. Mai wirklich Landesliga-Meister und damit Direktaufsteiger in die Bayernliga sein wird, ist angesichts des derzeitigen Tabellenstands keineswegs ausgemacht. Hinter Karlburg (1. Platz/37 Punkte) und der FTS (2./36) können auch noch Don Bosco Bamberg (3./30), Alemannia Haibach (4./29) und der ASV Rimpar (5./28) Rang eins in den Blick nehmen.
Die Abstiegskandidaten
Nicht gerade rosig sieht es unter anderem beim TSV Gochsheim (15./17) aus. Nach der zehnten Niederlage im 17. Spiel, einem 1:4 gegen den FC Lichtenfels, musste Spielertrainer Michael Herrmann zugeben: "Das ist alles so richtig bitter. Vor allem, wenn der Gästetrainer nach dem Spiel sagt, dass wir echt gut im Spiel waren und eigentlich bis zur Pause zwei oder drei Tore machen müssen. Aber es ist gerade nicht unsere Phase." Auf die DJK Dampfach (17./14), die auf dem ersten Abstiegsplatz steht, hat die Mannschaft nur drei Zähler Vorsprung. Zudem plagen den TSV Verletzungssorgen – gegen Lichtenfels musste dreimal unfreiwillig gewechselt werden.
Im Keller sind die Gochsheimer natürlich nicht alleine. Die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach (13./18), der TSV Mönchröden (14./18) und der TSV Unterpleichfeld (16./16) kämpfen ebenfalls um den Anschluss ans klare tabellarische Mittelfeld, wenngleich Aufsteiger TuS Leider (12./22) mindestens vier Pluspunkte entfernt ist.
Ungemütlich wird's aber nicht überall: "Die Position war ungefähr so zu erwarten. Positiv ist, dass wir in fast jedem Spiel mithalten konnten", erklärte Unterpleichfelds Trainer Thomas Redelberger nach dem 2:0 gegen Großbardorf vor einer Woche. Ganz unten steht der oberfränkische Aufsteiger FC Oberhaid (18./9), der sich in der höheren Liga schwertut.
Die Überraschungen
Eine der großen Überraschungen ist die FT Schweinfurt, die – nach Rang neun mit 54 Punkten in der Vorsaison – derzeit dem Primus TSV Karlburg im Nacken sitzt. "Natürlich wollen wir jedes Spiel gewinnen. Und wenn man das schafft, steigt man in dieser Liga auf", sagt Trainer Adrian Gahn und lacht. "Der Aufstieg ist aber nicht das größte Thema. Gerechnet hat mit dieser Situation auch bei uns keiner. Aber es ist so, dass wir vor allem in den letzten zwei Jahren ganz viele enge Spiele noch gedreht haben und so an uns glauben, wenn es mal brenzlig wird."
Auf Kurs, seine bislang beste Landesliga-Platzierung (Platz fünf in der Saison 2012/13) zumindest erneut zu erreichen oder gar zu übertreffen, befindet sich auch der ASV Rimpar als Fünfter. Dass die zweite Saison nach dem Wiederaufstieg die schwierigere sei, bewahrheitet sich beim ASV bislang nicht.
Die Enttäuschungen
Der TSV Großbardorf hatte nach dem Bayernliga-Abstieg "schon die Hoffnung, oben mitspielen zu können", sagt Mario Schindler, der im Sommer vom TSV Ettleben/Werneck gekommene neue Trainer. Nach der Vorrunde steht seine Mannschaft im grauen Mittelfeld – zwölf Punkte hinter Tabellenführer Karlburg, sieben vor der Abstiegszone. Die schwankenden Leistungen erklärt er unter anderem mit Verletzungssorgen ("Teilweise sind zehn Spieler ausgefallen") und einem "strukturellen Problem" seines jungen Teams, dem eine klare Hierarchie fehle: "Die muss sich erst entwickeln. So ein Prozess läuft nicht in ein, zwei Monaten ab, sondern kann ein, zwei Jahre dauern."
Als Geheimfavorit war die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach in die Saison gestartet, nachdem sie mit Vincent Held und Tobias Burger namhafte Offensivkräfte verpflichtet hatte. Doch die Mannschaft tut sich angesichts zahlreicher Ausfälle schwer, sich zu finden. Bei der jüngsten 1:3-Niederlage in Dampfach gab's mit Torjäger Held (acht Tore) den nächsten Verletzten.
Die Fairness-Tabelle
In der Fairness-Tabelle am meisten mit Gelben, Gelb-Roten und Roten Karten sowie Zeitstrafen gepunktet hat die DJK Dampfach. 61 Gelbe, fünf Gelb-Rote, eine Rote Karte und zwei Zeitstrafen will Trainer Oliver Kröner aber nicht darauf schieben, dass die Mannschaft ihre Gegner oft auch unfair vom Ball trennen musste. "Wir sind oft mehr als gleichwertig gewesen. Das Ganze setzt sich aus mehreren Aspekten zusammen, aber wir müssen uns auch an die eigene Nase fassen, weil wir in der einen oder anderen Situation zu impulsiv reagiert haben." Beim 3:1 gegen Schwebenried habe sich das laut Kröner geändert: "Da lag die höhere Kartenlast beim Gegner."
In der Kategorie der Roten Karten führend: der TSV Unterpleichfeld. Vier Spieler flogen beim Aufsteiger vorzeitig vom Platz. Farbenfroh war folglich auch das Duell zwischen Dampfach und Unterpleichfeld. Es fielen nicht nur acht Tore (5:3), es war das torreichste Spiel der Hinrunde, sondern es gab auch elf Gelbe und eine Gelb-Rote Karte.
Der beste Torschütze
Die meisten Treffer, nämlich 14, hat Stürmer Luca Gelzleichter von Alemannia Haibach erzielt, ein Tor mehr als Dominik Popp von der FT Schweinfurt. Bemerkenswert: Der 23-jährige Gelzleichter, der in der Nachwuchs-Abteilung des Bundesligisten SV Darmstadt 98 ausgebildet worden ist, hatte die ersten fünf Saisonspiele verletzt verpasst. Auch der Dritte der Torjägerliste, Spielertrainer Patrick Amrhein von der TuS Frammersbach, hat seine zehn Tore trotz einer mehrwöchigen Verletzungspause erzielt.
Der Zuschauerkrösus
Die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer kommen zu den Heimspielen des FC Fuchsstadt: 371 im Schnitt nach bislang acht Heimspielen. Dass der Klub aus dem Landkreis Bad Kissingen das größte Interesse hervorruft, ist keine Überraschung. Schon in der Vorsaison stand der FC Fuchsstadt in dieser Kategorie oben – zum Relegationsspiel gegen Bayern Hof kamen sogar 1512 Zuschauerinnen und Zuschauer an den Kohlenberg. "Das Dorf ist fußballverrückt", sagt FC-Trainer Martin Halbig und ergänzt: "Jedes unserer Heimspiele ist wie ein kleines Fest." Die Verbundenheit der Menschen mit dem Verein zeige sich auch daran, dass "die Leute nach den Spielen im Sportheim sitzen bleiben" und bei Auswärtsfahrten der Bus immer voll sei.
18. Spieltag, Samstag, 28. Oktober, 14 Uhr: TSV Gochsheim – TSV Unterpleichfeld, FC Fuchsstadt – TuS Röllbach; Samstag, 28. Oktober, 15 Uhr: FT Schweinfurt – DJK Schwebenried/Schwemmelsbach; Samstag, 28. Oktober, 16 Uhr: TSV Karlburg – FC Lichtenfels, SV Vatan Spor Aschaffenburg – TSV Großbardorf, DJK Dampfach – FC Oberhaid; Sonntag, 29. Oktober, 14 Uhr: TuS Aschaffenburg-Leider – Alemannia Haibach; Sonntag, 29. Oktober, 15 Uhr: ASV Rimpar – TSV Mönchröden, TuS Frammersbach – Don Bosco Bamberg.