Nach dem letzten Hinrunden-Spieltag ist es an der Tabellenspitze der Fußball-Landesliga Nordwest wieder eng geworden. Verfolger FT Schweinfurt bezwang den Ersten TSV Karlburg im Spitzenspiel mit 2:1 (1:0) und rückte so bis auf einen Punkt an den Klassenprimus heran.
Der Siegtreffer der gastgebenden Turner fiel erst in der Nachspielzeit, als sich für den eingewechselten Lorenz Bäuerlein eine Lücke in der TSV-Abwehr auftat, der Joker zu einem beherzten Lauf antrat und mit einem trockenen Schuss zum 2:1 vollendete. Er und seine Teamkollegen feierten den Erfolg hinterher ausgelassen, während die Karlburger mit betretenen Mienen die erste Niederlage nach zuvor elf ungeschlagenen Landesliga-Spielen quittieren mussten.
Das 2:1 war freilich in einer Phase gefallen, in der die Gäste dem Siegtreffer näher schienen als die Heimelf, bei der Trainer Adrian Gahn seinen an diesem Samstagnachmittag glücklosen Torjäger Dominik Popp in den Schlussminuten vom Feld geholt und durch den defensiveren Niklas Reuß ersetzt hatte. Zuvor hatte Karlburg zwei dicke Chancen zur Führung gehabt, als die FTS-Verteidigung bei einem Kopfball von Max Lambrecht auf der Linie klärte (78.) und der eingetauschte Markus Mjalov den Ball aus sechs Metern Entfernung knapp über das Tor der Heimelf setzte (86.).
Nicht genutzte Karlburger Möglichkeiten
"Das ist eben Fußball. Wir haben die Chancen zum Lucky Punch und nutzen sie nicht. Dann macht es eben oft der Gegner", stellte Karlburgs Trainer Markus Köhler fest. Auch sein Kollege Gahn räumte ein, dass Karlburg in der Endphase den stärkeren Eindruck gemacht habe, wies aber auch richtigerweise darauf hin, dass seine Mannschaft in anderen Abschnitten der Partie Vorteil besessen habe.
Damit hatte er allerdings nicht die erste halbe Stunde des Spitzenspiels gemeint, in der sich die Kontrahenten nahezu perfekt neutralisierten und jeder dem anderen seine Stärken nahm. Mit der ersten vorzeigbaren Torszene der Partie fiel dann sogleich auch der erste Treffer. Schweinfurts Alexander Ochs drückte eine Flanke auf den kurzen Pfosten zum 1:0 ins Karlburger Tor (29.).
Nach dem ersten Tor frei von taktischen Fesseln
Ein Treffer, der die Partie von ihren taktischen Fesseln befreite. Wobei zunächst der Heimelf mehr gelang. TSV-Keeper Marvin Fischer-Vallecilla verhinderte Sekunden vor der Pause mit einer starken Parade den zweiten Schweinfurter Treffer bei einem Schuss von Moriz Heusinger.
Doch zwei Karlburger Wechsel zur Pause veränderten die Statistik der Begegnung gewaltig, denn mit den von der Bank gekommenen Jan Martin und Jari Heuchert bekam das Spiel der Gäste mehr Zug. "Wenn du zwei solche Leute von der Bank bringen kannst, die in jeder anderen Landesliga-Mannschaft Stammspieler wären, dann sagt das schon einiges über die Qualität des Gegners aus", merkte Adrian Gahn an.
Die Protagonisten des Karlburger Ausgleichstreffers waren dennoch Spieler, die von Anfang an auf dem Feld gestanden waren. TSV-Linksverteidiger Kai Schlagmüller nahm dem Gegner in dessen Hälfte den Ball ab, drang in den Strafraum ein und kreuzte den Weg des FTS-Spieler Tyrell Walton genau so, dass dieser ihn im eigenen Strafraum zu Fall brachte. Den fälligen Elfmeter verwandelte Sebastian Fries zum 1:1 (55.).
Topstürmer Dominik Popp tritt kaum in Erscheinung
In der Folge hatten die Gäste Oberwasser und schafften es FTS-Topstürmer Dominik Popp, mit Ausnahme eines Schrägschusses, der knapp am TSV-Tor vorbeiflutschte (75.), weitgehend aus dem Spiel zu halten. Stattdessen musste der 25-jährige Angreifer viel im Mittelfeld unterwegs sein, was ihm deutlich weniger zu behagen schien, als sich im gegnerischen Strafraum auszutoben.
Doch in dieser Phase schafften es die Gäste dennoch nicht, ihre Möglichkeiten durch Lambrecht und Mjalov zu nutzen, und verloren vor dem Schweinfurter Siegtreffer noch zwei letztlich entscheidende Zweikämpfe im Mittelfeld. Eine Situation, die der eingewechselte Lorenz Bäuerlein letztlich zum 2:1-Siegtreffer nutzte.
Mit der Konsequenz, dass die Schweinfurter zum Rückrundenauftakt bis auf einen Punkt am TSV Karlburg dran sind und auch die dahinter liegenden Teams aus Bamberg, Haibach und Rimpar wieder hoffen dürften. Sollte die gegenwärtige Konstellation aber so anhalten, dann käme es am letzten Spieltag beim Rückspiel zwischen Karlburg und der FTS am 18. Mai 2024 zu einem Endspiel um den Titel und den Bayernliga-Direktaufstieg. Wahrscheinlich vor mehr als den 200 Zuschauer und Zuschauerinnen, die das Spitzenspiel an diesem Oktober-Samstag im Schweinfurter Kleinflürleinsweg gesehen hatten.
"Das ist nichts, womit wir planen", versicherte Adrian Gahn. Doch sein Gesichtsausdruck verriet, dass er nichts dagegen haben dürfte, wenn es genauso käme.