Abkühlung ist dieser Tage angesichts der Sommerhitze wichtig – doch der Sprung ins kalte Wasser ist für Michael Herrmann viel mehr: Nach 13 Jahren hat der frühere Kapitän des Fußball-Bayernligisten TSV Abtswind das Kräuterdorf verlassen, um beim TSV Gochsheim in der Landesliga Nordwest Spielertrainer zu werden.
"Natürlich gibt's da ein Risiko für beide Seiten", erzählt der Casteller aus dem Ortsteil Greuth nach drei vollen Wochen der Vorbereitung. Knapp zwei stehen für seinen "neuen TSV" noch an, ehe es beim TSV Unterpleichfeld am 22. Juli ab 17 Uhr erstmals um Punkte in der Liga geht, die die Gochsheimer als Tabellen-14. aufgrund der Quotientenregelung hielten, ohne in die Relegation zu müssen.
Nicht die besten Voraussetzungen, doch Herrmann, der in Abtswind lange Führungsspieler war, gibt nicht auf. "Es war und ist natürlich eine Umstellung. Es ist für mich ein neues Umfeld in einem neuen Verein, eine neue Truppe – und ich hatte zuvor keinerlei Verbindungen zu den Gochsheimern." So wäre der 31-Jährige, der seit einigen Jahren in Volkach lebt, wohl auch gar nicht zum Nachfolger von Trainer Stefan Riegler geworden, hätte es nicht gewisse "Schützenhilfe" von außen gegeben: Andreas Brendler, der Sportleiter des Regionalligisten FC 05 Schweinfurt, soll das Zünglein an der Waage gewesen sein, wie Herrmann lachend erzählt.
Die Anfrage aus Gochsheim ehrte Michael Herrmann
"Vom Hörensagen weiß ich, dass mich Andi Brendler ins Gespräch gebracht haben soll. Ich kannte ja nur Irnes Husic aus seiner Abtswinder Zeit. Die Gochsheimer haben wohl bei Andi angefragt, wer aus der Bayernliga und der Region Spielertrainer werden könnte", berichtet er. Letztlich sei er "sehr überrascht" gewesen, als im Dezember die Anfrage gekommen sei.
"Es war natürlich eine Ehre, dass ein Landesligist anfragt", so Herrmann, der sich auf das Abenteuer einließ und zusagte. Und das, obwohl der Personalmanager einer großen Abtswinder Firma noch nicht viel Erfahrung als Trainer vorweisen kann. "Ich habe vor neun Jahren mal meinen C-Schein gemacht und vier bis fünf Jahre eine C-Jugend trainiert. Aber als Kapitän gab's natürlich auch Ansprachen. Ich kann Situationen einschätzen und weiß, wann es Feuer braucht und wann man streicheln muss."
Dennoch: Dem Vollblutsportler, der sich auf der Arbeit auch ums betriebliche Gesundheitsmanagement kümmert und gern an einem Pilates-Kurs teilnimmt, kommt es entgegen, dass die Vorbereitung derweil gut läuft – am vergangenen Sonntag siegte der TSV mit 2:1 gegen den Bezirksligisten SC Schwarzach und hat nun einen weiteren Härtetest gegen den TSV Münnerstadt am kommenden Sonntag (15 Uhr) vor sich.
"Die Jungs nehmen neuen Input sofort an und geben Gas. Wir haben aber auch mit ein paar Wehwehchen zu kämpfen, da die Belastung steigt", sagt Herrmann. Während Janosch Sommer nach seinem Innenbandriss im Knöchel erst einmal ausfallen wird, hofft der Spielertrainer auf die Rückkehr von dem aus Forst gekommenen Zugang Yannick Reinhart, der noch mit Knöchelproblemen zu kämpfen hat, sich aber auf dem Weg der Besserung befindet.
Der Ligaverbleib ist das klare Ziel beim TSV Gochsheim
Rechtsverteidiger Herrmann, der beim Test gegen Schwarzach mit der Rückennummer 24, die er schon in Abtswind trug, 90 Minuten auf der Bank blieb, ist derweil dabei, sich "in die Verfassung zu bringen, auch Stammspieler sein zu können". Wann und ob das der Fall sei, würden "die Zusammensetzung im Team und der jeweilige Gegner" zeigen. Aber: "An sich soll ich das Ganze auch als Spielertrainer interpretieren."
Somit möchte der Langzeit-Abtswinder auch auf dem Feld seinen Beitrag dazu leisten, dass dem "Dorfverein", wie er den TSV mit "den vielen Gochsheimer Jungs" bezeichnet, erneut der Landesliga-Verbleib gelingt – von Vereinsseite sei dies das erklärte Ziel. Die Spieler möchte er trotzdem um eine Aussage zu ihrem Saisonziel bitten: "Dann kann man sie auch mal festnageln." Michael Herrmann lacht, doch man merkt, dass er es erst gar nicht so weit kommen lassen möchte.