Als Spieler und Trainer ist Mario Schindler viel herumgekommen, und das mit Erfolg. Doch es gibt ein Kapitel in seiner Laufbahn, das der 46-Jährige lieber vergessen würde. Warum er auch an seiner Hochzeit nicht vom Fußball lassen konnte und welche Trainerentlassung bis heute an ihm nagt, erzählt der in Ettleben (Lkr. Schweinfurt) wohnhafte Vater zweier Kinder im Interview.
Mario Schindler: Steffen Stockmann, ein feiner Mensch und überragender Fußballer. Nachdem wir uns in der Bezirksliga mehrmals begegnet sind – er als Spielertrainer des SC Diebach, ich als Spieler des TSV Knetzgau – sollte er mein Trainer werden. Doch bevor ich im Winter 2007/08 zum TSV Abtswind gewechselt bin, hat sich Steffen so schwer verletzt, dass seine Karriere beendet war.
Schindler: Es gab einige Vereine, angefangen beim FC 05 Schweinfurt von der Jugend bis zur zweiten Mannschaft. Wimpel und Fahne der Schnüdel hängen noch in meinem Jugendzimmer. Über die Traditionself, mit der wir bei Turnieren und Benefizspielen antreten, bin ich auch heute mit dem FC 05 verbunden. Weitere Stationen waren bis zur Landesliga die DJK Schweinfurt, der FC Haßfurt, die FT Schweinfurt, der TSV Knetzgau, der FC Bad Kissingen und der TSV Abtswind. Bei der DJK Schwebenried/Schwemmelsbach wurde ich erst Spielertrainer, bevor ich an die Seitenlinie gewechselt bin. Danach bin ich als Trainer nach Abtswind zurückgekehrt und im Winter 2019/20 zum TSV Ettleben/Werneck gekommen. Im Sommer geht es beim TSV Großbardorf weiter.
Schindler: Ich wollte mich weiterentwickeln, verschiedene Trainer erleben, deren Stärken und Schwächen kennenlernen. Herbert Herrmann, der bei der DJK Schweinfurt großen Wert auf Teamgeist gelegt hat, und Manfred Müller, der in Haßfurt die Viererkette installiert hat, als anderswo noch mit Libero gespielt wurde, haben mich geprägt. Mein Ziel war früh klar: Ich wusste mit 19 Jahren, dass ich später Trainer werden will.
Schindler: Für das Hochzeitsfoto haben wir uns in Fußballschuhen den Ball zugespielt. Ich im Anzug mit Kapitänsbinde, sie im Brautkleid mit Stutzen. Meine Frau und der Fotograf haben erkannt, dass Fußball ein wichtiger Teil meines Lebens ist. 2012 war ich Spielführer in Abtswind. So ist die Idee für das Bild entstanden.
Schindler: Meine Mutter kommt aus Neapel, mein Vater ist Deutscher. Ich bin in Schweinfurt geboren, zweisprachig aufgewachsen, habe aber nie in Italien gelebt. Wir sind eine Großfamilie mit 42 Cousins und Cousinen, da meine Mutter neun Geschwister hat. Wegen Diego Maradona bin ich Fan des SSC Neapel geworden. Wenn die Nationalteams gegeneinander spielen, bin ich für Italien. Beim Essen mag ich es mit Sauerbraten fränkisch. Mein Italienisch ist nicht mehr sattelfest. Auf dem Spielfeld kommt die Mentalität aber noch durch. Ich bin etwas heißblütiger, auch wenn ich mich in den Diskussionen mit den Schiedsrichtern gebessert habe.
Schindler: Meine erste Meisterschaft als Trainer mit Schwebenried/Schwemmelsbach hat bleibenden Eindruck hinterlassen, weil der Verein noch nie in der Landesliga war. Es herrschte Ausnahmezustand in beiden Dörfern.
Schindler: Das war eine Katastrophe. Mir wurde das Fußballherz herausgerissen und darauf herumgetreten. Ich konnte mit der Entscheidung ganz schwer umgehen und habe mich komplett hinterfragt. Mein Selbstvertrauen als Trainer war mit einem Schlag weg. Es hat lange gedauert, bis ich damit umgehen konnte. Die Entlassung berührt mich bis heute.
Schindler: Ich bin als Vertriebsleiter in einem Rosenheimer Software-Unternehmen tätig. Zu 80 Prozent arbeite ich zu Hause und bin sonst bei Kunden oder alle paar Wochen in der Firma. Familie, Beruf und Fußball lassen sich gut unter einen Hut bringen. In Ettleben kann ich zum Sportplatz laufen. Selbst nach Großbardorf brauche ich durch die gute Autobahnanbindung nur eine halbe Stunde.
Schindler: Der Verein profitiert von seiner Jugendarbeit mit sehr guten Trainern. Mit den Spielern aus dem Nachwuchs hat mein Vorgänger Christoph Weeth das Fundament für mich gelegt. Wir haben aus der Vorsaison gelernt, als wir alle Spitzenspiele verloren haben und als Aufsteiger Vierter wurden. Die wenigsten Gegentore der Liga sind das Verdienst einer stabilen Defensive. Durch den qualitativ breiten Kader kann ich 16, 17 Spieler bedenkenlos einsetzen und bei Einwechslungen die Leistung hochhalten.
Schindler: Tatsächlich. Wir können froh sein, dass uns Sponsoren einheitliche Trainingskleidung ermöglichen. Wir setzen ausschließlich auf Spieler, die in Ettleben oder Werneck wohnen, hier arbeiten oder eine einheimische Freundin haben. Das ist ein eingeschworener Haufen, der zum Großteil schon im Kindergarten zusammengespielt hat.
Schindler: In den letzten Jahren ist eine Euphorie entstanden. Viele Fans haben einen persönlichen Bezug zu den Spielern. Die Identifikation mit der Mannschaft ist groß. Das habe ich vorher so nicht gekannt.
Schindler: Das mag ich mir nicht vorstellen. Ich hoffe, dass wir hochgehen und es nächste Saison zu einem Testspiel kommt, weil beide Teams in verschiedenen Ligen spielen.
Schindler: Ich nehme den Ball in die Hand und werfe zu Stephanie Lutz, die mit Ettleben in der Korbball-Bundesliga spielt. Zur Vorbereitung auf die deutsche Meisterschaft habe ich bei den Frauen ein Training geleitet.