
Die Schließung der Posthalle, der Nutzen der geplanten Multifunktionsarena und die Rolle der Stadt als Veranstalter von Hafensommer oder Mozartfest: Bei einer Podiumsveranstaltung in der Posthalle stellten sich die vier Kandidatinnen und Kandidaten für die Oberbürgermeister-Wahl Claudia Stamm (parteilos), Eva von Vietinghoff-Scheel (SPD), Judith Roth-Jörg (CSU) und Martin Heilig (Die Grünen) Fragen aus dem Kulturbereich. Etwa 70 Interessierte waren gekommen. Eingeladen hatte der Dachverband freier Würzburger Kulturträger. Moderiert hat Katja Tschirwitz, Fachjournalistin für Musik und Kultur.

Heilig will als OB Posthalle "zur Chefsache" machen
Dass Kultur und Subkultur wichtig sind und zur Demokratie dazugehören, betonten alle vier Kandidaten. Genauso, dass die in Würzburg geplante Multifunktionsarena, die östlich der Grombühlbrücke gebaut werden soll, die Posthalle nicht ersetzen kann. "Die Schnittmenge ist zu gering. Es muss eine Alternative geschaffen werden, bevor die Posthalle nicht mehr als Veranstaltungsort gibt", so Eva von Vietinghoff-Scheel. Dazu seien auch Gespräche mit potenziellen Investoren nötig. Wie berichtet, hat der Vermieter der Halle den Mietvertrag bis Ende 2025 befristet.
Claudia Stamm erklärte: "Wer für eine Multifunktionsarena kämpft, braucht ganz schnell gute Ideen für eine Nachfolge der Posthalle." Bürgermeister Heilig meinte, der Ersatz für die Posthalle bereite ihm Bauchschmerzen: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir es schaffen, eine mittlere Spielstätte, die wir dringend brauchen, zeitnah zu finden und herzurichten. "Als OB würde ich das Thema zur Chefsache machen." Roth-Jörg fügte an, dass schon viele möglichen Standorte betrachtet und geprüft wurden. Sie sehe das Faulenberg-Areal als mögliche Alternative.
Die Stadt als Kulturveranstalter: Passt das?
Soll die Stadt als Veranstalter von Kulturevents auftreten? Stamm: "Würzburg lebt von der Kulturszene und das funktioniert ziemlich gut. Es ist für mich viel wichtiger, dass es Unterstützung und Förderung gibt und dies teilweise auch im Institutionellen." Laut Roth-Jörg ist es richtig, dass die Stadt Hafensommer oder Mozartfest veranstaltet. "Wichtig ist mir aber, dass die Stadt an die Künstler nicht höhere Gagen zahlt, als die freien Kulturträger. Wir wollen keinesfalls Konkurrenz sein." Das sah auch Heilig so, der das Angebot der Stadt als auch das der freien Kulturträger als "mustergültig" beschrieb. Er wünsche sich, dass in der "sauren Gurken-Zeit" im Januar oder Februar ein gemeinsames Kulturprojekt entstehe.
Ob der städtische Finanzierungsanteil für den Hafensommer angemessen ist? "Ich finde den Anteil angemessen", erklärte Roth-Jörg. Heilig konterte: Der Sinneswandel freue ihn, sagte er, denn in der Vergangenheit habe es von der CSU Anträge gegeben, den Hafensommer auszusetzen. "Das war aus meiner Sicht ein Angriff auf unseren Hafensommer, den wir dann wacker verteidigt haben." Mit Blick auf "angespannte Kassen", so Vietinghoff-Scheel, sei es wichtig, bestehende Strukturen zu erhalten. "Wenn überall ein bisschen gekürzt werden müsste, um das breite Angebot schultern zu können, muss eben auch ein Hafensommer mitmachen."

Fehlende Räume für Tanz und Bandprobe: Judith Roth-Jörg verweist auf Hangar am Hubland
Was fehlende Räume für Tanzkurse, Bandproben oder Werkstätten angeht, verwies Bürgermeisterin Roth-Jörg auf das Hubland: "Wir bauen den Hangar aus, da wird es Räume für Kultur, Lesungen und Konzerte geben, aber auch für Sport, vhs-Kurse und die Jugend." Laut Stamm reicht der Hangar aber nicht. "Ich denke da eher an die Faulenbergkaserne, weil es da kleinere Räume gibt, die man schnell beziehen könnte. Ich sehe das Areal nämlich nicht als Nachfolger für die Posthalle."
In puncto Erschließung des Faulenberg-Areals an der Nürnberger Straße erklärte Heilig, er hoffe, dass der Kauf des dem Bund gehörenden Areals noch unter OB Christian Schuchardt zu Ende gebracht werde und, "dass wir dann loslegen können", sowohl was Wohnraum als auch Gewerbe- und Kultureinrichtungen angeht. Problem seien die Altlasten. "Das wird uns Zeit und Geld kosten." Roth-Jörg sah es optimistischer: "Wir wissen exakt, mit welchen Altlasten wir es zu tun haben. Ich denke, wir schaffen es, dass die ersten Bagger vor fünf Jahren rollen."

Veranstaltungstipp: Zur OB-Wahl in Würzburg veranstaltet die Main-Post am Dienstag, 1. April (Beginn: 19 Uhr), eine Wahlarena mit allen Kandidierenden. Die Wahlarena findet im Vogel Convention Center statt, der Eintritt ist frei.