zurück
Würzburg
Erste Wahlkampf-Diskussion der Würzburger OB-Kandidaten: So stehen sie zur Linie 6
Sie ist eines der größten und langwierigsten Projekte Würzburgs: die geplante Straßenbahnlinie 6. Jetzt haben sich die vier Kandidaten für die OB-Wahl positioniert.
Was sagen die vier Würzburger OB-Kandidierenden zur geplanten Straßenbahn-Linie-6? Von Links: Claudia Stamm, Martin Heilig, Judith Roth-Jörg, Manuela Göbel (Moderation) und Eva von Vietinghoff-Scheel.
Foto: Thomas Obermeier | Was sagen die vier Würzburger OB-Kandidierenden zur geplanten Straßenbahn-Linie-6? Von Links: Claudia Stamm, Martin Heilig, Judith Roth-Jörg, Manuela Göbel (Moderation) und Eva von Vietinghoff-Scheel.
Christoph Sommer
 |  aktualisiert: 16.03.2025 02:28 Uhr

Es war der erste gemeinsame Wahlkampfauftritt der drei OB-Kandidatinnen und des OB-Kandidaten: Am Dienstagabend lud der Arbeitskreis Mobilität der Agenda 21 zur Diskussion um die Linie 6 in die Räume der Erlöserschwestern ein. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt.  

Ein "Menschenfänger" sei die Straßenbahn, sagte Thomas Naumann als Vertreter der Agenda 21 zur Begrüßung. Nicht nur, weil das Thema in Würzburg offensichtlich so viele Menschen interessiert. Sondern auch verkehrspolitisch: Er rechne mit deutlich mehr ÖPNV-Nutzerinnen und -Nutzern durch die geplante Linie 6.

Elektrobusse laut Agenda 21 keine sinnvolle Alternative zur Linie 6 in Würzburg

Naumann warf dabei auch einen Blick in die Geschichte des Projekts: Bereits seit Jahrzehnten werde die Straßenbahn zwischen Innenstadt, Frauenland und Hubland geplant. Sollte die Linie 6 nicht kommen, müsse die Stadt seiner Meinung nach zusätzliche Elektrobusse anschaffen, was 30 bis 40 Prozent teurer wäre.

Der Veranstaltungssaal der Erlöserschwestern war bis auf den letzten Platz belegt. Thomas Naumann (rechts) warb für den Bau der Linie 6.
Foto: Thomas Obermeier | Der Veranstaltungssaal der Erlöserschwestern war bis auf den letzten Platz belegt. Thomas Naumann (rechts) warb für den Bau der Linie 6.

Im Zentrum des Abends standen die Kandidierenden: Martin Heilig (Grüne), Judith Roth-Jörg (CSU), Claudia Stamm (parteilos) und Eva von Vietinghoff-Scheel (SPD) diskutierten, moderiert von der Main-Post-Redakteurin Manuela Göbel, ihre Positionen zur Linie 6. Alle versprachen: Sollten sie die Wahl gewinnen, würden sie den nächsten Schritt gehen und im Stadtrat den Beschluss herbeiführen, der WVV die finanziellen Mittel für den Bau zu geben. 

Kosten von fast 200 Millionen Euro aber auch hohe Förderung: Was sagt Martin Heilig zur Linie 6?

Heilig sagte: "Ich stehe selbstverständlich für die Linie 6 und auch dafür, sie möglichst schnell umzusetzen." Ihm fiel in der Runde eine besondere Rolle zu: Als aktuell zweiter Bürgermeister und Klimareferent Würzburgs ist er für die Planung verantwortlich. 

Bei der Finanzierung verwies er auf das sogenannte "standardisierte Verfahren". Dieses habe festgestellt, dass der Nutzen des Projekts größer sei als die Kosten. Deswegen hätten Bund und Land auch zugesagt, den förderfähigen Anteil der Kosten von geschätzten 197 Millionen Euro zu etwa 85 Prozent zu übernehmen.

Judith Roth-Jörg steht hinter der Linie 6 und erklärt Unklarheiten bei den Kosten

"Ich war und bin nach wie vor eine Befürworterin der Linie 6", sagte auch Judith Roth-Jörg. "Das wird das größte Infrastrukturprojekt unserer Stadt in den nächsten 100 Jahren werden." Gleichzeitig sei es wichtig, Stadtrat und Bürger transparenter einzubinden, "weil es unser aller Steuergeld ist". 

Roth-Jörg erklärte aus ihrer Erfahrung als Schulreferentin heraus, warum es so kompliziert sei, jetzt schon genauere Kostenabschätzungen zu geben. Im Gegensatz zu anderen kommunalen Bauprojekten müsse die grundsätzliche Entscheidung für den Bau der Linie 6 vor der Ausschreibung und damit auch vor der genauen Kostenschätzung gefällt werden. "Erst dann wissen wir, was tatsächlich auf uns zukommt."

Claudia Stamm greift beim Thema Kosten für Linie 6 an – und will den Bau nicht versprechen

Diese Feststellung nahm Claudia Stamm als Anlass für den einzig angriffslustigen Moment der Debatte: Bei den Kosten von einer "Blackbox" zu reden, "ergibt keinen Sinn." Sie selbst habe sich bereits in ihrer Zeit als Bayerische Landtagsabgeordnete (2009-18) für die Linie 6 eingesetzt. Sie sagte aber auch: "Ich kann die Linie 6 nicht uneingeschränkt versprechen." Vielleicht gäbe es die Fördermittel auch nicht. 

Wie Eva von Viethinghoff-Scheel eine Kostenexplosion bei der Linie 6 in Würzburg verhindern will

Vietinghoff-Scheel kündigte an, die gültigen Stadtratsbeschlüsse schnell umzusetzen, sollte sie gewählt werden. "Jetzt muss es vorangehen." Sie halte es nicht für demokratisch, wenn Entscheidungen wie die zur Linie 6 nochmal infrage gestellt werden. Stattdessen komme es für sie als Verwaltungsjuristin jetzt darauf an, die weiteren Maßnahmen eng zu begleiten und zu kontrollieren, um explodierende Baukosten so gut es geht zu verhindern. "Unwägbarkeiten können immer dabei sein, aber das kann uns nicht daran hindern, sinnvolle Projekte umzusetzen."

Eine offene Frage beim Bau der Straßenbahnlinie 6 betrifft den Kauf einzelner Grundstücke entlang der Trasse, um dort bauen zu können. Für Roth-Jörg ein wichtiger und zeitnaher Schritt: "Wir brauchen jetzt diese Grundstücke." Heilig sieht die Stadt hier schon auf einem guten Weg: "Wir brauchen nur noch zwei Grundstücke – und die gehören dem Freistaat Bayern." 

Veranstaltungstipp: Zur OB-Wahl in Würzburg veranstaltet die Main-Post am Dienstag, 1. April (Beginn: 19 Uhr), eine Wahlarena mit allen Kandidierenden. Die Wahlarena findet im Vogel Convention Center statt, der Eintritt ist frei.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Christoph Sommer
Agenda21 Aschaffenburg
Baukosten
CSU Würzburg
Claudia Stamm
Judith Roth-Jörg
Kostenexplosionen
Kostenschätzungen
Main-Post Würzburg
Martin Heilig
OB-Wahl Würzburg 2025
SPD Würzburg
Stadt Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Hans-Martin Hoffmann
    Die einzige konkrete(!) Aussage

    kam offenbar von Frau v. Vietinghoff-Scheel. Genau: kein Herumgerede und keine neuen Abstimmungen bis das Ergebnis (nämlich: Ablehnung) passt, sondern zügig losgelegt und Daumen drauf, dass es (ohne weitere Verzögerungen und Kostensteigerungen) vorwärts geht. Auch wenn Geschwindigkeit bei solchen Projekten in WÜ ein Fremd- bis Schimpfwort zu sein scheint - aber der Stadtteil Hubland ist praktisch fertig und die Verkehrsanbindung unter aller Kanone bis zeitweise unzumutbar.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Lelowski
    Frau Stamm hat von ihren Kämpfen im Finanzausschuss des bayerischen Landtags berichtet. Von daher muss in jeder Etappe des Projektes die rechtzeitige Auszahlung der Fördermittel erstritten werden. Die Sanierung des Freistaatprojektes Festung zögert sich ja auch schon um Jahre hinaus.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Frank Stößel
    Seit 1990 zeigt das Beispiel der Linie 5 zeigt deutlich, wie richtig es war, die Straßenbahn zum Heuchelhof und später nach Rottenbauer gebaut zu haben. So wird es auch sein, wenn die Linie 6 zum Hubland fertig sein wird. Am "Für" dieses wichtigen Zukunftsprojektes kommt keine OB-In vorbei, denn die Bedingungen und Zuschüsse dafür passen inzwischen. Deshalb heißt es heute:
    Linie 6 jetzt endlich anpacken.
    Wenn nicht jetzt, wann dann?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Roland Rösch
    Wenn man sieht das allein in der Innenstadt im Schienennetz mehrfach die gleichen Stellen aufgerissen.Pflastersteinen erneuert und die gleichen wieder rausgerissene werden oder geflickt werden traue ich Würzburg die Umsetzung der Linie 6 überhaupt nicht zu aber man kann ja dran glauben was aber auch schon Geld verschlingt .
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dietmar Eberth
    "...Schienennetz mehrfach die gleichen Stellen aufgerissen.Pflastersteinen erneuert und die gleichen wieder rausgerissene werden oder geflickt werden..."

    Das machen doch Baufirmen für die Stadt? Die haben dann doch keine ordentliche Arbeit abgeliefert.
    Oder hat die Stadt Würzburg da eigene "Reparaturteams"?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Roland Rösch
    Es geht um die dauernde Ausbesserungen von erneuertem im Schienenverkehr was nicht nur durch Würzburger Pflasterbau . WVV geleistet wird sondern teilweise auch externe Firmen beauftragt werden. WVV und Pflasterbauarbeiter arbeiten sind nicht umsonst und kosten dauerhaft Jahr für Jahr. Es geht mir um erhebliche Folgekosten die zu erwarten sind für Linie 6 beispielsweise Theater es pfuschen immer neue Firmen bis heute rum und wenn das Theater mal fertig sein sollte geht man jährlich mit städtischen Arbeiter mit Ausbesserungen die man dann dauerhaft an ans Werk mit dauerhaften Kosten der Stadt .
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Barbara Fersch
    schon krass die Diskussion an einer Strabalinie fest zu machen, die längst überfällig ist....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Jürgen Neuwirth
    Sowohl Roth-Jörg als auch Heilig würden nach der Wahl den Beschluss herbeiführen. Warum nicht schon vorher? CSU und Grüne haben zusammen fast die Mehrheit.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Judith Jörg
    Den Beschluss gibt es schon.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Mario Götschel
    Straba- Diskussion hin und her, man braucht jetzt eine Lösung bis in nicht absehbarer Zeit die Straba fährt!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Günter Lutz
    "Das wird das größte Infrastrukturprojekt unserer Stadt in den nächsten 100 Jahren werden." - Wer 6KM Straßenbahnschiene als Jahrhundertprojekt bezeichnet ist mit dem Job im Rathaus wohl ehr überfordert.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Wolfgang Keller
    Wer sich selbst von der Schulbürgermeisterin zur Bildungsbürgermeisterin macht, hat wohl keine Ahnung von der eigenständigen Ausdehnung des Begriffs und von Bildung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Walther Prinz
    Würzburg ist nicht München oder Paris. Da kann man ein 200-Millionen-Vorhaben schon als Jahrhundertprojekt bezeichnen, auch von der Bedeutung für Würzburg her.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Bertram Wegner
    Nachdem die US-Streitkräfte 2008 abgezogen sind, ist am Hubland innerhalb von 17 Jahren ein ganzer Stadtteil neu entstanden ... Ein ganzer Stadtteil? Nein! Nicht ganz, die Straßenbahn ist noch nicht einmal losgefahren.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Stefanie Michaeli
    Kein klares Bekenntnis zur Linie 6 - keine Stimme von mir bei der OB-Wahl!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dominik Temming
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in einen neuen Kommentar ein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Michael Riedner
    Nach Aussage von Frau Roth-Jörg wird es dann in den nächsten 100 Jahren keine Erweiterung des Netzes mehr geben?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Wolfgang Keller
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Walther Prinz
    Das hat sie nicht gesagt. Es wird aber wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit für sehr lange Zeit keine so große Erweiterung des Netzes mehr geben. Um das vorherzusagen muss man ja wahrlich kein Prophet sein 😉
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten