
Es war der erste gemeinsame Wahlkampfauftritt der drei OB-Kandidatinnen und des OB-Kandidaten: Am Dienstagabend lud der Arbeitskreis Mobilität der Agenda 21 zur Diskussion um die Linie 6 in die Räume der Erlöserschwestern ein. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Ein "Menschenfänger" sei die Straßenbahn, sagte Thomas Naumann als Vertreter der Agenda 21 zur Begrüßung. Nicht nur, weil das Thema in Würzburg offensichtlich so viele Menschen interessiert. Sondern auch verkehrspolitisch: Er rechne mit deutlich mehr ÖPNV-Nutzerinnen und -Nutzern durch die geplante Linie 6.
Elektrobusse laut Agenda 21 keine sinnvolle Alternative zur Linie 6 in Würzburg
Naumann warf dabei auch einen Blick in die Geschichte des Projekts: Bereits seit Jahrzehnten werde die Straßenbahn zwischen Innenstadt, Frauenland und Hubland geplant. Sollte die Linie 6 nicht kommen, müsse die Stadt seiner Meinung nach zusätzliche Elektrobusse anschaffen, was 30 bis 40 Prozent teurer wäre.

Im Zentrum des Abends standen die Kandidierenden: Martin Heilig (Grüne), Judith Roth-Jörg (CSU), Claudia Stamm (parteilos) und Eva von Vietinghoff-Scheel (SPD) diskutierten, moderiert von der Main-Post-Redakteurin Manuela Göbel, ihre Positionen zur Linie 6. Alle versprachen: Sollten sie die Wahl gewinnen, würden sie den nächsten Schritt gehen und im Stadtrat den Beschluss herbeiführen, der WVV die finanziellen Mittel für den Bau zu geben.
Kosten von fast 200 Millionen Euro aber auch hohe Förderung: Was sagt Martin Heilig zur Linie 6?
Heilig sagte: "Ich stehe selbstverständlich für die Linie 6 und auch dafür, sie möglichst schnell umzusetzen." Ihm fiel in der Runde eine besondere Rolle zu: Als aktuell zweiter Bürgermeister und Klimareferent Würzburgs ist er für die Planung verantwortlich.
Bei der Finanzierung verwies er auf das sogenannte "standardisierte Verfahren". Dieses habe festgestellt, dass der Nutzen des Projekts größer sei als die Kosten. Deswegen hätten Bund und Land auch zugesagt, den förderfähigen Anteil der Kosten von geschätzten 197 Millionen Euro zu etwa 85 Prozent zu übernehmen.
Judith Roth-Jörg steht hinter der Linie 6 und erklärt Unklarheiten bei den Kosten
"Ich war und bin nach wie vor eine Befürworterin der Linie 6", sagte auch Judith Roth-Jörg. "Das wird das größte Infrastrukturprojekt unserer Stadt in den nächsten 100 Jahren werden." Gleichzeitig sei es wichtig, Stadtrat und Bürger transparenter einzubinden, "weil es unser aller Steuergeld ist".
Roth-Jörg erklärte aus ihrer Erfahrung als Schulreferentin heraus, warum es so kompliziert sei, jetzt schon genauere Kostenabschätzungen zu geben. Im Gegensatz zu anderen kommunalen Bauprojekten müsse die grundsätzliche Entscheidung für den Bau der Linie 6 vor der Ausschreibung und damit auch vor der genauen Kostenschätzung gefällt werden. "Erst dann wissen wir, was tatsächlich auf uns zukommt."
Claudia Stamm greift beim Thema Kosten für Linie 6 an – und will den Bau nicht versprechen
Diese Feststellung nahm Claudia Stamm als Anlass für den einzig angriffslustigen Moment der Debatte: Bei den Kosten von einer "Blackbox" zu reden, "ergibt keinen Sinn." Sie selbst habe sich bereits in ihrer Zeit als Bayerische Landtagsabgeordnete (2009-18) für die Linie 6 eingesetzt. Sie sagte aber auch: "Ich kann die Linie 6 nicht uneingeschränkt versprechen." Vielleicht gäbe es die Fördermittel auch nicht.
Wie Eva von Viethinghoff-Scheel eine Kostenexplosion bei der Linie 6 in Würzburg verhindern will
Vietinghoff-Scheel kündigte an, die gültigen Stadtratsbeschlüsse schnell umzusetzen, sollte sie gewählt werden. "Jetzt muss es vorangehen." Sie halte es nicht für demokratisch, wenn Entscheidungen wie die zur Linie 6 nochmal infrage gestellt werden. Stattdessen komme es für sie als Verwaltungsjuristin jetzt darauf an, die weiteren Maßnahmen eng zu begleiten und zu kontrollieren, um explodierende Baukosten so gut es geht zu verhindern. "Unwägbarkeiten können immer dabei sein, aber das kann uns nicht daran hindern, sinnvolle Projekte umzusetzen."
Eine offene Frage beim Bau der Straßenbahnlinie 6 betrifft den Kauf einzelner Grundstücke entlang der Trasse, um dort bauen zu können. Für Roth-Jörg ein wichtiger und zeitnaher Schritt: "Wir brauchen jetzt diese Grundstücke." Heilig sieht die Stadt hier schon auf einem guten Weg: "Wir brauchen nur noch zwei Grundstücke – und die gehören dem Freistaat Bayern."
Veranstaltungstipp: Zur OB-Wahl in Würzburg veranstaltet die Main-Post am Dienstag, 1. April (Beginn: 19 Uhr), eine Wahlarena mit allen Kandidierenden. Die Wahlarena findet im Vogel Convention Center statt, der Eintritt ist frei.
kam offenbar von Frau v. Vietinghoff-Scheel. Genau: kein Herumgerede und keine neuen Abstimmungen bis das Ergebnis (nämlich: Ablehnung) passt, sondern zügig losgelegt und Daumen drauf, dass es (ohne weitere Verzögerungen und Kostensteigerungen) vorwärts geht. Auch wenn Geschwindigkeit bei solchen Projekten in WÜ ein Fremd- bis Schimpfwort zu sein scheint - aber der Stadtteil Hubland ist praktisch fertig und die Verkehrsanbindung unter aller Kanone bis zeitweise unzumutbar.
Linie 6 jetzt endlich anpacken.
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Das machen doch Baufirmen für die Stadt? Die haben dann doch keine ordentliche Arbeit abgeliefert.
Oder hat die Stadt Würzburg da eigene "Reparaturteams"?