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Würzburg/Schweinfurt
Wer wird Unterfranken künftig im Landtag vertreten? Diese Frauen und Männer könnten die neuen Abgeordneten sein
Die CSU wird bei der Landtagswahl am 8. Oktober ziemlich sicher wieder vorn liegen. In Unterfranken sind aber einige Verschiebungen zu erwartet. Ein Blick auf die Chancen.
Ziel von 168 Kandidatinnen und Kandidaten aus Unterfranken bei der Landtagswahl am 8. Oktober: das Maximilianeum in München, der Sitz des Bayerischen Landtags.
Foto: Getty Images | Ziel von 168 Kandidatinnen und Kandidaten aus Unterfranken bei der Landtagswahl am 8. Oktober: das Maximilianeum in München, der Sitz des Bayerischen Landtags.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:18 Uhr

Endspurt im Wahlkampf in Unterfranken. Je näher die Landtagswahl am 8. Oktober rückt, umso stärker wächst die Nervosität bei den Parteien. Aktuell vertreten 19 Abgeordnete die Region im bayerischen Landtag - neun von der CSU, drei von den Grünen, je zwei von SPD und Freien Wählern (FW) sowie je ein Vertreter von FDP und AfD. Hinzu kommt mit dem fraktionslosen Christian Klingen ein ehemaliges AfD-Mitglied.

In Unterfranken bewerben sich 168 Kandidatinnen und Kandidaten aus zehn Parteien um die Gunst der Wählerinnen und Wähler. Sie kämpfen um 19 Sitze - und eventuell auch um ein paar mehr. Sollte die CSU mehr Direktmandate gewinnen als ihr nach dem Gesamtstimmenergebnis in Unterfranken zustehen, dann könnten sich für die anderen Parteien Ausgleichssitze ergeben. Bei der Landtagswahl 2018 war dies in allen anderen bayerischen Regierungsbezirken der Fall.

Wer wird Unterfranken künftig im Landtag vertreten? Diese Frauen und Männer könnten die neuen Abgeordneten sein

Schaut man auf die aktuellen Umfragen, dürfen vor allem die Freien Wähler (FW) optimistisch Richtung Wahltag blicken. Sie haben zuletzt zulegen können - trotz oder wegen der Debatte um das antisemitische Flugblatt ihres Parteichefs Hubert Aiwanger. Für Unterfranken könnte der Boom für die Freien Wähler den Gewinn eines dritten Mandats bedeuten. 

In Unterfranken einen zusätzlichen Sitz zu gewinnen, ist auch der Anspruch der CSU. Bei der letzten Landtagswahl 2018 verlor die Partei erstmals in der Region ein Direktmandat: Im Stimmkreis Würzburg-Stadt setzte sich knapp der Grünen-Kandidat Patrick Friedl (53) durch. Ob ihm der Coup jetzt erneut gelingt, ist offen. Nach Ansicht der Meinungsforscher vom Institut Wahlkreisprognose ist das Rennen eng. CSU-Bewerberin Andrea Behr (54) tritt mit dem Auftrag an, das prestigeträchtige Würzburg-Mandat für ihre Partei zurückzuholen.

CSU: Ziemlich sichere Sitze nicht nur für Kabinettsmitglieder

Zehn Direktmandate sind bei der Landtagswahl in Unterfranken zu vergeben. Außer in Würzburg gelten Erfolge der CSU-Vertreter angesichts der Überlegenheit ihrer Partei als reine Formsache. So  dürften die Kabinettsmitglieder wieder im Maximilianeum vertreten sein: Digitalministerin Judith Gerlach (37), die im Stimmkreis Aschaffenburg-Ost kandidiert, und Innenstaatssekretär Sandro Kirchner (48), der in Bad Kissingen antritt. Ziemlich sicher erneut wieder im Landtag vertreten dürften auch Barbara Becker (54) aus dem Stimmkreis Kitzingen, Thorsten Schwab (47) aus Main-Spessart, Steffen Vogel (49) aus Haßberge/Rhön-Grabfeld und der frühere Justizminister Winfried Bausback (57), Bewerber im Stimmkreis Aschaffenburg-West, sein.

Als CSU-Neulinge im Landtag darf man Martina Gießübel (52), die in Schweinfurt Ex-Staatssekretär Gerhard Eck als Direktkandidatin beerbt, Martin Stock (42), der in Miltenberg für Berthold Rüth antritt, und Björn Jungbauer (42) als Nachfolger von Manfred Ländner im Stimmkreis Würzburg-Land erwarten.

Gerlach und Kirchner werden derweil in München gute Chancen eingeräumt, auch der nächsten Regierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) anzugehören. Sollten die Freien Wähler allerdings stark zulegen, könnte es passieren, dass die CSU weniger Kabinettsposten als bisher beanspruchen kann.

Freie Wähler: Drittes Mandat scheint möglich

Die Freien Wähler strotzen nach den jüngsten Meinungsumfragen vor Kraft. Sollte es ihnen gelingen, in Bayern und Unterfranken die Nummer zwei zu werden, könnte ein Sitz im Landtag für sie dazu kommen. Spitzenkandidatin Anna Stolz (40), die in Main-Spessart antritt, wird wohl ungefährdet erneut ins Parlament einziehen. Dahinter gilt Thomas Zöller (55), Bürgermeister von Mönchberg und Direktkandidat im Stimmkreis Miltenberg, als Favorit. Wer das mögliche dritte Mandat gewinnen könnte, ist völlig offen. Einem FW-Insider zufolge haben Frank Helmerich (46) aus Haßberge/Rhön-Grabfeld, der Kitzinger BRK-Kreisgeschäftsführer Felix Wallström (28) und der stellvertretende Würzburg-Landrat Felix von Zobel (31) die besten Aussichten.

Der Abgeordnete Gerald Pittner aus der Rhön tritt nicht mehr an. Derweil werden der amtierenden Kultusstaatssekretärin und Aiwanger-Vertrauten Anna Stolz gute Chancen eingeräumt, Kabinettsmitglied zu bleiben.

Grüne: Starke Spitzenkandidaten, starke Konkurrenz in der Partei

Die gegenwärtigen drei Mandate zu halten, ist Ziel der unterfränkischen Grünen. Alle Abgeordneten stellen sich zur Wiederwahl. Dass Spitzenkandidatin Kerstin Celina (55), Kandidatin in Würzburg-Land, weiter im Landtag arbeitet, gilt als ebenso sicher wie der Parlamentssitz von Patrick Friedl.  Selbst wenn er das Direktmandat in Würzburg verliert, ist er über die Liste abgesichert. Gut möglich, dass auch Paul Knoblach (69), Kandidat in Schweinfurt, seine Abgeordnetentätigkeit weiter fortsetzen kann. 2018 war der Biolandwirt überraschend vorgewählt worden, inzwischen ist sein Bekanntheitsgrad nochmal gestiegen. Die stärkste parteiinterne Konkurrenz sitzt am Untermain - mit Monika Hartl (52), die in Aschaffenburg-Ost Direktkandidatin ist, Ansgar Stich (53) aus Miltenberg und Thomas Mütze (57), der in Aschaffenburg-West kandidiert. Der frühere Grünen-Fraktionschef will nach fünf Jahren Auszeit zurück in den Landtag.

AfD: Vielleicht sogar ein dritter Sitz 

Dass Richard Graupner (60) aus Schweinfurt auch dem nächsten Landtag angehört, gilt als sicher. Wer das zweite oder eventuell sogar dritte unterfränkische AfD-Mandat gewinnen könnte, ist schwer einzuschätzen, weil die Namen in der rechten Partei keine entscheidende Rolle spielen. Burschenschaftler Daniel Halemba (22), Kandidat in Haßberge/Rhön-Grabfeld, Polizist Jörg Baumann (42), Bewerber in Aschaffenburg-West, und Alfred Schmitt aus Kitzingen haben aber gute Aussichten.  

SPD: Zwei langjährige Abgeordnete dürften im Parlament bleiben 

Auch die Unterfranken-SPD hatte zwischenzeitlich gehofft, ihre Position ausbauen zu können. Danach sieht es angesichts der jüngsten Umfragen aber nicht aus. Die langjährigen Abgeordneten Volkmar Halbleib (59), Kandidat in Würzburg-Land, und Martina Fehlner (63), die in Aschaffenburg-West Direktkandidatin ist, sollten ihre Sitze verteidigen können. Dahinter dürften nur Nachrücker-Positionen bleiben für den Schonunger Bürgermeister Stefan Rottmann (36), Kandidat für Schweinfurt, Eva-Maria Weimann (36) aus Kitzingen, Alexander Kolbow (44) in Würzburg und anderen.

FDP: Schlechte Aussichten

Glaubt man den Meinungsumfragen, sieht es für die FDP nicht gut aus, der Wiedereinzug ins Maximilianeum ist nicht sicher. Schaffen es die Liberalen, wäre erneut der Haushaltspolitiker Helmut Kaltenhauser (62), der in Aschaffenburg-Ost antritt, erste Wahl.

Linke: Keine Chancen

Keine Chance auf Landtagsmandate hat die Linke. Die Meinungsforscher sehen die Partei seit vielen Monaten bei unter drei Prozent Zustimmung dümpeln. Größere Wahlkampfaktivitäten in Unterfranken sind nicht bekannt.

Sonstige Parteien 

Unter den Sonstigen sind ÖDP und Bayernpartei immerhin in allen zehn unterfränkischen Stimmkreisen mit Direktkandidaten vertreten. Aussichten auf Landtagsmandate haben beide Parteien nicht. Die "Basisdemokratische Partei Deutschland", entstanden aus den Querdenker-Protesten in der Corona-Zeit, tritt erstmals zur Landtagswahl in Bayern an. Sie hat in Unterfranken in sieben Stimmkreisen Direktkandidaten aufgestellt, Chancen auf Landtagssitze hat sie nicht.

 
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  • Klaus Fiederling
    denke mir auch, ein Bündnis mit FW und CSU ist immer noch zehnmal besser als wenn in Bayern die GRÜNEN auch noch etwas zu sagen hätten.Sie haben im Bund die letzten paar Jahre schon zu viel verbockt, soll der Markus wieder mal lieber mit dem Hubsi zusammengehen. Wer fragt nach der Wahl noch groß nach dem Schmierenblattskandal. Hauptsache man kann in Bayern vernünftige Politik betreiben. Mit den jämmerichen 9 % der Bayern-SPD ist ja eh kein
    "Krieg zu gewinnen!"
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  • Alfred Holler
    Sehr geehrter Herr Cygan, woher wollen Sie wissen, dass der mutm. Boom der FW auf die Debatte um Aiwanger zurückzuführen sein könnte?
    Genau so gut könnte man auch auf die Idee kommen, dass eine zunehmende Zahl von Wählern das Regierungsbündnis stärken und und eine schwarz-grüne Notehe verhindern will.
    Guten Tag
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  • Harry Amend
    Das sind schon gut gesicherte Zahlen von ständigen Umfragen. Viel mir sollte man das Wahlverfahren grundsätzlich in Frage stellen, denn wer sein Direktmandat verliert dürfte nicht mehr in irgendwelchen Landtag etc. mehr reinkommen und nicht über welche Listen nur weil sie recht weit vorne stehen. Das sind Tricksereien die abgeschafft gehören.
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