Daniel Halemba nimmt einen kräftigen Schluck vom Kakao. Der 22-Jährige, der deutlich jünger aussieht als er ist, überlegt kurz. Dann antwortet die Nachwuchshoffnung der unterfränkischen Alternative für Deutschland (AfD) auf die Frage nach ihrem politischen Vorbild. "Wenn ich eine Person aussuchen müsste, deren Politikstil ich als erstrebenswert erachte, wäre das Björn Höcke", sagt Halemba und stellt die Tasse zurück auf den Tisch. "Ich hoffe, dass er nach der Landtagswahl in Thüringen im nächsten Jahr in Regierungsverantwortung kommt."
Vorher aber steht in Bayern der Urnengang an. Am 8. Oktober kämpft Halemba als Direktkandidat seiner Partei im Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld um den Einzug in den Landtag. Doch während Rechtsextremist Höcke sich Hoffnungen auf mehr machen kann, ist die bayerische AfD von einer Machtübernahme noch weit entfernt.
Narben der Mensur am Kopf
Halemba trägt blaues Sakko, weißes Hemd, graue Hose, Turnschuhe. Er sitzt im Café einer Bäckereifiliale im Haßfurter Industriegebiet. Zuvor war der 22-Jährige in einem Wagen mit Würzburger Kennzeichen auf dem Parkplatz vorgefahren. Halemba kommt nicht aus der Region, für die er kandidiert. "Ich bin geboren in Oberschlesien, bei Kattowitz", sagt er. Drei Jahre alt sei er gewesen, als es seine Eltern, deutsche Spätaussiedler, von Polen nach Wertheim verschlagen habe, in die nördlichste Stadt Baden-Württembergs. "Die Heimat wurde uns genommen", sagt Halemba. Auf die Frage, ob er sich Oberschlesien wieder als Teil Deutschlands wünsche, weicht er aus.
Im Main-Tauber-Kreis wächst Halemba auf, macht 2020 sein Abitur. Anschließend zieht es ihn für das Studium der Wirtschaftswissenschaft nach Würzburg, wo er 2021 der Burschenschaft Teutonia Prag beitritt, wie er erzählt. Eine sogenannte pflichtschlagende Studentenverbindung, der auch rechtsextreme Tendenzen nachgesagt werden. Burschenschafter sollen nachts "Sieg Heil" in das Würzburger Wohngebiet gegrölt haben, wo das Verbindungshaus steht. "Das sind höchstens Unterstellungen linksalternativer Nachbarn", so Halemba. Von seiner letzten Mensur, einem streng reglementierten, meist blutigen Fechtkampf, zeugt eine frische Narbe oberhalb der linken Schläfe. "Das trägt man mit Stolz", sagt er.
Vorwürfe der Unterwanderung
Der AfD trat Halemba bereits 2019 bei. Unter Christina Baum – inzwischen Mitglied des Bundesvorstands, ideologisch Höcke nahe stehend – diente er damals im Kreisverband Main-Tauber als Schriftführer. "Sie hat mein politisches Denken stark geprägt", sagt Halemba über Baum, die selbst in der AfD als radikal gilt.
Heute führt der 22-Jährige den Würzburger AfD-Kreisverband, ist eigenen Angaben zufolge selbstständiger Onlinehändler für Kleidung, studiert Wirtschaftsrecht an der Fernuni Hagen. Dem Vorwurf von Parteifreundin Freia Lippold-Eggen, Halemba habe seine Kür zum Direktkandiaten im Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld nur durch die "Unterwanderung" des örtlichen Kreisverbands erreicht, widerspricht er mit den Worten: "Das stimmt natürlich alles nicht." Konkreter auf den Vorwurf eingehen möchte Halemba nicht, außer: "Wie heißt es doch: Feind, Todfeind, Parteifreund?" Inzwischen ist Lippold-Eggen mit reichlich gepolter aus der AfD ausgetreten.
Und welche Themen bewegen die Menschen in Halembas Stimmkreis? "Die Inflation und die Energiepolitik", sagt er, beides eigentlich bundespolitische Themen. Doch der AfD bietet der zunehmende Unmut der Bevölkerung über die Arbeit der Ampelkoalition in Berlin Munition im Landtagswahlkampf.
Auch Halemba macht sich das zu Nutze. Zu seinen Schwerpunkten zähle die Migrationspolitik, sagt er, also jenes Thema, das die AfD stark gemacht hat. Es soll auch im Landtagswahlkampf verfangen. Die Rhetorik der Großen jedenfalls hat der Jungpolitiker bereits verinnerlicht: Man höre "täglich von mehr Messermorden, Angriffen und Vergewaltigungen durch Migrantengruppen". Konkrete Fälle bleibt Halemba schuldig. "Wenn diese Menschen zu uns kommen und kurzfristig Schutz suchen, dann müssen sie sich auch an unsere Gesetzen halten."
AKWs wieder ans Netz nehmen
"Wir brauchen die Rückkehr zum Leistungsprinzip", sagt er mit Blick auf die Bildungspolitik. Lernschwache dürften die Lernstarken nicht in ihrer Entwicklung bremsen. Sein Urteil: "Wie Herr Höcke gesagt hat: Inklusion darf kein Selbstzweck sein." Der hatte zuletzt wegen seiner Aussagen über die Beschulung von Kindern mit Behinderung für Entsetzen bei Bildungs- und Sozialverbänden gesorgt.
Und wie steht Halemba zum Streitpunkt Nationalpark Steigerwald? "Der Steigerwald braucht keinen zusätzlichen Schutz", sagt er. Der aktuelle Zustand sei zufriedenstellend. Wälder sollten nicht Windrädern weichen müssen, stattdessen sollten Kernkraftwerke wie jene in Grafenrheinfeld wieder ans Netz gehen. Nach Endlagermöglichkeiten müsse man im Ausland Ausschau halten. Familien will er angesichts gestiegener Energiepreise finanziell entlasten, "bei Kitaplätzen könnte das Land unterstützen".
"Bald führt kein Weg mehr an der AfD vorbei", sagt Halemba mit Blick auf Umfragewerte in Sachsen und Thüringen. Sein Kakao ist inzwischen leer. Angesichts seiner Arbeit als erfolgreicher Nachwuchsnetzwerker innerhalb der Partei dürfte er mit Listenplatz zwei gute Chancen auf einen Einzug in den Landtag haben.
Wer hat Ihnen denn die Heimat genommen, Herr Halemba? Wer hat diesen entsetzlichen Krieg angezettelt? Welche Ideologie stand denn dahinter?
Eigentlich einfache Fragen, die man leicht beantworten können sollte, wenn man so vollmundig mehr Leistung in der Schule fordert. Ich helfe Ihnen aber trotzdem gerne. Das Nationalsozialistische Regime mit seiner menschenverachtenden Ideologie hat die Welt in diesen Krieg gestürzt! Der Wahn von der völkischen Überlegenheit hat in diese Katastrophe geführt, die Ihre Familie die Heimat gekostet hat!
Und was machen Sie? Welche Lehren ziehen Sie aus der Geschichte? Sie halten den Politikstil des Rechtsextremisten Björn Höcke für „erstrebenswert“. Einen Politikstil, der sich immer mehr der Ideologie annähert, die Ihnen die Heimat genommen hat. Darüber haben Sie ganz offensichtlich noch nicht nachgedacht.
Daß das nicht auf Kosten der Inklusion geschehen darf, ist klar.
Das ist Menschenverachtend und undemokratisch!
Hiltrud Erhard,
ist in seiner Zweideutigkeit
ziemlich eindeutig!
welche Aussage von Bernd Höcke gefällt Ihnen denn am besten, wenn schon ein Nazi Ihr politisches Vorbild ist. Nur um Sie besser zu verorten…
https://www.volksverpetzer.de/analyse/25-krasse-hoecke-zitate/
Protestwähler sind oft blind dafür, dass ihre Protestpartei die Probleme auch nicht lösen kann, selbst wenn sie große Reden schwingt. Wenn ich mir mit Protestwahl am Ende noch Probleme wie “ich wähle mir einen neuen GröFaZ” an Land hole, wie das bei der AfD klar abzusehen ist, dann zeigt sich klar der geistige Horizont und die fehlende Weitsicht der Protestwähler.
Abgesehen von all den anderen fragwürdigen Ansichten dieser Partei, ist diese Aussage verachten, unterirdisch.... Hilfe mir fehlen die Worte. Hier blutet mein Mutterherz. Kein Mensch der nur irgendwie ein wenig Empathie und Gefühl hat, kann dies gut heißen.
Daß das nicht auf Kosten der Inklusion geschehen darf, ist klar.
Denn nur so bekommt die Partei der bildungsfernen Schichten genügend Wähler*innen zusammen, welche sogar einem Herrn! Halemba einen Einzug in den bayerischen Landtag ermöglichen wollen.
LG