In der Landwirtschaft ist Hochsaison, die Ernte muss eingefahren werden. Für Felix Freiherr von Zobel "sind es zurzeit heftige Wochen". Der 31-jährige Landwirt aus dem Ochsenfurter Stadtteil Darstadt muss derzeit nicht nur die Ernte von den Feldern einholen, sondern verfolgt gleichzeitig auch seinen großen Traum Berufspolitiker zu werden. Vom Listenplatz sechs der Freien Wähler will er als Direktkandidat für den Stimmkreis Würzburg Land einige Plätze nach vorne springen und in den Landtag einziehen. "Ich habe meinen letzten Penny in den Wahlkampf gesteckt", sagt von Zobel und verdeutlicht, wie ernst er es meint.
Von Zobel sammelt politische Erfahrung in der Kommunalpolitik
Wie in der Landwirtschaft, in der es eine Menge Vorbereitung braucht, bis die Feldfrüchte geerntet werden können, verfolgt von Zobel seinen Traum schon lange und arbeitet gezielt darauf hin. Für den Landtag zu kandidieren, ohne in der Kommunalpolitik gewesen zu sein, halte er für wenig sinnvoll, so von Zobel. Deshalb habe er 2020 als Landrat kandidiert, wurde dessen Stellvertreter, sitzt im Ochsenfurter Stadtrat und im Würzburger Kreisrat.
"Vorbereitung finde ich wichtig", sagt von Zobel, der für die Landratswahl sein Studium für ein halbes Jahr pausierte. Aktuell bekomme er Unterstützung von Anna Stolz, der Staatssekretärin für Unterricht und Kultus. Sie helfe ihm sowohl bei überregionalen als auch bei kommunalpolitischen Themen. "Wenn ich als Politiker sage, das ist Bundespolitik, das geht mich nichts an, sorgt das für Politikverdrossenheit", findet von Zobel. Deshalb will er sich auch für Bundesthemen wie die B19 Umgehung vor Ort einsetzen.
Auch Vater und Großvater waren schon in der Politik aktiv
Der Weg in die Politik war für von Zobel schon vorgezeichnet. Sein Vater war bei den Freien Wählern, sein Großvater bei der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG). Von Zobel selbst war schon in der Schule in der SMV aktiv und Schülersprecher. Nach der Schule trat von Zobel direkt der UWG bei und 2019 den Freien Wählern. "Ich wollte mich politisch engagieren und fand es wichtig mitzuentscheiden, statt nur zu schimpfen", so der 31-Jährige.
Bei den Freien Wählern fühle er sich gut aufgehoben, weil dort alle aufgenommen würden, die nicht radikal sind. "Das finde ich wichtig, dann muss man sich mit vielen Meinungen auseinandersetzen", so von Zobel. Außerdem kommen die Freien Wähler aus der Kommunalpolitik. So würden sie "ganz gut mitbekommen, was die Bürgerinnen und Bürger wollen", sagt von Zobel. Der persönliche Kontakt mit den Menschen vor Ort ist dem Landwirt wichtig. "Das finde ich cooler als über Instagram und Facebook. Es ist schade, wenn die Politik nur noch in den sozialen Medien gemacht wird."
Von Zobel will gleichwertige Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land
Seine Ziele sind vielfältig, als sein Steckenpferd bezeichnet von Zobel die möglichst gleichwertigen Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land. "Eine Gleichheit schaffen wir nie, es muss ein adäquater Ersatz geschaffen werden", sagt von Zobel. Während eine Gemeinde ein Schwimmbad hat, gibt es in einer anderen eine Schule. Diese und andere Sichtweisen möchte der Landwirt den Menschen näher bringen. "Das Leben auf dem Land hat viele Vorteile", sagt von Zobel.
Außerdem steht er für eine "bürgernahe Sachpolitik". Ein Beispiel ist der Bürokratieabbau für die Direktvermarktung in der Landwirtschaft. Ein Landwirt könne nicht mit einem Supermarkt konkurrieren. "Das sind kleine Sachen. Viele warten darauf, dass Bürokratie abgebaut wird, aber das Gegenteil ist der Fall."
Für eine Politik der kleinen Schritte
"Man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Es gibt viele bestehende Möglichkeiten, die man analysieren und weiterentwickeln kann", so von Zobel. Es wirkt, als ob der 31-Jährige viel analysiert und reflektiert. So finde er das Heizungsgesetz gar nicht schlecht, die Rahmenbedingungen aber mangelhaft. Man dürfe die Menschen nicht überrumpeln, sondern muss zur Not auch kleinere Schritte gehen, um die Leute mitzunehmen, anstatt Panik zu schüren, sagt von Zobel.
Bei der Energieversorgung setzt er auf den Ausbau der erneuerbaren Energien und zählt Windkraft, Wasserkraft, Biogas und Fotovoltaik auf. "Ohne die wird es nicht mehr gehen und beim Wasserstoff muss Bayern weiter Spitzenreiter in der Forschung bleiben", sagt von Zobel. "Wir dürfen die Systeme nicht gegeneinander ausspielen", betont der Landwirt. Auch Südlink könne Bayern als Absicherung gut gebrauchen. Im Vergleich zu den Grünen, so sagt er, ist ihm beim Umwelt- und Klimaschutz der Erhalt der Wirtschaftsleistung und des Wohlstandes wichtiger.
Aiwangers Krisenkommunikation war "unglücklich"
Und wie steht von Zobel zu Aiwanger, der immer wieder in der Kritik steht, zuletzt wegen der Flugblatt-Affäre? "Generell dreht sich viel um die Person Aiwanger und nicht um die Freien Wähler", sagt von Zobel. Er stehe trotzdem hinter Aiwanger, auch wenn die Krisenkommunikation im Umgang mit dem Flugblatt "unglücklich" war. Auch wähle Aiwanger manchmal eine Rhetorik, die von Zobel auf der Bühne nicht verwenden würde, sagt er. "Aber Aiwanger bekommt auch minutenlang Beifall. Da muss ich an meinen rhetorischen Fähigkeiten noch arbeiten, da lerne ich noch."
Veranstaltungstipp: Wahlarena der Main-Post mit Direktkandidaten von im Landtag vertretenen Parteien (Stimmkreis Würzburg-Land) am Dienstag, 26. September, 19 Uhr, Mainfrankensäle Veitshöchheim. Eintritt frei