
Weinland Unterfranken, Bierparadies Oberfranken? Stimmt - aber nicht ganz. Zwischen Untermain und den Haßbergen, zwischen Rhön und dem Kitzinger Land gibt es sie ebenfalls, die kleinen Privatbrauereien mit rustikalen Gaststuben. Und die Wirtshäuser, in denen Kräftiges auf den Tisch kommt: selbstgebraute individuelle Biere und viel Fleisch.
Hier ist eine kleine Auswahl von zehn Brauerei-Gasthöfen in Unterfranken, die seit Generationen in Familienbesitz sind und sich als Abstecher beim Ausflug anbieten.
1. Brauhaus Barbarossa in Schöllkrippen im Landkreis Aschaffenburg
Die Atmosphäre: Eine richtige Räuberhöhle ist das hier in Schöllkrippen. Dunkles Holz an den Wänden, dunkles Gestühl, dazu Terrakotta am Boden - die Kupfer-Braukessel und die schweren Brauhaus-Tischplatten sind beinahe die einzigen Farbtupfer. Schick ist es trotzdem, weil Regina Pabst, seit 35 Jahren Chefin im Barbarossa, ein Händchen beim Dekorieren hat.
Die Spezialitäten: Abseits der regulären Karte gibt es Themenabende. Für ein Brauhaus ungewöhnlich: Donnerstags und freitags ist Fladentag, da finden Vegetarier viel Abwechslung. Und wem mittwochs die "Spareribs bis die Hose kracht" zu üppig sind: Für den kleinen Hunger gibt es Handkäs' nach Art der Käs'Liesl. Dazu naturbelassenes Barbarossa Hell, saisonale Biere und einen Bierwhiskey.
Das Drumherum: Die Grube Wilhelmine ist ein ehemaliges Kupferbergwerk im benachbarten Sommerkahl. Drumherum führt ein Naturlehrpfad, in den Stollen selbst geht's nur bei vorher vereinbarten Führungen (www.bergwerk-im-spessart.de).
Infos: Brauhaus Barbarossa, Aschaffenburger Straße 18, 63825 Schöllkrippen, Tel. (06024) 5454. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag ab 17 Uhr, am Wochenende ab 11 Uhr.
2. Zur alten Brauerei Zapf in Uettingen im Landkreis Würzburg
Die Atmosphäre: Als 1883 Gottlieb Zapf die Uettinger Brauerei samt Wirtshaus kaufte, wird er kaum geahnt haben, dass seine Familie mehr als 140 Jahre später in fünfter Generation immer noch braut. Das Inventar ist nicht ganz so alt, aber so harmonisch in die Räumlichkeiten verbaut, dass man sich weit in die Vergangenheit zurückversetzt fühlen kann. Tipp für Musikalische: Das schwarze Klavier funktioniert.
Die Spezialitäten: Ein paar Jahrzehnte lang fehlten der Wirtsfamilie Zapf die Braumeister, seit 2018 aber wird wieder Zapf-Bräu gebraut. Star des Hauses: das bernsteinfarbene, naturtrübe Märzen. Nicht minder traditionell: ein Schäufele oder Kotelett.
Das Drumherum: Der Uettinger Friedhof, nur einen Sprung entfernt, ist der deutschlandweit umfangreichste Gedenkort mit Grabmälern der Gefallenen des Bruderkrieges von 1866.
Infos: Zur alten Brauerei Zapf, Kirchplatz 2, 97292 Uettingen, Tel. (09369) 8221. Öffnungszeiten: Do. bis Sa. von 17 bis 22 Uhr, Sonntag 11.30 bis 14.30 Uhr und 17 bis 21.30 Uhr.

3. Brauerei Gasthof Düll in Gnodstadt im Landkreis Kitzingen
Die Atmosphäre: Frankenland aus dem Bilderbuch in der Bayernstube - mit Fischgrät-Parkett, blank gescheuerten Tischplatten sowie einer hölzernen Rundumbank. Im Festsaal zieren altfränkische Malereien die Wände. Die Wirtschaft wurde im 18. Jahrhundert gebaut und wird, samt Brauerei, in siebter Generation von Familie Rank geführt.
Die Spezialitäten: Braumeister Martin Rank ist gelernter Koch, hat mal in der gehobenen Gastronomie gearbeitet und verblüfft mit Vielfalt vom Holzofen: Wild, Ente, Gans, Ochsenbäckchen und - tatsächlich - Fisch. Neben saisonalem Bockbier wird hier auch Pils ausgeschenkt.
Das Drumherum: Wer am Wochenende kommt, kann im nahen Marktbreit das Malerwinkelhaus samt Museum besuchen. Zu sehen gibt's dort die Dauerausstellungen "Frauen-Zimmer" und "Römerkabinett". Unter der Woche bleibt der Spaziergang durch die Fachwerkhäuser-Gassen.
Infos: Gasthof Düll, Pfarrer-Geyer-Straße 1, 97340 Gnodstadt, Tel. (09332) 8663. Öffnungszeiten: Di./Do./Fr. und Sa. von 17 bis 22 Uhr, Sonntag 11.30 bis 14.30 Uhr und 17 bis 22 Uhr.

4. Brauerei Gasthof Wolf in Rüdenhausen im Landkreis Kitzingen
Die Atmosphäre: Schick ist die Fassade mit dem verblichenen Schriftzug nicht, trotz des schmucken Auslegers und der Wandmalerei am Eingang. Drinnen ist es schlicht und genau deswegen so schön authentisch. Seit 1864 braut die Familie Bier, Karl Wolf führt den Laden samt Schnapsbrennerei in sechster Generation.
Die Spezialitäten: Hier wird fleißig geklopft: Die Schnitzel - Wiener Art, Paprika und Jäger - tragen eine luftige Panade. Als fleischlos runde Alternative gibt's Semmelkloß mit Pilzen. Im Krug lockt der dunkle Urtyp - im Antrunk mit karamelliger Malznote und würzig-hopfigem Konter.
Das Drumherum: Wer Schlossgärten mag: Der im benachbarten Castell ist außer sonntags täglich geöffnet, immer offen hat der Schlosspark in Wiesentheid.
Infos: Brauerei Gasthof Wolf, Paul-Gerhardt-Platz 7, 97355 Rüdenhausen, Tel. (09383) 440. Öffnungszeiten: Mo. bis Sa. 12 bis 14 Uhr und 18 bis 22.30 Uhr, Sonntag 11.30 bis 22.30 Uhr.

5. Brauerei-Gasthof Weinig in Gerolzhofen im Landkreis Schweinfurt
Die Atmosphäre: Geweihe und Bierkrüge an den Wänden, rot-weiße Kissen auf den Holzbänken - wie im Museum. Das Haus steht seit 1870. Zwar wurden 2001 hier die Sudkessel stillgelegt. Doch für den urgemütlichen Gasthof von Paul und Claudia Wehner werden die Weinig-Biere jetzt von Kollegen in Marktsteft und Schweinfurt im Lohnbrauverfahren weiter nach Originalrezept produziert.
Die Spezialitäten: Die Kloß-Klassiker stehen auf der Karte. Aber es geht auch fleischig mit dem Brauhausburger, dessen Pfiff die Röstzwiebel sind, oder vegetarisch mit Flammkuchen Feige und Walnusskerne und Rucola obendrauf. Dazu Schwarzbier - malzig süß mit Röstnote.
Das Drumherum: Ein knappes Viertelstündchen ist es mit dem Auto zum Wanderparkplatz Neuhof am Fuße des Zabelsteins. Der Anstieg rauf zum Aussichtsturm garantiert eine famose Aussicht. Gleich nebenan: der Steigerwald-Bogenparcours, hier dürfen auch Anfänger mit einem Mietbogen ran.
Infos: Brauerei-Gasthof Weinig, Rügshöfer Straße 5, 97447 Gerolzhofen, Tel. (09382) 1024; Öffnungszeiten: Mo./Di./Mi. und Sa. von 11 bis 14 Uhr und 17 bis 21 Uhr, Sonntag 11 bis 21 Uhr.

6. Brauerei Gasthof Martin in Hausen im Landkreis Schweinfurt
Die Atmosphäre: Tradition trifft Moderne. Holz trifft auf graue Tünche und ein wenig Edelstahl. 2008 hat Braumeister Ulrich Martin hier ein Haus modernisiert, in dem 1850 das erste Bier aus dem Kessel kam. Neben Restaurant und Saal gibt es ein Nebenzimmer mit 27 Plätzen - da ist es am heimeligsten.
Die Spezialitäten: Die Biere sind die Hauptdarsteller. Der Star: das "Spezial", ein traditionelles Vollbier. Ausgeschenkt werden auch eigene Limonaden, die "UliMos". Zum Rot- und Weißgelegten mit Senf, Gurke und Zwiebeln gibt es Brot aus dem Holzhofen. Der Burgunderbraten stammt vom Auenland Beef aus Hofheim.
Das Drumherum: Putzige Alpakas streicheln und führen? Zwischen den Schonunger Ortsteilen Marktsteinach und Löffelsterz liegt die Farm "Naturliebe". Sie ist täglich geöffnet, Touren sollten vorab gebucht werden.
Infos: Brauerei Gasthof Martin, Hausener Hauptstraße 5, 97453 Hausen/Schonungen, Tel. (09727) 403011. Öffnungszeiten: Montag 17 bis 21.30 Uhr, Mi. bis Sa. 12 bis 22 Uhr, Sonn- und Feiertag 10.30 bis 21.30 Uhr.
7. Brauereigasthof Bayer "Grüner Baum" in Theinheim im Landkreis Haßberge
Die Atmosphäre: Wildschweinschädel und Geweihe an der Wand, Bierkrug-Girlande um den Backstein-Tresen: Im "Grünen Baum" leben die Achtziger. Seit 1718 wird hier oben im Steigerwald Bier gebraut, Hauschlachtung und Brennerei inklusive. Michael Bayer und seine Frau Irmgard führen die Wirtschaft, Bruder Helmut Bayer steht am Kessel.
Die Spezialitäten: Vor Ort und zum Mitnehmen: Ein Geheimtipp ist der Wildschweinschinken. Ein anderer: der "BBB", Bayers Bier-Burger, mit hausgemachter Bier-Senf-Sauce. Ins Glas kommt das "Knörzla", ein rotes Lager, bernsteinfarben, karamellig - um im Nachgang hopfig frisch.
Das Drumherum: Eineinhalb Stunden ist man unterwegs auf dem Waldgeister-Skulpturenweg. Beim Aufstieg aus Theinheim raus lohnt die kleine Schlängelei durch den Kreuzweg mit seinen 15 Terrakotta-Reliefs, im Wald begegnet einem dann unter anderem der "Gespenstische Reiter".
Infos: Grüner Baum, Schulterbachstraße 15, 96181 Theinheim, Tel. (09554) 293. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag ab 16 Uhr, Sonntag ab 11 Uhr.
8. Gasthaus & Brauerei Roppelt in Trossenfurt im Landkreis Haßberge
Die Atmosphäre: Der Gastraum ist einfach - und einfach gemütlich. Eine klassische Land-Wirtschaft. Zur Brauerei Roppelt, die seit 1889 existiert, gehört auch ein Bierkeller: oben (!) am Hang terrassiert zwischen Bäumen.
Die Spezialitäten: Es gibt mächtige Brauerschnitzel - mit Schinken und Käse gefüllt sowie mit Speckwürfeln, Zwiebeln und Käse überbacken. Im Keller bietet sich der Ziebeleskäs an. In jedem Fall liefert das "Dunkle" von Braumeister Michael Roppelt mit Malz- und Lakritz-Noten einen interessanten Kontrast.
Das Drumherum: Zwei Hüpfer weiter liegt der Tretzendorfer Weiher. Drumherum führt ein Erlebnispfad mit zahlreichen Stationen, Wissens- und Ratespielen für Kinder und gemütlichen Holzbänken für Erwachsene.
Infos: Gasthaus & Brauerei Roppelt, An der Steige 2, 97514 Trossenfurt, Tel. (09522) 1840. Öffnungszeiten: Mo./Mi./Fr./Sa. ab 10 Uhr, Sonntag 11 bis 14 Uhr und ab 17 Uhr. Der Bierkeller hat von Mai bis September von Freitag bis Montag ab 16 Uhr geöffnet.

9. Brauerei Gasthof Hartleb in Maroldsweisach im Landkreis Haßberge
Die Atmosphäre: Draußen schwere Massivholz-Garnituren vor der Fachwerk-Fassade, drinnen helles Holz und großzügige Fenster. Der über 200 Jahre alte Gasthof Hartleb, der seit sechs Generationen in Familienbesitz ist, zeigt sich rustikal wie modern.
Die Spezialitäten: Unter der Woche gibt's die Klassiker: hausgemachte Bratwürste und Hähnchen. Am Sonntag gibt's alles, was zu Klößen und Blaukraut passt. Neben diversen Schlücken anderer regionaler Brauereien kommt ein unfiltriertes Landbier aus dem eigenen Kessel von Gunther Hartleb auf den Tisch - würzig und süßlich.
Das Drumherum: Keine zehn Autominuten entfernt thront die Burgruine Altenstein auf dem Galgenberg. Die Kapelle gilt als Meisterstück fränkischer Gotik. Geöffnet ist von Mai bis September von Mittwoch bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr.
Infos: Brauerei Gasthof Hartleb, Herrenstraße 9, 96126 Maroldsweisach, Tel. (09532) 240. Öffnungszeiten: Außer mittwochs von 16 bis 22 Uhr, sonntags ab 11 Uhr.
10. Bräustüble Lang in Waltershausen im Landkreis Rhön-Grabfeld
Die Atmosphäre: Wenn die schwere Holztüre ins Schloss fällt, beginnt für die Gäste eine Zeitreise in die Sechziger. So hat ein Wirtshaus ausgeschaut, als es nach dem Gottesdienst noch kollektiv zum Frühschoppen ging: knarziges Holz und Kupfer-Lampen. Die Brauerei existiert seit 1844 und wird in fünfter Generation von Ingrid und Werner Lang geführt.
Die Spezialitäten: Neben Pizza und Grillhähnchen gibt's klassiches Schaschlik. Dazu passt das "Kupfer": Ein kupferfarbenes Bier, dank dunkler Malze schokoladig und mit Fantasie an einen Humpen Kaffee erinnernd.
Das Drumherum: Die Brotzeit können sich Ausflügler zuvor auf dem Bierradweg "Wir sind Rhöner Bier" verdienen, der über Bad Neustadt, Bischofsheim, Fladungen, Ostheim und Mellrichstadt führt.
Infos: Bräustüble Lang, Martin-Luther-Straße 7, 97633 Waltershausen, Tel. (09762) 930941; Öffnungszeiten: Mi./Do./Fr. ab 17 Uhr, Samstag ab 14 Uhr, Sonntag ab 10 Uhr.
Diese kleine Auswahl erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit - es gibt mehr schöne Einkehrmöglichkeiten in Unterfranken! Sie vermissen hier in der Liste eine Privatbrauerei samt Gasthof? Welche Wirtshäuser auf dem Land in Unterfranken mit eigenem Bier mögen Sie? Schreiben Sie gerne Ihre Tipps und Empfehlungen in die Kommentare.