Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte der Hotel- und Gaststättenverband Zahlen, dass allein in Bayern 50 000 Mitarbeiter in allen Bereichern, vom Service, über Küche, bis zum Empfang, fehlen. Viele Beschäftigte seien während der Corona-Krise in andere Branchen abgewandert und nicht mehr zurückgekommen, schreibt der Verband. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit habe das Hotel- und Gaststättengewerbe im Landkreis Schweinfurt innerhalb eines Jahres 18 Prozent seiner Beschäftigten verloren.
Auch im Raum Gerolzhofen gibt es kaum eine Gaststätte, kaum ein Hotel, das dieses Problem derzeit nicht hat. Ausgerechnet jetzt, in den Sommerferien, in der Hochsaison. Wie geht die Gastronomie damit um?
Auch Auszubildende sind nicht zu bekommen
Beinahe verzweifelt klingt Ruth Döpfner vom Hotel-Gasthof "Tor zum Steigerwald" in Gerolzhofen. "Bei dem Thema schalten bei mir alle Ampeln auf Rot. Wir haben schon einige Stellenanzeigen aufgegeben, aber man bekommt ja nicht einmal Ferienjobler. Auszubildende kriegst du gleich gar nicht", schildert sie die Situation in ihrem Betrieb. Trotz angenehmer Arbeitszeiten, etwa im Bereich Zimmerservice, und auch ordentlicher Bezahlung gehe kaum einmal eine Bewerbung oder Nachfrage bei ihr ein. Um das Ganze zu stemmen, bleibe die Gaststätte einen Tag länger geschlossen. "Wir müssen die Hälfte der verfügbaren Plätze leer lassen, es geht nicht anders."
Anzeigen nach Personal hat auch die Gaststätte auf der Stollburg in Handthal geschaltet. Die Corona-Pandemie habe ihren Teil dazu beigetragen, Aushilfskräfte seien abgesprungen, berichtet Stefanie Adler. "Es ist schlimmer geworden durch die sieben Monate, die wir zu hatten. In der Zeit sind einige in anderen Branchen untergekommen."
Freizeit ist wichtiger als gutes Trinkgeld
Dabei hätte sie und ihr Team gerade jetzt alle Hände voll zu tun. "An den Wochenenden ist es extrem", sagt Adler. Die Freizeit sei vielen potenziellen Bedienungen eben wichtiger, als die Aussicht auf gutes Trinkgeld, sagt sie. Wie das Ganze zu stemmen sei? Für die Betreiber nur auf die Weise, dass sie noch mehr Arbeiten selbst übernehmen. "Wir haben jetzt zwei Ruhetage, aber was heißt Ruhetage. An denen müssen wir unsere Büroarbeit machen."
Ohne die Familie könnte Jochen Gröger vom "Hexenhäusle" im Michelauer Ortsteil Neuhausen den Betrieb in seinem Lokal in dem Umfang nicht stemmen, gibt er zu. "Es ist wirklich extremer geworden. Alle wollen jetzt ausgehen und bedient werden, aber keiner will bei uns arbeiten", klagt auch er. Mit höheren Löhnen für die Beschäftigten könnte man die Situation vielleicht etwas entschärfen, meint Gröger. Das lasse sich aber nicht so leicht umsetzen. Dann müsste er für ein Schnitzel einiges mehr als 15 Euro verlangen. Doch dann käme ein anderes Problem hinzu: Soviel zu bezahlen, dazu seien die Gäste im Steigerwald nicht unbedingt bereit.
Mittlerweile kommen gar keine Bewerber mehr
Als ziemlich schwierig bezeichnet Andreas Kraus vom Gasthof "Zur Sonne" in Frankenwinheim seine Situation. Auch er sucht händeringend nach Personal, "auf allen Ebenen", wie er sagt. In der Gastronomie sei man eine hohe Fluktuation unter den Mitarbeitern gewohnt. "Aber derzeit kommen schon gar keine Bewerber, die mal nachfragen", so Kraus.
An Arbeit mangele es im Familienbetrieb nicht, im Gegenteil. Ein Patentrezept zur Lösung weiß er nicht. "Man steckt halt noch mehr Stunden in den Betrieb durch Eigenleistung." Etwas anderes bleibe einem nicht übrig.
Das kennt auch Karlheinz Gries vom Klosterhotel in Ebrach. Personal gewinnen, könne man momentan nicht. Schüler und Studenten zu finden, sei gerade auf dem Land schwer. Als Konsequenz hat er bereits die Öffnungszeiten im Lokal gekürzt. Ihm als Chef bleibe nicht viel anderes übrig, als selbst noch mehr mit anzupacken, sagt er. Wie das Ganze weitergehen wird, da ist er wenig optimistisch: "Das wird auch schwierig bleiben, der Gastronomie-Beruf ist unattraktiv geworden." Da mache er sich nichts vor, erklärt Gries.