
Seit 27. Januar muss sich der US-Amerikaner Tommy M. vor dem Landgericht Schweinfurt verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem heute 70-Jährigen Mord aus niederen Beweggründen und Heimtücke vor. Er soll im April 1978 die damals 18-jährige Cornelia Hümpfer mit einem Bajonett-Messer und vierzehn Stichen getötet haben, nachdem sie ihm gesagt haben soll, dass sie schwanger sei und es seiner Ehefrau erzählen werde.
So läuft der Prozess:
27. Januar 2025, 1. Prozesstag: Der Prozess gegen Tommy M. beginnt, der Zuschauerraum ist voll und auch das Medienaufkommen ist groß. Zu den Vorwürfen äußert sich der 70-Jährige nicht. Zwei Zeugen berichten von der Situation, als sie die Leiche der damals 18-jährigen Cornelia Hümpfer auf einem Acker neben der Straße zwischen Kolitzheim und Unterspiesheim (Lkr. Schweinfurt) gefunden haben. Es werden Bilder vom mutmaßlichen Tatort, Reifenspuren und dem Körper der jungen Frau gezeigt. Auch der Mann, mit dem Hümpfer bis zu ihrem Tod zusammen gewesen war, sagt aus.
28. Januar, 2. Prozesstag: Die Frau, mit der Tommy M. Anfang der 90er Jahre verheiratet war, belastet den 70-Jährigen schwer. Er soll ihr damals gestanden haben, in Deutschland eine Frau getötet zu haben, wohl um die Affäre zu vertuschen. Seine Therapeuten im Alkoholentzug hätten ihn beauftragt, ihr davon zu erzählen, gibt die Frau vor Gericht an.
6. Februar, 3. Prozesstag: Eine Sachverständige des Landeskriminalamtes München stellt ein DNA-Gutachten vor: Bei mehreren Proben von Hümpfers Wolljacke und Rock komme M. "als Mitverursacher in Betracht", sagt die Gutachterin vor Gericht. Eine eindeutigere Spur fanden die Ermittler an den Kniestrümpfen des Opfers. Da könne M. "mit höchster Wahrscheinlichkeit als Mitverursacher" gesehen werden. Allerdings, betont sie, handele es sich bei allen Spuren um Mischspuren mit der DNA mehrerer Personen.

7. Februar, 4. Prozesstag: Ein früherer Freund von Tommy M. sagt aus. Auch ihm soll der heute 70-Jährige bereits vor 40 Jahren gestanden haben, eine Frau während seiner Stationierung in Deutschland getötet zu haben. Der hat ihm damals aber nicht geglaubt – bis er von M.s Verhaftung 2023 hörte. Indes stellt die Verteidigung einen Antrag: Die Räumlichkeiten der Rechtsmedizin Würzburg und der Polizeiinspektion Schweinfurt sollen durchsucht werden – nach fehlenden Abstrichen und der Unterhose der Getöteten. Das Gericht legt weitere Verhandlungstermine bis in den April fest.
11. Februar, 5. Prozesstag: Die Anwälte von Tommy M. stellen mehrere Anträge: Zum einen wollen sie weitere Zeuginnen und Zeugen hören – etwa den Schwager von Tommy M. Zum anderen soll die belastende Aussage der Ex-Frau einem aussagepsychologischen Gutachten unterzogen werden. Auch werden mehrere Zeuginnen- und Zeugenaussagen verlesen. Darunter die des mittlerweile verstorbenen Vaters der Getöteten sowie deren aus gesundheitlichen Gründen nicht vernehmungsfähigen Mutter. Beide gaben damals an, nichts von einem möglichen Kontakt ihrer Tochter zu US-Soldaten gewusst zu haben.
18. Februar, 6. Prozesstag: Die Kammer lehnt den Antrag der Verteidigung, die Angaben der Ex-Frau auf ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen und einem aussagepsychologischen Gutachten zu unterziehen, ab. Weil mehrere Medien, darunter auch diese Redaktion, im Vorfeld des Prozesses identifizierend über den Angeklagten berichtet und sich Polizeibeamte öffentlich zu den Ermittlungen geäußert hatten, wollen die Anwälte, dass das Verfahren gegen ihren Mandanten eingestellt wird. Zudem wird die polizeiliche Videovernehmung von Tommy M. gezeigt. Darin gibt er unter anderem an, während seiner Stationierung in Deutschland keine Affäre gehabt zu haben.
28. Februar, 7. Prozesstag: Das Gericht lehnt den Antrag der Verteidigung, das Verfahren gegen Tommy M. wegen der Berichterstattung in den Medien einzustellen, ab. Die Kammer sieht keinen Anlass für eine Einstellung, wenngleich die Vorsitzende Richterin Claudia Guba das Vorgehen des damaligen Polizeisprechers und des Kripobeamten als "irritierend" bezeichnet. Auch dem Antrag, die Rechtsmedizin in Würzburg noch einmal durchsuchen zu lassen, erteilt die Kammer eine Absage. Die Verteidigung fordert ein Gutachten eines geometrischen Sachverständigen, der den Unterschied zwischen Waben und Rauten erläutern solle.
14. März, 8. Prozesstag: Die Kammer lehnt den Antrag der Verteidigung, ein geometrisches Sachverständigengutachten einzuholen, ab. Das Gutachten sollte den Unterschied zwischen einem Rauten- und einem Wabenmuster professionell klären. Relevant sei das in Hinblick auf Abdrücke, die auf den Schuhen der Getöteten gefunden wurden. In einer Erklärung zweifelt die Verteidigung erneut an der Glaubwürdigkeit des ehemaligen Kumpels von Tommy M. Dieser störe sich "offenbar an der Tatsache, dass der Angeklagte und seine Ehefrau Stiefgeschwister" seien, so die Verteidiger. Sie sehen darin "ein potenzielles Falschbelastungsmotiv".
24. März, 9. Prozesstag: Die Vernehmung mehrerer Zeuginnen und Zeugen stellt die Kammer vor Herausforderungen. Nach wie vor ist unklar, ob die Ehefrau sowie der Schwager des Angeklagten aussagen werden. Zudem konnte eine potenzielle Entlastungszeugin bislang nicht gefunden werden. Die ehemalige Mitarbeiterin eines Gastronomiebetriebs soll laut Verteidigung eine mögliche Erklärung liefern, wie die DNA des Angeklagten zufällig auf die Kleidung der Getöteten übertragen worden sein könnte. Um die hypothetische Frage der Schuldfähigkeit zu klären, beantragt die Verteidigung ein psychiatrisches Gutachten ihres Mandanten. Ein weiteres Gutachten soll zeigen, dass es Tommy M. 1978 nicht möglich gewesen sein soll, unbemerkt eine Waffe vom Schweinfurter Kasernengelände zu entfernen.
28. März, 10. Prozesstag: Die Kammer lehnt den Antrag auf Erstellung eines psychiatrischen Gutachtens ab. Es mangele an Informationen zum Alkoholkonsum des Angeklagten sowie Anhaltspunkten für eine Einschränkung der Einsichts- und Steuerungsfähigkeit zur Tatzeit, so die Vorsitzende Richterin. Auch die Ladung des ehemaligen Therapeuten und eines Pflegers von Tommy M. lehnt die Kammer ab. Indes bleibt die Suche nach einer für die Verteidigung wichtigen Zeugin vergebens.
9. April, 11. Prozesstag: Ein erneut nicht erschienener Zeuge sorgt für Unmut unter den Prozessbeteiligten. Einen letzten Versuch werde er starten, den Polizeibeamten aus den USA zu erreichen, kündigte Oberstaatsanwalt Markus Küstner an. Indes beantragen die Verteidiger von Tommy M. erneut, einen ehemaligen Therapeuten und einen ehemaligen Pfleger als Zeugen zu laden.
10. April, 12. Prozesstag: Die Verteidigung des Angeklagten stellt zwei neue Beweisanträge: Weitere Zeugen aus den USA sollen vernommen werden. Es geht einmal erneut um einen ehemaligen Gastronomiebetrieb auf der US-Kaserne, in dem Cornelia Hümpfer kurz vor ihrem Tod gesehen worden sein soll. Zudem geht es um zwei "Special Agents" aus den USA, die Angaben zur Vernehmung der aktuellen Frau von Tommy M. machen sollen.