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Schweinfurt
Cold Case nach fast 47 Jahren am Landgericht Schweinfurt: Wie ist der Stand im Prozess zum Fall Cornelia Hümpfer?
Eigentlich hätte die Verhandlung gegen einen früheren US-Soldaten jetzt zu Ende gehen sollen. Nun sind Termine bis April angesetzt. Warum die Verteidigung das Verfahren nun einstellen lassen will.
Auf dem Weg zur Anklagebank: Seit Ende Januar steht der ehemalige US-Soldat Tommy M. in Schweinfurt vor Gericht. Laut Staatsanwaltschaft soll er 1978 die damals 18-jährige Cornelia Hümpfer getötet haben.
Foto: Thomas Obermeier | Auf dem Weg zur Anklagebank: Seit Ende Januar steht der ehemalige US-Soldat Tommy M. in Schweinfurt vor Gericht. Laut Staatsanwaltschaft soll er 1978 die damals 18-jährige Cornelia Hümpfer getötet haben.
Désirée Schneider
 und  Lisa Marie Waschbusch
 |  aktualisiert: 27.03.2025 02:38 Uhr

Ursprünglich waren für den Prozess gegen den ehemaligen US-Soldaten Tommy M. sechs Prozesstage angesetzt. M. soll im April 1978 im Landkreis Schweinfurt die damals 18-jährige Cornelia Hümpfer getötet haben. In dem seit Ende Januar am Landgericht Schweinfurt laufenden Verfahren hätte am 18. Februar ein Urteil fallen sollen. Doch schon weit vor diesem Dienstag sprach die 1. Große Strafkammer mit den Verfahrensbeteiligten weitere Termine ab – bis in den April.

So ist der aktuelle Stand in dem Prozess.

Hat sich der Angeklagte vor Gericht geäußert?

Der angeklagte Tommy M. hat sich selbst im Verfahren bisher nicht geäußert. Sein Verteidiger Johannes Makepeace erklärte zu Prozessbeginn, sein Mandant werde zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen. Einblicke in seine Zeit in Schweinfurt, wo der heute 70-Jährige während seiner Stationierung mit seiner ersten Frau und seinem Sohn gelebt hatte, gab seine polizeiliche Vernehmung.

Darin gab der US-Amerikaner unter anderem an, Cornelia Hümpfer nicht zu kennen und nichts mit ihr zu tun gehabt zu haben. Außereheliche Beziehungen habe es keine gegeben. Und Zugriff auf Waffen habe er nur während des Trainings auf dem Militärgelände gehabt.

Welche Zeuginnen und Zeugen hat das Gericht bisher gehört?

Bisher sagten in dem Verfahren mehrere Polizeibeamte sowie ehemalige Freundinnen und Freunde von Cornelia Hümpfer aus. Außerdem waren Zeuginnen und Zeugen geladen, die am Abend des 20. April 1978 ein Auto neben der Fahrbahn zwischen Kolitzheim und Unterspiesheim gesehen haben wollen.

Belastend für Tommy M. waren die Aussagen seiner dritten Ex-Frau sowie eines ehemaligen Kumpels aus den USA vor Gericht. Ihnen soll er gestanden haben, eine junge Frau in Deutschland getötet zu haben. Einige Zeuginnen und Zeugen konnten sich aufgrund ihres Alters oder ihres Gesundheitszustandes nicht mehr an damals erinnern, einige sind bereits gestorben.

Über welche Anträge hat das Gericht entschieden und welche stehen noch aus?

Abgelehnt hat die Kammer am Dienstag den Antrag, die Angaben der Ex-Frau auf ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen und einem aussagepsychologischen Gutachten zu unterziehen. "Die Kammer verfügt selbst über die erforderliche Sachkunde, die Glaubwürdigkeit der Zeugin zu beurteilen", sagte die Vorsitzende Richterin Claudia Guba. Es handele sich um eine "erwachsene Zeugin", die weder nach Aktenlage noch nach dem Eindruck im Zeugenstand unter geistigen Einschränkungen oder relevanten Erkrankungen leide. Besondere Umstände für ein solches Gutachtens liegen aus Sicht des Gerichts nicht vor.

Weil mehrere Medien, darunter auch diese Redaktion, im Vorfeld des Prozesses identifizierend über den Angeklagten berichtet und sich Polizeibeamte öffentlich zu den Ermittlungen geäußert hatten, beantragten die Anwälte Johannes Makepeace und Wolfgang Staudinger am Dienstag, das Verfahren gegen ihren Mandanten einzustellen.

"Dass bereits 2023 derart detailliert über die Ermittlungserkenntnisse – noch vor Abschluss der Ermittlungen und Anklageerhebung (...) – und derart einseitig und vorverurteilend berichtet" worden sei, konterkariere das Recht des Angeklagten auf ein faires Verfahren und verstoße gegen die Unschuldsvermutung, argumentierten die Verteidiger. 

Die Entscheidung über diesen Antrag und andere, wie etwa weitere Zeuginnen und Zeugen zu laden oder in der Rechtsmedizin Würzburg und der Polizeiinspektion Schweinfurt nach bislang vermissten Beweismitteln zu suchen, stehen noch aus.

Welche Beweismittel waren bislang Thema im Prozess?

Eine zentrale Rolle spielen im Prozess DNA-Spuren, die auf der Kleidung von Cornelia Hümpfer gefunden worden waren. Unter anderem konnten an ihren Kniestrümpfen Mischspuren gefunden werden. Bei diesen könne M. "mit höchster Wahrscheinlichkeit als Mitverursacher" gesehen werden, hatte eine Sachverständige des Landeskriminalamtes (LKA) vor Gericht gesagt. Nach wie vor als vermisst gelten einige Abstriche vom Körper der Toten sowie die Unterhose der 18-Jährigen.

Der Prozess geht weiter: Im Fall um den Cold Case Cornelia Hümpfer hat das Landgericht Schweinfurt weitere Termine angesetzt. 
Foto: Thomas Obermeier | Der Prozess geht weiter: Im Fall um den Cold Case Cornelia Hümpfer hat das Landgericht Schweinfurt weitere Termine angesetzt. 

Was wird für die kommenden Prozesstage erwartet?

Am Freitag, 28. Februar, soll eine in den USA durchgeführte Videovernehmung eines ehemaligen Freundes des Angeklagten vor Gericht gezeigt werden. Wegen zu schlechter Tonqualität hatte das Gericht den Dolmetscher beauftragt, die Vernehmung zu übersetzen.

Auch die Aussage von Tommy M.s Frau, mit der er 1978 schon einmal verheiratet war, steht noch aus. Weil die Zeugin aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Deutschland reisen kann, prüfen die Verfahrensbeteiligten, inwieweit eine Aussage aus den USA möglich ist. Die Prozessbeteiligten wollen dafür einen Fragenkatalog zusammenstellen.

Zudem steht die Aussage eines rechtsmedizinischen Gutachters noch aus.

 
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