
Genau 555 Tage sind es noch bis zur nächsten Kommunalwahl am 8. März 2026. Die laufende Wahlperiode seit 2020 biegt also so langsam auf die Zielgerade ein. Doch im Hintergrund machen sich die neun Fraktionen und Gruppen aus dem Schweinfurter Stadtrat längst Gedanken darüber, wen sie für ihre Listen fragen und vor allem, wer als Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters oder der Oberbürgermeisterin ins Rennen gehen könnte.
Gedankenspiele gibt es, das zeigen viele Hintergrundgespräche der vergangenen Wochen. Im Mittelpunkt aller Überlegungen steht, ob Amtsinhaber Sebastian Remelé (CSU) ein weiteres Mal seinen Hut in den Ring wirft oder nicht? Offiziell bekannt gegeben hat er eine weitere Kandidatur noch nicht.
Im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt er aber, er habe "meine Position dazu gefunden" und werde das zu einem passenden Zeitpunkt in den entsprechenden Gremien bekannt geben. Eine Aussage von ihm in einem exklusiven Interview mit dieser Redaktion ließ außerdem aufhorchen.
Oberbürgermeister will in Krisenzeiten vorangehen
Auf die Frage, ob er noch "Kraft für eine weitere Amtszeit" habe, antwortete Sebastian Remelé: "In Krisenzeiten, wenn der Wind uns hart ins Gesicht bläst, sollte der Platz des Oberbürgermeisters auf der Kommandobrücke sein, um im Bild zu bleiben." Das Gespräch hatte vor allem die Krisen in diesem Jahr zum Thema, wie die Schließung der Galeria-Kaufhof-Filiale, den Arbeitsplatzabbau in der Großindustrie oder die angekündigte Schließung des Krankenhauses St. Josef durch die Erlöserschwestern zum 31. Dezember.
Der Oberbürgermeister erklärte weiter: "Aber natürlich bleiben die schnellen Veränderungen, großen Herausforderungen und auch persönlichen Anfeindungen nicht ohne Spuren. Hier hilft mir meine 14-jährige Erfahrung in guten wie in schweren Zeiten und ich freue mich mal zunächst, dass auch in Schweinfurt Zukunft stattfindet, wenn ich an die vielen Projekte denke, die wir gerade auf den Weg bringen, wie z.B. die Generalsanierung des Theaters, den Bau eines Kindergarten- und Schulzentrums in Bellevue, die Entsiegelung des Schelmsrasen und die Neuerrichtung des Wertstoffhofes."
Ob die Aussage, ein Oberbürgermeister sollte in Krisenzeiten auf der Kommandobrücke bleiben, sich auch auf die Zeit nach 2026 bezieht, wird sich in den nächsten Monaten klären. Sie ist aber ein Fingerzeig, der vor allem die CSU Schweinfurt unter Zugzwang setzen könnte.
Probleme mit verschiedenen Führungskräften prägten die Amtszeit seit 2020
Es ist kein Geheimnis, dass es in den vergangenen vier Jahren durchaus bei verschiedenen Themen zwischen der CSU-Fraktion und dem Oberbürgermeister Dissens gegeben hat. Am deutlichsten sichtbar wurde das im Winter und Frühjahr 2024, als sich der Bauausschuss und der Stadtrat, angeführt von der CSU-Fraktion und unterstützt von ihrem Koalitionspartner, den Grünen, mehrfach einen Bauantrag für den Umbau eines Denkmals in der Keßlergasse 5 genehmigte, obwohl die Bauverwaltung und der OB deutlich sagten, dass das rechtswidrig sei.
Erst als die Regierung von Unterfranken die Ansicht des Oberbürgermeisters bestätigte, lenkten CSU und Grüne ein. Letztlich hat sich der Sachverhalt mittlerweile nach erneuten Gesprächen mit dem Eigentümer zum Guten gewendet, doch die Diskussion warf ein bezeichnendes Licht auf eine fragile Beziehung zwischen Fraktion und Oberbürgermeister.

Hinzu kommen vor allem zu Anfang der Legislaturperiode mehrere Skandale um Fehlverhalten dreier Führungskräfte. Unter anderem wurde der frühere Theaterleiter wegen Untreue per Strafbefehl zu einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten verurteilt, weil er unter anderem Spesen abrechnete, obwohl er mit den auf den Belegen genannten Personen gar nicht essen war.
Aus der CSU gibt es zu der Frage, ob man Sebastian Remelé noch einmal aufstellen möchte, derzeit keine klare öffentliche Positionierung. Aber eine vertrauliche Überlegung, die das Dilemma aufzeigt, sollte man sich dazu entscheiden, nicht mehr auf Remelé zu setzen: "Das Volk liebt den Königsmord, aber nicht den Königsmörder."
Sprich: Wie verhält sich der Ortsverband, wenn Sebastian Remelé erklärt, er wolle weiter Oberbürgermeister sein? Bei der Nominierung als Kandidat im Jahr 2019 bekam Remelé einhundert Prozent der Stimmen der Delegierten. Der OB wäre bei der Wahl 2026 erst 56 Jahre alt und könnte nach dem bayerischen Wahlgesetz sogar noch zwei Wahlperioden lang Oberbürgermeister sein.

Zum ersten Mal gewählt wurde er 2010 als Nachfolger von Gudrun Grieser. Bei der ersten Wiederwahl 2014 setzte er sich mit 11.369 Stimmen souverän gegen Stephan Kuserau (SPD) und Frank Firsching (Linke) durch. Auch 2020 gewann Remelé klar gegen Holger Laschka (Grüne) und Marietta Eder (SPD). Er holte damals 10.118 Stimmen.
Gibt es einen gemeinsamen OB-Kandidaten der Opposition?
Die Überlegungen innerhalb der CSU zur OB-Kandidatur 2026 werden natürlich in den anderen Parteien genau verfolgt. Es kursieren bereits Namen von in der Region bekannten Personen, die als mögliche Kandidaten gehandelt werden. 2019 scheiterten Gespräche zwischen SPD, Linken, Freien Wählern und den Grünen über einen gemeinsamen Kandidaten daran, dass Holger Laschka seine Kandidatur als Grünen-Kandidat im Alleingang bekannt gab. Marietta Eder als SPD-Kandidatin setzte auf die Unterstützung der Linken, was ihr mit 4589 Stimmen ein achtbares Ergebnis brachte.
Völlig offen ist auch, wie sich die Grünen-Fraktion positioniert: Hält man an der bisher weitgehend reibungslos verlaufenden Koalition mit der CSU fest, obwohl Ministerpräsident Markus Söder beständig auf Landesebene gegen die Grünen wettert? Oder setzt man mit der Opposition auf einen gemeinsamen Gegenkandidaten?
Stoff für Diskussionen über die kommunalpolitische Zukunft gibt es in den kommenden 555 Tagen bis zur Wahl also reichlich.
In einer früheren Version des Textes wurde als Datum für die Kommunalwahl in Bayern der 15. März genannt. Das ist falsch, die Staatsregierung hat als Datum für die Wahl den 8. März festgelegt. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
In SW gibt es dagegen z.B. für das min.25 Jahre alte Thema Maxbrücke trotz guter Vorschläge immer noch keine klare Entscheidung. Am Ende wird wohl die Innenstadt über mehrere Jahre Bauzeit keine direkte Zufahrt mehr haben, was noch mehr Verödung zur Folge hat. Die Ursachen dafür finden sich im Rathaus.
Die Gewerbesteuereinnahmen werden weiter fallend sein. Die explodierenden Sozialkosten ( Kindergärtenneubau, Schulneubau und deren Unterhalt verschärfen diese Problematik.
Auf die Bank geschobene Großprojekte ( Mainbrücke) bringen das Faß zum Überlaufen .
Der Bürger und Steuerzahler wird sich mit dauerhafter Mangelverwaltung begnügen müssen.
Was können Bürgermeister in dieser Situation noch tun um auf Dauer handlungsfähig zu sein?.
Die Quadratur des Kreises.
Ist ein OB ideenlos ist, wird er Ihnen sagen, dass er bei einem beliebigen Thema nichts machen kann. Wahlweise liegt das dann am Bund, Land, Wirtschaft, Gewerkschaft, Flüchtlingen oder dem Wetter (Aufzählung nicht abschließend). Kurzfassung: da kannste machen nix.
Das erzählt er Ihnen aber nur, damit die eigene Ideenlosigkeit
sein Geheimnis bleibt.
Tatsache ist doch, dass engagierte Bürgermeister und Bügermeisterinnen mit Ideen durchaus etwas bewirken können und ein Segen für jede Stadt sind, die von ihnen regiert wird.
Die Umstände mag man kaum ändern, aber den eigenen Umgang mit ihnen durchaus. Man passt sich den Umständen mit klugen Ideen an. Das ist es, was ich von Politikerinnen und Politikern bei jeder Kassenlage erwarte.
Wenn die Ideen fehlen, sollte man besser aufhören.
Ich habe nicht den Eindruck, dass der Platz des jetzigen Bürgermeisters auf der Schweinfurter Brücke ist!
https://www.stmi.bayern.de/med/pressemitteilungen/pressearchiv/2024/171/index.php
Blöd nur wenn der Eisberg schon längst gerammt wurde.
Da nützt dieses Pathos mit dem" Kapitän auf der Kommandobrücke"auch nix mehr.
Für uns Schweinfurter heißt es jetzt Rettungswesten anziehen, und uns zu den zugewiesenen Rettungsbooten begeben.
"Nearer my god to me"🎼🎵🎶
Da der aktuelle Amtsinhaber bereits über einen langen Zeitraum zeigen durfte, was er zu leisten vermag, wäre es in meinen Augen begrüßenswert, würde eine andere Person nun mal diese Möglichkeit erhalten.
Es ist aber natürlich auch verständlich, wenn die hiesige CSU ihrem Amtsinhaber nicht in den Arm fallen möchte, wenn er den Wunsch zur Kandidatur hat. Andererseits, wenn es eine bessere Kandidatin oder einen besseren Kandidaten gäbe, wäre es für die Stadt wohl besser und das sollte der CSU ja dann doch wichtiger sein.
Wie gesagt, ein 'weiter so' wäre für die Stadt in meinen Augen nicht gut. Aktuell klingt der Slogan "Zukunft findet Stadt" für mich eher danach, dass man auf die Zukunft wartet, die die Stadt doch bitte endlich mal finden soll. So funktioniert gestaltende, erfolgreiche Stadtpolitik wohl aber sicher nicht.