Es ist wahrlich eine bunte Mischung, die sich die Schweinfurter Wähler bei der Kommunalwahl am 15. März da zusammengestellt haben für den neuen Stadtrat, der im Mai für die nächsten sechs Jahre vereidigt wird. Während bei der Oberbürgermeisterwahl Amtsinhaber Sebastian Remelé (CSU) nach zehn Jahren im Amt mit klarer Mehrheit gewann, die Wähler hier also auf Beständigkeit setzten, hatte vor allem die CSU-Fraktion bei der Stadtratswahl die meisten Verluste.
Vier Sitze weniger, das schmerzt Fraktionsvorsitzenden Stefan Funk und seine Kollegen. Es gab zwar Wahllokale wie am Deutschhof, wo deutlich mehr als 50 Prozent der Wähler CSU wählten (58,24 im Bezirk 434) oder im so genannten Anstaltsbezirk, in dem die Alten- und Pflegeheime zusammengefasst sind (69,98). Doch insgesamt entschieden sich mit 38,26 Prozent der Stimmen deutlich weniger Wähler für die CSU als 2014, als es das historische Höchstergebnis mit 48,01 Prozent und 21 Mandaten gab. Der Verlust an Stimmen ist eklatant: minus 54 071 gegenüber 2014, jetzt 262 324.
Stefan Funk will das Ergebnis erst analysieren, grundsätzlich sei man sich aber bewusst, dass man mit verschiedenen Entscheidungen, sei es pro Landesgartenschau, in Sachen Konversion oder dem Neubau des Friederike-Schäfer-Heims bei aller eigener Überzeugung auch Wähler verärgert haben könnte. Neu in der CSU-Fraktion ist Karolin Große, Nachrücker für Stimmenkönig Sebastian Remelé auf Platz eins der Liste (13 555) ist Reimund Maier.
Heike Gröner hatte nicht mehr kandidiert, Maximilian Grubauer war 2019 aus gesundheitlichen Gründen schon aus dem Stadtrat ausgeschieden. Nicht mehr ins Gremium schafften es Ljubow Hurlebaus, Elisabeth Maskos und Stefan Wegert.
Die meisten neuen Namen stellen Grüne und AfD. Es ist keine allzu gewagte These, dass ein Großteil der Stimmenverluste der CSU und auch die der SPD, die zwei Mandate verlor, sich bei den Grünen und der AfD niederschlug. Gerade die Partei von OB-Kandidat Holger Laschka schoss nach oben, holte gut 57 000 Stimmen mehr als 2014. Mit Ayfer Rethschulte und Reginhard von Hirschhausen sind zwei alte Bekannte drin, Thomas Schmitt schaffte es nicht mehr.
Neu im Gremium sind Holger Laschka (6208 Stimmen) sowie Magdalena Breitenbach, Barbara Mantel und Johanna Häckner. Für die dringende Erhöhung der Frauenquote im Gremium haben die Grünen ihren Beitrag geleistet. Mit 26,64 und 25,97 Prozent hatten sie vor allem in den Innenstadt-Wahllokalen die höchsten Werte.
Bei der AfD geht Richard Graupner in seine fünfte Amtszeit als Stadtrat, neu im Gremium sind Daniela Mahler, Sebastian Madeiski und Andrej Horn. Das Gesamtergebnis der Alternative für Deutschland mit 8,37 Prozent liegt deutlich unter der Landtagswahl, als man 12,2 Prozent bekam. Besonders viele AfD-Wähler gab es im Musikerviertel mit bis zu 18,88 Prozent.
32 000 Stimmen weniger als 2014 für die Sozialdemokraten
Die SPD holte mit 17,50 Prozent acht Mandate, bleibt klar vor den Grünen und der AfD zweitstärkste Partei im Stadtrat. Ein Minus von 32 000 Stimmen (jetzt 120 045) bedeutet den Verlust von zwei Mandaten. Am besten schnitten die Sozialdemokraten mit 24,84 Prozent in Oberndorf ab sowie mit 22,86 und 20,19 Prozent in der Gartenstadt. Rausgewählt wurde Joachim Schmidl. Norbert Lenhard, Gerd Schurz und Karlheinz Kauczok kandidierten nicht mehr. Neu im Stadtrat sind SPD-Vorsitzende Julia Stürmer-Hawlitschek und Professor Hubert Seggewiß.
Mit 49 330 rund 2000 Stimmen mehr als 2014 holten die Freien Wähler, es reichte aber nicht für mehr als die bisherigen drei Mandate. Diese bekamen Listenführer Adi Schön, der von der Wählergruppe proschweinfurt gewechselt war, sowie die bisherigen Stadträte Stefan Labus und Dagmar Bebersdorf. Knapp gescheitert ist Diakonie-Chef Jochen Keßler-Rosa.
Bei den Linken gab es gut 7000 Stimmen weniger, mit 40 751 Wählerstimmen aber wie bisher drei Mandate. Neben Frank Firsching und Sinan Öztürk ersetzt Andrea Greber Carmen Starost. Einen erstaunlichen Sprung nach oben machte die FDP, 17 713 Stimmen sind gut 7000 mehr als vor sechs Jahren. Es reichte dennoch wieder nur für Georg Wiederer zum Einzug ins Stadtparlament.
19 166 Voten waren für proschweinfurt zwar mehr als bei der FDP, Christiane Michal-Zaiser bleibt damit Stadträtin, ist aber alleine für ihre Gruppierung. Die neue Liste "Zukunft./ödp" von Ulrike Schneider scheiterte mit 21 881 Stimmen nur knapp am zweiten Mandat, Schneider zieht als Listenführerin wieder in den Stadtrat ein.