
Es war ein Thema, das in den vergangenen Monaten für großen Ärger und Diskussionen sorgte: der Bauantrag eines privaten Immobilienbesitzers aus der Keßlergasse für die Sanierung und den teilweisen Abbruch der Gebäude Keßlergasse 5 und 7. Die Stadt hatte den Bauantrag abgelehnt, da die Denkmalpflege die Pläne klar ablehnte und die Zerstörung des Denkmals fürchtete.
Bauausschuss und Stadtrat sahen das mehrfach anders, widersprachen der rechtlichen Einschätzung der Verwaltung, überstimmten Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) und lenkten erst ein, als die Regierung von Unterfranken klarmachte, dass der Bauantrag aus rechtlichen Gründen keinesfalls genehmigt werden kann.
Doch nun scheint sich eine Wende zum Positiven abzuzeichnen, mit der im Frühjahr noch nicht zu rechnen war. Im Stadtrat hatte der Leiter der städtischen Sanierungsstelle, Hans Hatos, kürzlich erklärt, man sei auf dem besten Weg zu einer Einigung zwischen Hauseigentümer und Denkmalpflege. Einen konkreten Bauantrag mit den neuen Ideen gibt es zwar noch nicht, es wird aber erwartet, dass das in den nächsten Wochen geschehe.
Der Frust damals war groß, aufseiten des Immobilienbesitzers, aufseiten der Denkmalpflege, aufseiten der Bauverwaltung und aufseiten der Stadträte, die gefordert hatten, das Vorhaben zu genehmigen, da sie befürchteten, dass die Situation in der Keßlergasse als eine der zentralen Schweinfurter Einkaufsstraßen in der Innenstadt immer schlechter werden würde.
Einige Stadträte befürchteten weiteren Schaden für die Innenstadt
Die Stadträte Peter Hofmann und Julia Stürmer-Hawlitschek (beide SPD) sowie Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka hatten eine Lösung pro Eigentümer gefordert. Angesichts der Situation in der Innenstadt war es ihnen wichtig, dass Sanierungsvorhaben gerade in so exponierter Lage auch ermöglicht werden. Es bedürfe dringend einer baurechtlichen Lösung, hieß es, da der "optisch höchst bedenkliche Zustand, der der Keßlergasse im Besonderen, der Innenstadt, aber auch insgesamt im jetzigen Zustand erheblichen Schaden zufügt".
Nachdem der Stadtrat den ursprünglichen Bauantrag Mitte März dieses Jahres endgültig abgelehnt hatte, ließen weder die Sanierungsstelle noch die Denkmalpflege den Gesprächsfaden mit dem Hauseigentümer und dessen Architekten abreißen. Für Hatos hat die sich abzeichnende, für Außenstehende ein wenig überraschende Lösung, zwei Gründe: "Die Ablehnung des Bauantrags hat uns tatsächlich den Rücken gestärkt, denn der Eigentümer musste danach handeln."
Ebenso wichtig aber war, die weiteren Gespräche sachlich und vertraulich zu führen: "Es kam zu konzentrierten Gesprächen, bei denen beide Seiten sagen konnten, was ihnen wichtig ist und worauf sie Wert legen", erklärte Hatos.

Laut der Sanierungsstelle sind die Gespräche aus dem Frühsommer so weit gediehen, dass der Bauherr den erzielten Kompromiss mit einer Planskizze gegenüber der Verwaltung bestätigte. Aus dieser soll nun der konkrete neue Bauantrag erarbeitet werden. Das Landesamt für Denkmalpflege, das betonte Hans Hatos, "empfiehlt diesen Kompromiss und unterstützt den Eigentümer."
Warum die Denkmalpflege das Haus Keßlergasse 5 für schützenswert hält
Das Haus Nummer 5 wurde laut Information der Denkmalpflege 2008 unter Denkmalschutz gestellt, der jetzige Besitzer hat es deutlich früher gekauft. Es ist ein dreigeschossiger, verputzter Satteldachbau aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, der im Kern aus dem Spätmittelalter ist. Das ursprünglich zweigeschossige Haus wurde nach Auskunft des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 1874 aufgestockt und ist "ein besonders anschauliches Zeugnis der Wohnkultur des Bürgertums bzw. der wohlhabenden Handwerkerschicht aus dem 18. und 19. Jahrhundert."
Das Quartier sei früher von gut situierten Handwerkern bewohnt worden, viele ihrer Bürgerhäuser seien aber im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Trotz der Veränderungen im Erdgeschoss, das derzeit an einen Geschäftsmann vermietet ist, liegen die denkmalpflegerischen Schätze in den oberen Geschossen: Stuckdecken, profilierte Fenster- und Türrahmen, teilweise noch aus dem 18. Jahrhundert.
"Dem Gebäude kommt daher eine besonders hohe geschichtliche Aussagekraft zu. Es besitzt eine besondere stadtgeschichtliche Bedeutung", schrieb Juliane Grimm-von Wedemeyer, Pressesprecherin des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, auf Anfrage dieser Redaktion.