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Schweinfurt
Das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt: Vom Anfang bis zum Schließungs-Schock in 6 Fotos
Zum Jahresende schließt das Josefskrankenhaus. Wie es dazu gekommen ist. Und ein Blick auf Meilensteine und andere schockierende Entscheidungen.
Das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt schließt zum Jahresende. 
Foto: Susanne Wiedemann | Das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt schließt zum Jahresende. 
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 17.08.2024 02:34 Uhr

Das Josefskrankenhaus schließt zum Jahresende: Kaum eine Nachricht hat in der letzten Zeit für so viel Aufsehen gesorgt – nicht nur in Schweinfurt. Das liegt sicher nicht nur daran, dass viele dort geboren wurden. Das St. Josef, liebevoll Sepperleshaus genannt, ist ein Stück Schweinfurt. Anlass für uns, die Geschichte und die Entwicklung des Hauses, an sieben Fotos festzumachen. 

1. Die ersten Jahre nach der Einweihung 1931

Das Krankenhaus St. Josef: 1931 entstand diese Postkarte. 
Foto: Repro Dr. Wolfgang Kattner | Das Krankenhaus St. Josef: 1931 entstand diese Postkarte. 

Am 27. Juli 1931 wurde der Krankenhaus-Neubau der Kongregation der Schwestern des Erlösers durch Bischof Matthias Ehrenfried und Dr. Andreas Brech, erster Chefarzt der Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe, eingeweiht. Bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg wird das Krankenhaus schwer getroffen und fast völlig zerstört. Es wird von März 1944 bis Februar 1945 geschlossen. Im Mai 1945 startet der Wiederaufbau. Im August 1948  weiht ihn Bischof Matthias Ehrenfried ein.  

2. Der Bau der Palliativstation

2001 wurde die Palliativstation eröffnet. 
Foto: Anand Anders | 2001 wurde die Palliativstation eröffnet. 

2001 wird die Palliativstation in der ehemaligen Knüpffer-Klinik eröffnet. Außerhalb der Krankenhausmauern wurde so ein Ort der Ruhe und Geborgenheit für Menschen mit einer fortschreitenden Erkrankung geschaffen. Ein Ort, an dem sie begleitet werden auf ihrem Weg, an dem sie Kraft tanken, Linderung bekommen. Auch die Angehörigen und das soziale Umfeld werden eingebunden, begleitet und beraten. In der Anästhesistin Dr. Susanne Röder, die 1998 von Berlin nach Schweinfurt an das Josefs-Krankenhaus gekommen war, fand die Kongregation der Erlöserschwestern eine Chefärztin, die mit großer Leidenschaft die Station aufbaute und mit großem persönlichen Einsatz bis heute führt. 

Im März 2024 wollte die Kongregation das Gebäude an die Johanniter verkaufen, die dort ein Hospiz errichten wollten. Die Palliativstation hätte dann in das Josefs-Krankenhaus verlagert werden sollen. Die Verkaufspläne platzen. Kurze Zeit später wurde die Schließung des Krankenhauses verkündet. Mittlerweile steht fest, dass die Palliativstation auch nach dem Ende von St. Josef weiterbestehen wird. Für das Hospiz planen die Johanniter einen Neubau in Schweinfurt oder Umgebung.  

3. Das St. Josef wächst und wandelt sich 

Das Ärztehaus St. Josef in der Friedenstraße.
Foto: Josef Lamber | Das Ärztehaus St. Josef in der Friedenstraße.

1950 wird das St.-Josef-Krankenhaus vergrößert. 1990 stehen eine Sanierung und ein Anbau an. Ein weiterer Anbau erfolgte von 2009 bis 2011 mit dem Ärztehaus. Verschiedene Fachpraxen bieten hier auf drei Stockwerken in direkter Anbindung zum Krankenhaus ihre ambulanten Leistungen an. Die Praxen des MVZ, des Ärztehauses, das Dialysezentrums und das Ambulante Herzzentrum wollen auch nach der Schließung des Krankenhauses weitermachen und suchen Lösungen. Im Oktober 2012  ging die Geriatrie-Abteilung in Betrieb. Auch sie soll nach jetzigem Stand erhalten bleiben.  

4. Schließung der Geburtsstation

2023 machte die Geburtshilfe im Josef-Krankenhaus Schweinfurt dicht. 
Foto: Anand Anders | 2023 machte die Geburtshilfe im Josef-Krankenhaus Schweinfurt dicht. 

Diese Nachricht sorgte für einen Schock: Die Geburtshilfe wurde zum 31. März 2023 eingestellt. Bis zu 900 Kinder wurden pro Jahr auf der Geburtsstation im Josefskrankenhaus geboren. Viele waren stolz darauf, im Josef zur Welt gekommen zu sein, nannten sich nach dem fränkischen Kosewort für Josef Sepperles-Kinder. Ein Grund für die Schließung war der Mangel an gynäkologischen Belegärzten. In Schweinfurt gab es ab 1. April 2023 dann nur noch ein Krankenhaus mit Geburtshilfe: das Leopoldina. Dafür wurden Millionen für neue Kreißsäle investiert.   

5. Kongregation lehnt Kooperation mit dem Leopoldina-Krankenhaus ab 

In einer Pressekonferenz wurde im Oktober 2022 die 'Strategische Weiterentwicklung des Schweinfurter Modells' für die zwei örtlichen Kliniken St. Josef und Leopoldina vorgestellt. Die Kongregation lehnte dabei überraschend einen Zusammenschluss ab. Im Bild Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Generaloberin Sr. Monika Edinger und Geschäftsführer Martin Stapper.
Foto: Josef Lamber | In einer Pressekonferenz wurde im Oktober 2022 die "Strategische Weiterentwicklung des Schweinfurter Modells" für die zwei örtlichen Kliniken St. Josef und Leopoldina vorgestellt.

Es gab Überlegungen für einen Zusammenschluss mit dem städtischen Leopoldina-Krankenhaus unter dem Titel "Schweinfurter Modell". Im April 2022 erfolgte die Ankündigung, beide Häuser gehen in einen Verbund. Diesen Plan, der gutachterlich gestützt war, hat der Orden aber im Oktober 2023 verworfen. Beide Häuser hätten eine gemeinsame Gesellschaft als Träger gründen müssen. Schwester Monika Edinger, Generaloberin des Ordens, sah einen unlösbaren Interessenskonflikt. "Eine Ein-Träger-Lösung in gemeinsamer Gesellschaft mit einem kommunalen Träger würde unserer Identität und unserem christlichen Auftrag zuwiderlaufen", sagte sie. St. Josef zu kaufen, lehnte der Stadtrat im April ab. Das finanzielle Risiko war zu hoch.

6. Das Aus zum Jahresende wird verkündet

Gesundheitsministerin Judith Gerlach kam am 26. Juli für ein Gespräch mit den Verantwortlichen in das Schweinfurter Rathaus. Im Rathausinnenhof taten die Mitarbeiter ihrer Hoffnung nach Erhalt des Krankenhauses zum Teil lautstark kund.
Foto: Martina Müller | Gesundheitsministerin Judith Gerlach kam am 26. Juli für ein Gespräch mit den Verantwortlichen in das Schweinfurter Rathaus.

Am 23. Juli gaben die Erlöserschwestern bekannt, dass das Krankenhaus zum Jahresende geschlossen wird. Kurz zuvor war auch die letzte Hoffnung geplatzt, dass der Bezirk Unterfranken das Krankenhaus übernehmen könne: Der Bezirkstag lehnte auf seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause im nicht öffentlichen Teil eine Übernahme von St. Josef wegen hoher wirtschaftlicher Risiken ab.

Am 26. Juli kam Gesundheitsminsterin Judith Gerlach zu einem Krisengespräch nach Schweinfurt in Rathaus. Es blieb ergebnislos. Im Rathausinnenhof machten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei auf ihre Lage aufmerksam. Im Nachhinein warfen einige Oberbürgermeister Sebastian Remelé mangelnde Empathie vor. 

 
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Kommentare
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  • Joachim Böhnlein
    Der christliche Auftrag der Schwestern ist Menschen zu helfen, nicht zu schauen ob der zukünftige Geschäftsführer katholisch ist oder ob im Leo Abtreibungen vorgenommen werden.
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    • Antworten
  • Gerald Effertz
    Liebe Josefs Unterstützer, hoffen tuen wahrscheinlich viele noch, dass es in irgendeiner Weise am und im Josefs weitergeht. Nachdem ich Herrn Winters Worte am Wochenende gelesen habe,glaube ich - so leid es mir tut - nicht mehr an das Schweinfurter Modell - wünschen würde ich es mir immer noch - fürs Josef, seinen Mitarbeitern und allen Patienten, heute und in Zukunft.
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