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Schweinfurt
Schließung des Krankenhauses St. Josef in Schweinfurt: Diese Praxen wollen über das Jahresende hinaus weitermachen
Die ansässigen Ärzte wollen ihren Patientinnen und Patienten die Sorge nehmen. Dennoch droht eine "bedeutsame Verschlechterung" der Versorgungsleistung.
'Erst systemrelevant, jetzt irrelevant' steht auf einem Banner am St. Josef in Schweinfurt. Am 23. Juli verkündeten die Erlöserschwestern, dass das Krankenhaus zum Jahresende schließen wird.
Foto: Lisa Marie Waschbusch | "Erst systemrelevant, jetzt irrelevant" steht auf einem Banner am St. Josef in Schweinfurt. Am 23. Juli verkündeten die Erlöserschwestern, dass das Krankenhaus zum Jahresende schließen wird.
Désirée Schneider
 und  Lisa Marie Waschbusch
 |  aktualisiert: 11.08.2024 02:34 Uhr

Nach der Ankündigung, dass das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt zum Jahresende schließen wird, gibt es zumindest für einige dort ansässige Praxen vorerst Entwarnung: Sie wollen auch über den 31. Dezember 2024 hinaus ihre Patientinnen und Patienten weiter versorgen. "Wenn man uns machen lässt", sagt Sebastian Schneider, Teilhaber der Praxis COP, Dr. Helfrich, Dr. Loos-Pollinger, Sebastian Schneider, und spricht damit auch für die 14 weiteren Ärztinnen und Ärzte, die zu einem Treffen mit dieser Redaktion erschienen sind.

Vertreterinnen und Vertreter des MVZ, des Ärztehauses, des Dialysezentrums und des Ambulanten Herzzentrums sind gekommen, weil Patientinnen und Patienten sich nach der Schocknachricht besorgt an sie wenden und wissen wollen, wie und ob es bei ihnen weitergeht. Ja, geht es, sagen die Praxen – auch die Radiologie. Kardiologe Marc-Alexander Katz betont: "Wir brauchen nur neue Strukturen und es gibt viele Akteure, die sich rühren müssen."

Katz betreibt mit sechs Kolleginnen und Kollegen das Ambulante Herzzentrum am St. Josef Krankenhaus, das es seit 1999 gibt. Dort werden jährlich 12.000 Patientinnen und Patienten ambulant versorgt. Hinzu kommen 1000 bis 2000 Krankenhauspatienten, schätzt er. Von der Schließung sei die Praxis nicht unmittelbar betroffen. "Aber wir sind insofern betroffen, als die Notfallpatienten wahrscheinlich nicht mehr zu uns geschickt werden."

Praxen haben langfristige Mietverträge, die unberührt bleiben sollen

Die Kardiologie sowie die anderen Praxen, die sich in dem Krankenhausgebäude befinden, haben langfristige, individuelle Mietverträge. "Es wurde angedeutet, dass unsere Mietverhältnisse unberührt davon sind, dass sie aber nach einem Käufer suchen für die Immobilie", sagt Katz, dessen Mietvertrag noch mehrere Jahre laufen soll. Wie sich der Kauf auch auf die Mietpreise auswirken könnte, stimmt die Ärztinnen und Ärzte nachdenklich.

Und Tobias Haselmayr, Anästhesist im Ambulanten OP-Zentrum, das jährlich 4000 ambulante Anästhesien durchführt, fragt sich: "Was passiert mit der Haustechnik, wenn das Haupthaus schließt?" Wasser, Strom, EDV. Er sagt: "Es gibt kein Konzept, wie das gelöst werden soll."

Am alten Eingang des St. Josef in der Ludwigstraße befinden sich mehrere niedergelassene Praxen.
Foto: Lisa Marie Waschbusch | Am alten Eingang des St. Josef in der Ludwigstraße befinden sich mehrere niedergelassene Praxen.

Betroffen zeigen sich die Ärztinnen und Ärzte über die Art und Weise, wie sie von der Schließung des Krankenhauses zum Jahresende erfahren haben. Sebastian Schneider aus der chirurgisch-orthopädischen Praxis im Ärztehaus habe über den Messengerdienst Whatsapp von der Schließung gehört. Auch im Dialysezentrum sei man überrascht gewesen. "Wir wissen von dem, was passiert, aus der Zeitung", sagt Joachim Harlos, ärztlicher Leiter des Dialysezentrums.

Die Kurzfristigkeit der Schließung überrascht die Ärzte

Die Praxis ist seit 25 Jahren Mieter in den Räumen des St. Josefs. Sechs Ärztinnen und Ärzte betreuen hier pro Jahr rund 9000 Patientinnen und Patienten, davon 120 Dauerdialysepatienten, sagt Harlos. Ihn habe wie alle der anwesenden Ärztinnen und Ärzte vor allem die Kurzfristigkeit der Schließung überrascht, nachdem vor dem Hintergrund eines möglichen Zusammenschlusses des St. Josef und des Leopoldina Krankenhauses zunächst eine Konvergenzphase bis 2030 kommuniziert worden sei.

Harlos kritisiert die Kommunalpolitik dafür, dass man keinen Plan B entwickelt habe, sondern "sehenden Auges in die Katastrophe gelaufen ist" und jetzt sagt, man sei überrascht. Der Träger habe schon vor neun Monaten kundgetan, dass er das St. Josef nicht weiterführen wird. Doch weder die Erlöserschwestern, noch die Stadt habe "mit uns gesprochen, ob es Alternativen gibt und wie es mit der Versorgung weitergeht", sagt Harlos. "Der ärztliche Sachverstand war in dem ganzen Prozess nicht abgebildet, das muss man so sagen."

"Sie werden keinen Klinikstandort finden, an dem in der hohen Dichte ein Krankenhaus Tür an Tür mit Praxen zusammenarbeitet."
Chefarzt Markus Ewald

Lediglich die Einladung zu einer Infoveranstaltung hätten die betroffenen Praxen nach Bekanntgabe der Schließung erhalten. Die sei jedoch viel zu kurzfristig eingetroffen, kritisieren die Ärztinnen und Ärzte. "Da hätten wir den laufenden Betrieb verlassen müssen, um zu dieser Infoveranstaltung zu gehen. Was natürlich absurd ist. Wir haben oben bis zu 40 Patienten an den Dialysegeräten hängen und eine volle Sprechstunde", sagt Joachim Harlos.

Eine 1:1-Abbildung der Leistungen kann es nicht geben

Auch wenn die Mietverhältnisse der Praxen über das Jahresende hinaus weiterlaufen, dürfte die Schließung des St. Josef Auswirkungen auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten haben. "Eine 1:1-Abbildung der bisherigen medizinischen Betreuung wird es nicht mehr geben. Der Umfang an Leistungen, die erbracht werden können, wird jetzt weniger", sagt Harlos. Er sieht eine drohende "bedeutsame Verschlechterung" der Versorgungsleistung.

Gerade spezielle medizinische Eingriffe, die bislang am St. Josef durchgeführt wurden, und stationäre Behandlungen müssten künftig in andere Kliniken in der Region ausgelagert werden, fürchten die Ärztinnen und Ärzte. "Das ist etwas, was sich durch viele Fachgebiete zieht", sagt Tobias Koppara, Facharzt am Ambulanten Herzzentrum. Er führe jährlich 300 Aufdehnungen von Beinarterien durch. "Sowas kann man ambulant nicht abbilden. Er braucht dringend einen stationären Partner", erklärt sein Kollege Marc-Alexander Katz dazu.

Die Ärztinnen und Ärzte sind sich einig: Die Struktur, wie sie am St. Josef in Schweinfurt besteht, sei einmalig in Unterfranken. Und aus ihrer Sicht im Grunde genau das, was die Bundespolitik mit der geplanten Krankenhausreform erreichen wolle. "Sie werden keinen Klinikstandort finden, an dem in der hohen Dichte ein Krankenhaus Tür an Tür mit Praxen zusammenarbeitet", sagt Markus Ewald, Chefarzt der Inneren Medizin und im MVZ tätig. Orthopädie und Neurochirurgie liegen beieinander, die Kardiologie neben dem Dialysezentrum. "Uns trennt eine Tür", sagt Joachim Harlos. "Es ist extrem smart, wie das hier läuft."

Hinweis: In einer früheren Version des Textes hatten wir das Zitat "Wenn man uns machen lässt", dem Kardiologen Marc-Alexander Katz zugeordnet, es stammt jedoch von Sebastian Schneider. Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen.

 
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  • Meli Goetzendoerfer
    Bitte denkt an eine neue Corona Epidemie, wollen wir in Schweinfurt dann auch vor dem Leo mit Sauerstoffflaschen im Auto sitzen, weil kein Platz mehr ist ( siehe Italien )?
    Auch eine große Notaufnahme heißt nicht unbedingt dass man schneller behandelt wird, das Gegenteil ist wohl der Fall !
    Wir brauchen zwei Krankenhäuser und zwei Notaufnahmen in Schweinfurt , das Einzugsgebiet Main - Rhön ist ja fast mit Würzburg vergleichbar und dort gibt es eine Uniklinik und mehrere Krankenhäuser.
    Durch die Pendler in unserer Großindustrie wächst die Bevölkerungszahl im Schweinfurter Raum nahezu auf die Würzburger Bevölkerungszahl an, was passiert wenn hier z.B ein Brand ausbricht oder ein größerer Unfall passiert?
    Bitte handelt schnell, denn das Personal im Josefs bricht gerade mehr und mehr auseinander, weil viele wieder in ihre Heimatorte zurückkehren!
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  • Erich Spiegel
    "St. Josef- tolles Modell, sollte erhalten werden" so heisst es im Bericht. Ja, auch meine Meinung! Aber wer kommt für die Kosten auf? 4 von 5 Krankenhäuser sind bundesweit defizitär. Soll noch ein weiteres "Sondervermögen" geschaffen werden, das in Wirklichkeit "Schulden" bedeutet? Die Rezepte der linken Politiker wie Linkspartei, Wagenknechte, Teile von SPD und Grünen führen in den Staatsbankrott, siehe Südamerika. In Ländern wie Venezuela, Bolivien, Argentinien haben extrem linke Parteien den Staat ruiniert.
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  • Werner Beck
    Wenn 80% der Krankenhäuser defizitär arbeiten, dann ist das kein Sondervermögen. Das wird auch nicht am Management der Krankenhäuser liegen. Jahrelang musste alles privatisiert, auf Gewinn getrimmt und kaputt gespart werden.
    Es liegt nicht nur an den linken Politikern (m/w/d), das Chaos wurde von den Merkelfreunden bestens in die Wege geleitet. Bisher waren meist schlechte Heimwerker als Gesundheitsminister tätig.
    Die 20%, alles Spezialkliniken, machen Gewinne, verteilen Boni und Dividenten ohne Ende!
    Eigentlich müsste jeder merken, dass das System nicht funktioniert!
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  • Guido Spahn
    Es braucht jetzt keinen Betroffenheitswettbewerb, sondern mutiges Handeln der Politik!
    Und es wird von verschiedenen Seiten auch Geld in die Hand zu nehmen sein!
    Seitens der Politik wird für vieles sehr viel Geld in die Hand genommen. Über manches ließe sich streiten. In die medizinische Versorgung im ländlichen Raum und die hervorragende Infrastruktur der Krankenversorgung in Schweinfurt und die Region sollte Geld investiert werden. Bevor wir die Welt retten, sollten wir den Handlungsbedarf vor Ort erkennen und dafür die öffentlichen Gelder einsetzen, die den Menschen unmittelbar am eigenen Leib zugute kommen!
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  • Hildegard Kempf
    Was kümmert mich/uns das Volk! Die nächste Wahl wird kommen!
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  • Gerald Effertz
    ZItat: "Die Ärztinnen und Ärzte sind sich einig: Die Struktur, wie sie am St. Josef in Schweinfurt besteht, sei einmalig in Unterfranken. Und aus ihrer Sicht im Grunde genau das, was die Bundespolitik mit der geplanten Krankenhausreform erreichen wolle. "Sie werden keinen Klinikstandort finden, an dem in der hohen Dichte ein Krankenhaus Tür an Tür mit Praxen zusammenarbeitet", sagt Markus Ewald, Chefarzt der Inneren Medizin und im MVZ tätig.

    Ich stelle mir die Frage: Warum MUSS dann eine solche Klinik geschlossen werden ?????
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  • Simone Full
    Extrem smart - so sollte es bleiben. Ein tolles Modell - Tür an Tür. Ärztehaus - Sankt Josef Krankenhaus. Die Notfallversorgung kommt täglich an ihre Grenzen. Findet bitte Möglichkeiten zum Erhalt !!!
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  • Gerald Effertz
    Warum werden die im Artikel genannten Ärzte nicht RECHTZEITIG mit ins Boot genommen ? Die sind doch die Menschen, die anderen Menschen helfen. Ich kann es einfach nicht begreifen. Alle müssen doch an einem Strang ziehen. Herr Remele: ich gönne ihnen ihren Urlaub aber: könnten sie den nicht - aufgrund dieser absolut wichtigen Thematik - nicht verschieben und eine Dringlichkeitssitzung - mit Ärzten und Verantwortlichen - anberaumen ? Noch gibt es das WICHTIGE Josef Krankenhaus - und dies zu retten - vielleicht eben mit dem Leopoldina - ist extrem wichtig!!!! Alle Entscheidungsträger und Politiker sind gefordert. Es geht um eine gesundheitliche Versorgung.
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