Nach der Ankündigung, dass das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt zum Jahresende schließen wird, gibt es zumindest für einige dort ansässige Praxen vorerst Entwarnung: Sie wollen auch über den 31. Dezember 2024 hinaus ihre Patientinnen und Patienten weiter versorgen. "Wenn man uns machen lässt", sagt Sebastian Schneider, Teilhaber der Praxis COP, Dr. Helfrich, Dr. Loos-Pollinger, Sebastian Schneider, und spricht damit auch für die 14 weiteren Ärztinnen und Ärzte, die zu einem Treffen mit dieser Redaktion erschienen sind.
Vertreterinnen und Vertreter des MVZ, des Ärztehauses, des Dialysezentrums und des Ambulanten Herzzentrums sind gekommen, weil Patientinnen und Patienten sich nach der Schocknachricht besorgt an sie wenden und wissen wollen, wie und ob es bei ihnen weitergeht. Ja, geht es, sagen die Praxen – auch die Radiologie. Kardiologe Marc-Alexander Katz betont: "Wir brauchen nur neue Strukturen und es gibt viele Akteure, die sich rühren müssen."
Katz betreibt mit sechs Kolleginnen und Kollegen das Ambulante Herzzentrum am St. Josef Krankenhaus, das es seit 1999 gibt. Dort werden jährlich 12.000 Patientinnen und Patienten ambulant versorgt. Hinzu kommen 1000 bis 2000 Krankenhauspatienten, schätzt er. Von der Schließung sei die Praxis nicht unmittelbar betroffen. "Aber wir sind insofern betroffen, als die Notfallpatienten wahrscheinlich nicht mehr zu uns geschickt werden."
Praxen haben langfristige Mietverträge, die unberührt bleiben sollen
Die Kardiologie sowie die anderen Praxen, die sich in dem Krankenhausgebäude befinden, haben langfristige, individuelle Mietverträge. "Es wurde angedeutet, dass unsere Mietverhältnisse unberührt davon sind, dass sie aber nach einem Käufer suchen für die Immobilie", sagt Katz, dessen Mietvertrag noch mehrere Jahre laufen soll. Wie sich der Kauf auch auf die Mietpreise auswirken könnte, stimmt die Ärztinnen und Ärzte nachdenklich.
Und Tobias Haselmayr, Anästhesist im Ambulanten OP-Zentrum, das jährlich 4000 ambulante Anästhesien durchführt, fragt sich: "Was passiert mit der Haustechnik, wenn das Haupthaus schließt?" Wasser, Strom, EDV. Er sagt: "Es gibt kein Konzept, wie das gelöst werden soll."
Betroffen zeigen sich die Ärztinnen und Ärzte über die Art und Weise, wie sie von der Schließung des Krankenhauses zum Jahresende erfahren haben. Sebastian Schneider aus der chirurgisch-orthopädischen Praxis im Ärztehaus habe über den Messengerdienst Whatsapp von der Schließung gehört. Auch im Dialysezentrum sei man überrascht gewesen. "Wir wissen von dem, was passiert, aus der Zeitung", sagt Joachim Harlos, ärztlicher Leiter des Dialysezentrums.
Die Kurzfristigkeit der Schließung überrascht die Ärzte
Die Praxis ist seit 25 Jahren Mieter in den Räumen des St. Josefs. Sechs Ärztinnen und Ärzte betreuen hier pro Jahr rund 9000 Patientinnen und Patienten, davon 120 Dauerdialysepatienten, sagt Harlos. Ihn habe wie alle der anwesenden Ärztinnen und Ärzte vor allem die Kurzfristigkeit der Schließung überrascht, nachdem vor dem Hintergrund eines möglichen Zusammenschlusses des St. Josef und des Leopoldina Krankenhauses zunächst eine Konvergenzphase bis 2030 kommuniziert worden sei.
Harlos kritisiert die Kommunalpolitik dafür, dass man keinen Plan B entwickelt habe, sondern "sehenden Auges in die Katastrophe gelaufen ist" und jetzt sagt, man sei überrascht. Der Träger habe schon vor neun Monaten kundgetan, dass er das St. Josef nicht weiterführen wird. Doch weder die Erlöserschwestern, noch die Stadt habe "mit uns gesprochen, ob es Alternativen gibt und wie es mit der Versorgung weitergeht", sagt Harlos. "Der ärztliche Sachverstand war in dem ganzen Prozess nicht abgebildet, das muss man so sagen."
Lediglich die Einladung zu einer Infoveranstaltung hätten die betroffenen Praxen nach Bekanntgabe der Schließung erhalten. Die sei jedoch viel zu kurzfristig eingetroffen, kritisieren die Ärztinnen und Ärzte. "Da hätten wir den laufenden Betrieb verlassen müssen, um zu dieser Infoveranstaltung zu gehen. Was natürlich absurd ist. Wir haben oben bis zu 40 Patienten an den Dialysegeräten hängen und eine volle Sprechstunde", sagt Joachim Harlos.
Eine 1:1-Abbildung der Leistungen kann es nicht geben
Auch wenn die Mietverhältnisse der Praxen über das Jahresende hinaus weiterlaufen, dürfte die Schließung des St. Josef Auswirkungen auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten haben. "Eine 1:1-Abbildung der bisherigen medizinischen Betreuung wird es nicht mehr geben. Der Umfang an Leistungen, die erbracht werden können, wird jetzt weniger", sagt Harlos. Er sieht eine drohende "bedeutsame Verschlechterung" der Versorgungsleistung.
Gerade spezielle medizinische Eingriffe, die bislang am St. Josef durchgeführt wurden, und stationäre Behandlungen müssten künftig in andere Kliniken in der Region ausgelagert werden, fürchten die Ärztinnen und Ärzte. "Das ist etwas, was sich durch viele Fachgebiete zieht", sagt Tobias Koppara, Facharzt am Ambulanten Herzzentrum. Er führe jährlich 300 Aufdehnungen von Beinarterien durch. "Sowas kann man ambulant nicht abbilden. Er braucht dringend einen stationären Partner", erklärt sein Kollege Marc-Alexander Katz dazu.
Die Ärztinnen und Ärzte sind sich einig: Die Struktur, wie sie am St. Josef in Schweinfurt besteht, sei einmalig in Unterfranken. Und aus ihrer Sicht im Grunde genau das, was die Bundespolitik mit der geplanten Krankenhausreform erreichen wolle. "Sie werden keinen Klinikstandort finden, an dem in der hohen Dichte ein Krankenhaus Tür an Tür mit Praxen zusammenarbeitet", sagt Markus Ewald, Chefarzt der Inneren Medizin und im MVZ tätig. Orthopädie und Neurochirurgie liegen beieinander, die Kardiologie neben dem Dialysezentrum. "Uns trennt eine Tür", sagt Joachim Harlos. "Es ist extrem smart, wie das hier läuft."
Hinweis: In einer früheren Version des Textes hatten wir das Zitat "Wenn man uns machen lässt", dem Kardiologen Marc-Alexander Katz zugeordnet, es stammt jedoch von Sebastian Schneider. Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen.
Auch eine große Notaufnahme heißt nicht unbedingt dass man schneller behandelt wird, das Gegenteil ist wohl der Fall !
Wir brauchen zwei Krankenhäuser und zwei Notaufnahmen in Schweinfurt , das Einzugsgebiet Main - Rhön ist ja fast mit Würzburg vergleichbar und dort gibt es eine Uniklinik und mehrere Krankenhäuser.
Durch die Pendler in unserer Großindustrie wächst die Bevölkerungszahl im Schweinfurter Raum nahezu auf die Würzburger Bevölkerungszahl an, was passiert wenn hier z.B ein Brand ausbricht oder ein größerer Unfall passiert?
Bitte handelt schnell, denn das Personal im Josefs bricht gerade mehr und mehr auseinander, weil viele wieder in ihre Heimatorte zurückkehren!
Es liegt nicht nur an den linken Politikern (m/w/d), das Chaos wurde von den Merkelfreunden bestens in die Wege geleitet. Bisher waren meist schlechte Heimwerker als Gesundheitsminister tätig.
Die 20%, alles Spezialkliniken, machen Gewinne, verteilen Boni und Dividenten ohne Ende!
Eigentlich müsste jeder merken, dass das System nicht funktioniert!
Und es wird von verschiedenen Seiten auch Geld in die Hand zu nehmen sein!
Seitens der Politik wird für vieles sehr viel Geld in die Hand genommen. Über manches ließe sich streiten. In die medizinische Versorgung im ländlichen Raum und die hervorragende Infrastruktur der Krankenversorgung in Schweinfurt und die Region sollte Geld investiert werden. Bevor wir die Welt retten, sollten wir den Handlungsbedarf vor Ort erkennen und dafür die öffentlichen Gelder einsetzen, die den Menschen unmittelbar am eigenen Leib zugute kommen!
Ich stelle mir die Frage: Warum MUSS dann eine solche Klinik geschlossen werden ?????