Symbolträchtige neun Monate hat der Umbau der Geburtshilfe im Leopoldina-Krankenhaus gedauert. "Passt zu Geburt und Schwangerschaft", sagt Geschäftsführer Jürgen Winter bei der Einweihungsfeier. Jetzt gibt es vier Kreißsäle. Bei Bedarf können zwei weitere Räume zu einem Kreißsaal umgebaut werden, sagt Ramona Kühlmann, die Leiterin der Leo- Störche. Diesen fröhlichen Namen hat sich das Hebammenteam, im Moment sind es 21, gegeben.
Bevor es einen Rundgang durch die neue Geburtsstation gibt, die am Montag, 13. Februar, an den Start geht, geben Jürgen Winter, Ramona Kühlmann, Chefarzt Prof. Dr. Michael Weigel, der Leiter der Frauenklinik, und Oberbürgermeister Sebastian Remelé einen Überblick über das Projekt, über die Fortschritte und Veränderungen in der Geburtshilfe und über die Notwendigkeit, die zusätzlichen Kreißsäle zu bauen.
Ende März schließt die Geburtsstation am Krankenhaus St. Josef
Ende März schließt, wie berichtet, die Geburtstation am Krankenhaus St. Josef. Personalmangel, die vergebliche Suche nach Belegärzten, habe das Josefskrankenhaus zu diesem schweren Schritt veranlasst, sagt Jürgen Winter. Für Winter ist es wichtig zu betonen, dass an dieser Situation nicht das Unvermögen einzelner schuld sei. Belegärzte für Geburtshilfestationen zu finden, sei bayernweit kaum noch möglich.
Frühzeitig haben sich beide Kliniken zusammengeschlossen, um rechtzeitig für Gebärende da sein zu können. Das Josef-Team habe hervorragende Arbeit geleistet, wendet sich Winter an Schwester Monika Edinger, Generaloberin des Trägers Kongregation der Erlöserschwestern, und Krankenhausdirektor Norbert Jäger. Gut 900 Kinder seien zuletzt dort im Jahr auf die Welt gekommen. Die gelungene Zusammenarbeit in diesem Bereich sei auch ein positives Signal für den geplanten Verbund der beiden Schweinfurter Kliniken.
In den letzten Jahren sind im Leopoldina bis zu 1700 Kinder im Jahr zur Welt gekommen
Außerdem ist die Zahl der Kinder, die im Leopoldina zur Welt kommen, stetig gestiegen. Ausgelegt sei die Station auf 1100 Geburten im Jahr, zuletzt seien 1700 Kinder pro Jahr hier entbunden worden. In Zukunft kann das Team mehr als 2000 Kindern im Jahr auf die Welt helfen. Investiert wurden über drei Millionen Euro, Zuschüsse gibt es 2,2 Millionen Euro, so Jürgen Winter.
Doch für Winter geht es nicht nur um Zahlen. Es geht auch um Gefühle, um Atmosphäre. Vor, während und nach der Geburt sollen sich Mütter, Kinder und Angehörige im Krankenhaus wohlfühlen.
"Medizinisch und emotional wollen wir eine optimale Versorgung bieten." Nicht nur die Räumlichkeiten seien wichtig, sondern auch die Menschen, die dort arbeiten. "Wir wollen keine Geburtsfabrik sein." Dann werden Eltern und auch die Kinder eine vielleicht lebenslange Verbundenheit zur Klinik entwickeln, ist sich Winter sicher.
Gefühl, Atmosphäre, Verbundenheit: darauf geht auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé ein. Seine vier Kinder sind im Leo zur Welt gekommen. So wichtig die ärztliche Versorgung sei, "die Hebammen sind die, die die Mütter nie vergessen". Remelé geht auch auf ein zentrales, existenzielles Anliegen ein: Die Region Schweinfurt soll sich so gut wie möglich aufstellen. Dazu gehöre auch die medizinische Versorgung. Schulen und Krankenhäuser seien die wichtigsten Einrichtungen der Infrastruktur. Und in der Öffentlichkeit werden laut Remelé Notaufnahme und Geburtsstation am stärksten wahrgenommen.
Die Mutter-Kind-Station soll als nächstes modernisiert und erweitert werden
Als nächstes soll auch die Mutter-Kind-Station erweitert und modernisiert werden. Das wird allerdings ein bisschen länger dauern als neun Monate, so Jürgen Winter. Ziel: Auch hier zusätzlich zur medizinischen Qualität Wohlfühl-Atmosphäre bieten. "Wir werden und ins Zeug legen, um das auf den Weg zu bringen."
Winter freut sich, dass Dr. Gisela Heinrich im Publikum ist. Seit vergangenem Jahr ist sie in Ruhestand. In ihren 30 Jahren am Leopoldina hat sie 7541 Kindern auf die Welt geholfen. Dafür gibt's kräftigen Applaus.
Ramona Kühlmann bringt dann alles schön auf den Punkt: Gesunde Babys bedeutet glückliche und zufriedene Eltern. Das Wohl von Mutter, Kind und Begleitung stehe an oberster Stelle. Sie freut sich, dass das Hebammenteam in Umbau und Erweiterung einbezogen war. "Das ist nicht selbstverständlich." An alle, die beteiligt waren, und an ihr Team geht ein herzliches "Danke, ihr seid wirklich toll".
Chefarzt Prof. Dr. Michael Weigel zeigt, wie sehr sich die Medizin verändert hat, seitdem das erste Kind im 1981 eröffneten Leopoldina zur Welt gekommen ist. Er zitiert aus einem Lehrbuch aus dieser Zeit. Die Geburt sei ein natürlicher Vorgang. Der Geburtshelfer solle nur begleiten. "Man muss sehr viel wissen, um wenig zu tun." Ultraschall gibt es jetzt, Schwangerschaftsvorsorge, Kinder können im Mutterleib therapiert werden.
Perinatalmedizin statt Geburtshilfe ist der heutige Ansatz. heute müsse man sehr viel mehr wissen, um wenig zu tun. Am Leopoldina, einem Perinatalzentrum Level 1, sei man hervorragend aufgestellt. Zur medizinischen Expertise gehöre aber auch ein ansprechendes und zeitgemäßes Umfeld. "Die Frauen und ihre Begleitung sollen gerne kommen und ihre Kinder sanft und sicher bekommen."