Die Erwartung war hoch, die Enttäuschung am Ende groß: Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach hatte zu dem kurzfristig anberaumten Krisengespräch am Freitag in Schweinfurt nicht den erhofften Rettungsplan für das St. Josef Krankenhaus mitgebracht. Die Schließung des 272-Betten Hauses zum Jahresende ist Fakt. 800 Mitarbeitende verlieren ihren Arbeitsplatz.
Mit einem Pfeifkonzert und lauten Buh-Rufen begleitete eine protestierende Menge im Rathausinnenhof die Krisensitzung hinter den Rathausmauern. Rund 200 Beschäftigte des St. Josef Krankenhauses hatten sich spontan dort versammelt. Sie hielten Schilder hoch mit der Aufschrift "Rettet unser Josef" oder "Wir wollen unseren Job behalten".
Man habe lange genug geschwiegen, sagt eine Pflegerin und nimmt kein Blatt mehr vor den Mund. Alles Geld sei in den vergangenen Jahren wohl nach Würzburg in den Umbau des Kongregationssitzes geflossen, "und für uns ist nun nichts mehr da". Die Stimmung ist aufgeheizt.
Drei Botschaften von Oberbürgermeister Remelé zum St. Josef Krankenhaus
Drei "Botschaften" konnte Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) der versammelten Menge aus dem Gespräch mit der Ministerin, der Generaloberin der Würzburger Erlöserschwestern, Schwester Monika Edinger, sowie den Geschäftsführungen des Krankenhauses St. Josef und des städtischen Leopoldina-Krankenhauses verkünden.
Die Schmerzhafte: "Die Schließung des St. Josef Krankenhauses steht fest." Die Unumkehrbare: "Das Leo wird das Josef nicht übernehmen." Und die Gute: "Die Palliativstation soll an Ort und Stelle erhalten bleiben."
Ministerin Gerlach hat für Schweinfurt und die Klinik keine Überraschung dabei
Die angekündigte Schließung der Klinik bedauere sie sehr, erklärte Ministerin Gerlach im Pressegespräch. Dem Freistaat sei es aber nicht möglich, finanziell einzuspringen. Denn für die Betriebskosten von Kliniken sei der Bund zuständig. Der Freistaat übernehme hingegen die Investitionskosten, um die Versorgungsstrukturen aufrechtzuerhalten.
Vom Bund werde aber billigend in Kauf genommen, dass diese wegbrechen, weil die hohen Betriebskostendefizite immer mehr Kliniken an den Rand des Existenzminimums treiben würden. Sie wolle den Schwarzen Peter zwar nicht hin und her schieben, "aber ich erwarte, dass jeder seiner Verantwortung nachkommt und seine Hausaufgaben macht", sagte Gerlach.
Was die Ministerin zusicherte: Bei Bedarf werde der Freistaat Investitionskosten beim Aufbau neuer Strukturen übernehmen. Dies wird möglicherweise schneller als geplant nötig sein. Denn mit der Schließung des St. Josef Krankenhauses werden die Erweiterungspläne am Leopoldina-Krankenhaus wieder aktuell, um die stationäre Versorgung in der Region zukunftsfähig ausrichten zu können.
Remelé: Bettenkapazität in Stadt- und Landkreis Schweinfurt wird um 100 erhöht
"Die Schließung ist für uns alle eine schmerzhafte Botschaft", sagte OB Remelé. Man werde sich aber der Herausforderung stellen und offensiv an einer Lösung arbeiten. In der Hoffnung, "dass es einen nahezu nahtlosen Übergang geben kann". Man werde alles tun, um die Patientenversorgung in der Region aufrechtzuerhalten.
Hier gibt es bereits einen Plan: Die Bettenkapazität in Stadt und Landkreis Schweinfurt soll um 100 erhöht werden. 80 will das Leopoldina-Krankenhaus durch interne Umstrukturierungen zur Verfügung stellen, 20 die Geomed-Klinik.
Was die Notfallversorgung anbetrifft, sei man schon jetzt in der Lage, räumlich die Versorgung abzudecken, sagte Remelé. Er machte aber deutlich, dass hierzu Personal vom St. Josef Krankenhaus benötigt werde. Er sicherte den Mitarbeitenden Übernahmeangebote zu, auch wolle er diesbezüglich Verhandlungen mit dem Bezirk Unterfranken aufnehmen, damit möglichst viele Beschäftigte ihren Arbeitsplatz in der Region behalten können. Eine weitere gute Nachricht: Für die Krankenpflegeausbildung gebe es ebenfalls Perspektiven, verkündete Remelé.
Generaloberin bedankt sich bei den Mitarbeitenden des Krankenhauses in Schweinfurt
Leopoldina-Geschäftsführer Jürgen Winter geht davon aus, dass sich keine "spürbare Versorgungslücke" auftun wird. Es sei allerdings eine Herausforderung und Kraftanstrengung für alle Beteiligten. "Aber wir werden es meistern." Auch Geschäftsführer Martin Stapper vom St. Josef Krankenhaus ist zuversichtlich, "dass wir zu einer guten Lösung kommen werden".
Generaloberin Schwester Monika Edinger zeigte sich sichtlich erleichtert, dass kurzfristige Lösungsmöglichkeiten sowohl für die Mitarbeitenden als auch in der Patientenversorgung geschaffen werden können. Was sie sich wünscht: Dass langfristig die Krankenhausversorgung für Stadt und Landkreis gut aufgestellt ist.
Dass das Haus St. Josef nicht mehr Teil der Gesundheitsversorgung sein wird, bedauere sie sehr. Dank sagte sie ausdrücklich allen Mitarbeitenden, die zwei Jahre durchgehalten haben und letztlich doch enttäuscht worden seien. "Das schmerzt uns sehr, das tut uns leid. Wir hätten es uns anders gewünscht."
Ärztlicher Direktor des St. Josef Krankenhauses steht bei den Mitarbeitenden in der Menge
Auch die im Rathausinnenhof versammelten Menschen hätten sich ein anderes Ergebnis aus diesem Krisengespräch gewünscht. "Ich bin enttäuscht", sagt Dr. Wolfgang Menger im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Ärztliche Direktor des St. Josef Krankenhauses stand mitten in der Menge und hielt ein Schild mit der Aufschrift hoch: "Wir sind 800 Menschen".
Er hatte nicht erwartet, dass es eine endgültige Absage fürs Josefs geben wird, sondern eine Lösung erhofft, wie man das Haus in die Versorgungsstruktur einbinden kann. Denn es gehe nicht nur um Krankenhausbetten, sondern auch um die Kooperationspartner, die am Krankenhaus St. Josef angebunden sind. "Diese Strukturen werden wegbrechen."
Die Gewerkschaften, die den Protest der Beschäftigten unterstützten, sehen die Politik gefordert. "Der Freistaat hat 100 Millionen Euro zur Struktursicherung aufgelegt, wie viel bleibt fürs Josef?", fragte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Marietta Eder unter lautstarkem Beifall der Menge Gesundheitsministerin Judith Gerlach.
Sie stand wie alle anderen Gesprächsteilnehmer den Protestierenden nach dem Krisengespräch Rede und Antwort: Das Förderprogramm sei für den Transformationsprozess aufgelegt, nicht um Betriebsdefizite zu finanzieren, so Gerlach. Um den Krankenhäusern zu helfen, sei die Bundesregierung gefordert. Sie müsse schnellstmöglich ein Soforthilfeprogramm schnüren, damit die Krankenhäuser die "sicherlich notwendige Krankenhausreform" noch erleben.
Wie unvorstellbar ist das denn?
Zu einem Gespräch bezüglich der kommenden Notlage der medizinischen Versorgung in Schweinfurt wird kein einziger Arzt geladen.
Das Ergebnis ist vorauszusehen, es wird dem Personal des Josefs von der Rathaustreppe verkündet . Mit deutlichem Desinteresse und Arroganz ist der OB nicht zu überbieten, er maßregelt die Menge wartender Patienten und Mitarbeiter mit den Worten , dass er hier nicht stehen müsse und auch nach Hause gehen könne! Damit das klar sei !
Wie peinlich ist das denn für einen Bürgermeister einer Stadt?
Ich stehe zwischen Ärzten und Krankenpflegern , die tagtäglich Menschenleben retten und kann nicht glauben, dass ich richtig gehört habe!
Das beste wäre wirklich gewesen, er wäre zuhause geblieben und man hätte die Fachleute eingeladen, die auch wirklich zur Klärung der Versorgungslage beitragen können!
Die besten Wahlhelfer der AfD!
Ein Krankenhaus darf nicht von der Wirtschaftlichkeit abhängig sein.
Einfach mehr Geld in das Gesundheitssystem stecken, verbessert nicht automatisch die Notfallversorgung.
Frau Geywitz haben sie schon vom
Krankenhaussterben auf dem Land,
Stellenabbau im grossen Stil in der Industrie in Kleinstädten uvm gehört? Ihre Aussage ist gerade jetzt unkompetent !
Besser über die Fakten informieren als der AfD hinterherlaufen.
OECD: Deutschland bei Gesundheitsausgaben mit an der Spitze
"Danach betragen die Gesundheitsausgaben hierzulande pro Kopf 8.011 US-Dollar. Übertroffen wird dies nur von den USA und der Schweiz mit 12.555 beziehungsweise 8.049 US-Dollar. Im OECD-Schnitt waren es 4.986 US-Dollar."
https://www.aok.de/pp/gg/update/oecd-vergleich/
Wenn der OB glaubt, dort nicht stehen zu müssen, soll er Platz für jemanden machen, der das will und eine Idee für die Zukunft dieser Stadt hat.
Die Vorschriften/Regelungen/gesetzlichen Vorgaben/Verordnungen, nach denen die Betriebskosten zu zahlen sind (DRGs, Fixkostendegeressionsabschlag, Preissteigerungsraten, ...) regelt der Bund. Dieser Rahmen wurde seit Jahren verschlechtert, gleich einem lebensnotwendigen Teich, dem man Jahr für Jahr mehr Wasser abgräbt, bis er ausgetrcoknet ist und dann nicht mehr für die Versorgung zur Verfügung seht.
Hätte eine Patientenorganisation soviele Mitglieder wie der ADAC, wären die berechtigten Patientenforderungen kraftvoll und kompetent vertreten. Diese Vertretung der Patienten leisten weder Politik noch Krankenkassen, Ärzte...
bevor Sie hier auf die Generaloberin eindreschen, bitte bedenken:
Die politischen Rahmenbedingungen, was wieviel wofür erstattet und bezahlt wird, regelt der Bund! Und nach diesen Vorgaben hat das Josef (wie viele andere kleine Kliniken auch) das Problem, dass die Ausgaben höher sind als die Einnahmen! So hat das Josef im Jahr 2023 einen Verlust von 4.000.000 Euro gemacht - und 2024 sieht nicht besser aus!
Und der Orden kann es sich einfach - im Blick auf die gesamte Gemeinschaft - einfach nicht leisten, als Ganzes bankrott zu machen! Der größte Teil seiner Mitglieder - der Erlöserschwestern - ist im Rentenalter.
Sollen die Erlöserschwestern pleite gehen, alles verkaufen müssen - und dann seine Mitglieder (größtenteils selbst auf Pflege angewiesen) auf die Straße setzen? DAS Geschrei will ich mir gar nicht vorstellen! Dem Orden bleibt nach zwei finanziell desaströsen Jahren gar nichts Anderes übrig als für eine Einrichtung die Reißleine zu ziehen!