zurück
Rödelmaier
Trauer und Abschiedsschmerz: Den Schwestern in Rödelmaier steht ein emotionaler Umzug in die Eifel bevor
Der Umzug von Rödelmaier nach Auderath rückt näher. Dieser bringt für die Karmelitinnen neue Chancen für die Gemeinschaft, aber auch einige Veränderungen.
Sie blicken mit Wehmut wegen des bevorstehenden Abschieds, aber auch mit Hoffnung für die Zukunft dem Umzug nach Auderath entgegen (von links): Schwester Teresa Benedicta, die Priorin Schwester Ancilla und Schwester Katharina.
Foto: Sigrid Brunner | Sie blicken mit Wehmut wegen des bevorstehenden Abschieds, aber auch mit Hoffnung für die Zukunft dem Umzug nach Auderath entgegen (von links): Schwester Teresa Benedicta, die Priorin Schwester Ancilla und Schwester ...
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 02.10.2024 02:46 Uhr

Seit fast 46 Jahren lebt Schwester Ancilla im Karmel in Rödelmaier. Seit ihrem Eintritt in den Orden im Alter von 21 Jahren. Ende November wird sie mit ihren sieben Mitschwestern das Kloster verlassen. Aus Altersgründen, wie sie bereits erläuterte. Der Konvent fusioniert mit dem Karmel in Auderath in der Eifel und die Schwestern werden dorthin ziehen. Man merkt ihr an, dass der Abschied schwerfällt. Ebenso wie den anderen Nonnen, darunter Schwester Katharina und Schwester Teresa Benedicta.

"In mir sind Trauer und Abschiedsschmerz", sagt Schwester Ancilla. Insbesondere die aktuell laufenden Vorbereitungen für den Umzug würden Emotionen hervorrufen. "Man nimmt beim Ausräumen alles in die Hand und erinnert sich an so manche Begebenheit."

Schwester Katharina: "Wir werden Rödelmaier sehr vermissen"

Auch Schwester Katharina fällt der Abschied schwer, vor allem von den Menschen hier. "Wir werden Rödelmaier sehr vermissen." Insbesondere an den Festtagen werde man sich an die einstige Heimat erinnern. "An Weihnachten werde ich an das Krippensingen denken und am Tag des Patroziniums an die Kirchenparade."

Tröstlich sei für sie, so die gebürtige Saarländerin, dass viele Bürger die Schwestern verstehen würden und ihre Entscheidung nachvollziehen können. "Das ist ein gutes Gefühl." Die Menschen hier würden erkennen, dass ihr Entschluss nicht willkürlich gewesen sei, sondern seinen Sinn habe.

Die mühsam gewordene tägliche Arbeit wird auf mehr Schultern verteilt

Schwester Ancilla hegt aber auch Hoffnungen für die Zukunft. "Ich freue mich auf die größere Gemeinschaft und ein volleres Kloster", betont die Priorin, "und darauf, dass die Kräfte besser gebündelt werden können und die Arbeit auf mehr Schultern verteilt wird". 

Die Zukunft des Karmels in Rödelmaier ist noch ungewiss.
Foto: Sigrid Brunner | Die Zukunft des Karmels in Rödelmaier ist noch ungewiss.

Den Erwartungen schließt sich Schwester Katharina an. "Ich hoffe, dass wir wieder unsere Gebete und unsere Gemeinschaft konzentrierter und bewusster leben können." Das sei in den letzten Jahren zu kurz gekommen. 

Als sie ins Kloster eingetreten ist, hätten in Rödelmaier noch 23 Schwestern gelebt, erzählt die 81-Jährige, die seit 30 Jahren in Rödelmaier lebt und im Alter von 50 Jahren ins Kloster eingetreten ist. Da wären für die Arbeiten, vor allem die Hostienbäckerei und die Kerzenherstellung, mehr zupackende Hände da gewesen. In den letzten Jahren sei ihr angesichts der deutlich gesunkenen Zahl der Schwestern und des Nachlassens der Kräfte immer mehr bewusst geworden, dass es so nicht weiter gehen könne. "Die Realität sieht leider dergestalt aus, dass keine jüngeren Schwestern eingetreten und auch keine in Aussicht sind."

Im Karmel in Auderath leben nur noch sechs Schwestern

In Auderath hat man mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie in Rödelmaier. Hier sind nur noch sechs Schwestern beheimatet.

Für die Rhöner Karmelitinnen wird sich dort manches ändern. Anders als in Rödelmaier liegt das Kloster in Auderath nicht mitten im Ort, sondern abseits. Damit ist der unmittelbare Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern nicht so gegeben wie in Rhön-Grabfeld. "Das werde ich vermissen", bedauert Schwester Teresa Benedicta.

Gerade die Integration der Schwestern in das gesellschaftliche Leben von Rödelmaier, die durch die zentrale Lage des Konvents und die benachbarte Gemeindekirche begünstigt wurde, hätten ihr sehr gut gefallen. "Das ist die Form, die mir zusagt", betont die 70-Jährige, die 2009 ins Kloster eingetreten ist.

Die Schwestern in Auderath besuchen auch nicht die Gottesdienste in der Gemeindekirche. Für die Heiligen Messen steht ihnen in der eigenen Kirche ein Priester zur Verfügung. 

Schwester Teresa Benedicta bekennt offen, dass sie bei der Abstimmung der Schwestern über deren Zukunft Vorbehalte gegen Auderath geäußert habe. Bedenken habe sie insbesondere wegen der abgeschiedenen Lage des Karmels in der Eifel. Aber sie trage die Entscheidung mit. Außerdem: "Es gibt wenig Alternativen."

Die Kerzenproduktion soll in Auderath weitergeführt werden

Wie sieht es mit der Hostienbäckerei und der Kerzenproduktion aus? Die Hostienbäckerei haben die Schwestern bereits an Ostern aufgegeben. Die Kerzenproduktion soll hingegen in Auderath weitergeführt werden. Die Schwestern müssen jedoch bei null anfangen. "Wir werden schauen, wie es sich entwickelt", so Schwester Ancilla.

Im Karmel in der Eifel gibt es im Gegensatz zu Rödelmaier keinen Nutzgarten. Der Boden dort sei sehr karg, erklärt die 67-Jährige weiter. Dafür sei in dem neuen Zuhause ein großer Park vorhanden. Die dortigen Wege seien geteert, was vor allem den Rollstuhlfahrerinnen entgegenkomme. 

Regelmäßig besuchen die Karmelitinnen auch die Gemeindekirche von Rödelmaier. Das wird die ein oder andere Schwester vermissen. Das Foto zeigt (von links): Schwester Katharina, Schwester Ancilla und Schwester Teresa Benedicta.
Foto: Sigrid Brunner | Regelmäßig besuchen die Karmelitinnen auch die Gemeindekirche von Rödelmaier. Das wird die ein oder andere Schwester vermissen.

Mittlerweile treffen sich die Schwestern aus Rödelmaier und Auderath jeden Monat, um sich besser kennenzulernen. "Grundsätzlich stimmt die Chemie. Es müssen jedoch noch Feinheiten abgestimmt werden", meint Schwester Ancilla. Wie in einer Familie, so müssten auch in diesem Fall Kompromisse gefunden werden, ergänzt Schwester Katharina. "Jeder hat seine Prägung", sagt auch Schwester Teresa Benedicta. 

Die Fusion der beiden Klöster wird von einer Moderatorin begleitet

Die Fusion der beiden Klöster wird begleitet. Eine Franziskanerin moderiert die Treffen und Gespräche und wird auch noch nach dem Umzug zur Verfügung stehen. "Das ist wichtig und sehr hilfreich", betont Schwester Ancilla. "Sie vermittelt und unterstützt dabei, Mittelwege zu finden."

Für eine Übergangszeit wird es in Auderath eine Doppelspitze mit den zwei aktuellen Priorinnen geben. Dann entscheidet eine Wahl über die Leitung des Klosters. Bei dem Zusammenschluss handele es sich um eine "Fusion auf Augenhöhe", stellt Schwester Katharina heraus. "Wir gehen nicht in dem Kloster auf, sondern es wird neu konstituiert, mit einem neuen Namen." Beide Seiten müssten loslassen und sich finden. Um für alle die gleiche Ausgangssituation zu schaffen, würden die Auderather Schwestern beispielsweise ihre angestammten Zellen verlassen. "Sie geben auch viel auf", so Schwester Katharina. 

Abschiedsgottesdienst mit Bischof Franz Jung am 24. November

Am Sonntag, 24. November, findet in Rödelmaier der Abschiedsgottesdienst mit Bischof Franz Jung statt. "In der darauf folgenden Woche werden wir abreisen und den Advent gemeinsam beginnen", kündigt Schwester Ancilla an. "Bis dahin werden wir räumen, räumen, räumen." Alle Schränke seien voll, sagt Schwester Teresa Benedicta. "Und die Zeit rast." Derzeit gehen die Karmelitinnen Zimmer für Zimmer und Schrank für Schrank durch, um zu sortieren und zu packen. "Für vieles wird jedoch die letzte Station der Container sein", bedauert Schwester Ancilla.

Wie es mit der Immobilie weitergeht, sei noch ungewiss. Ein Interessent sei da, so die Priorin, aber es sei noch nichts fest. "Wir wollen eine ordentliche Lösung", versichert sie.

Wie bereiten sich die Schwestern spirituell auf den Umzug vor? "Ich habe in der Bibel eine Stelle zum Thema 'Bleiben' gesucht, aber nur welche zum Thema 'Aufbruch' gefunden", antwortet Schwester Ancilla darauf. "Der Herr geht mit uns. Ich empfinde es als einen Ruf aufzubrechen." Wie beim Stammvater Abraham, den Gott laut Altem Testament aufgefordert hat, aus seinem Land, aus seiner Verwandtschaft und aus seinem Elternhaus auszuziehen. "Also, in Gottes Namen, brechen wir auf."

Und welche Botschaft möchten die Schwestern den Rödelmairer Bürgerinnen und Bürgern hinterlassen? "Der Glaube ist das Wichtigste. Dieser trägt überall", sagt Schwester Ancilla. "Wir bleiben über die Entfernung hinweg in Gott verbunden."

Dieser Artikel wurde korrigiert.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Rödelmaier
Sigrid Brunner
Bischöfe
Franz Jung
Klöster
Schwestern
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top