Im Jahr 2026 hätte der Karmel Regina Pacis in Rödelmaier sein 100-jähriges Bestehen feiern können. Doch dazu wird es nicht mehr kommen. Das traditionsreiche Kloster wird zuvor seine Pforten schließen. Das bestätigte Priorin Sr. Ancilla Bulowski auf Nachfrage dieser Redaktion.
"Es tut uns sehr leid, aber es geht nicht mehr", erklärt die Priorin. Acht Schwestern leben derzeit noch in dem Kloster. Gemeinschaftlich habe man entschieden, den Karmel in Rödelmaier aufzulösen. Aus Altersgründen, wie sie ausführt. Von den acht Schwestern seien vier über 80 Jahre alt. Die älteste Karmelitin sei 90 und die jüngste 56 Jahre.
Fusion mit dem Karmel St. Josef in Auderath in der Eifel
Man werde mit einem anderen Karmel fusionieren, und zwar mit St. Josef in Auderath in der Eifel. Der dortige Karmel habe mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie jener in Rödelmaier. Es sei ebenfalls ein kleines Kloster mit sechs Schwestern. Man habe sich bereits kennengelernt. "Wir passen gut zusammen", meint Sr. Ancilla Bulowski. Insofern würden die Rödelmairer Schwestern in die Eifel ziehen. Das sei jedoch allen Frauen freigestellt. "Die Schwestern können selbst entscheiden, wo sie in Zukunft leben möchten."
Viel Konkretes könne sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, teilt die Priorin mit. Doch schon lange hätten sie und die Mitschwestern sich Gedanken über die Zukunft gemacht. "Das Thema ist seit Jahren auf dem Tisch. Nun ist es an der Zeit, hier aufzuhören."
Sr. Ancilla Bulowski selbst lebt bereits seit 45 Jahren im Karmel in Rödelmaier. "Der Schritt fällt sehr schwer." Man sei in die Gemeinde eingebunden und das Kloster präge das Dorfbild. "Ich habe seit Bekanntwerden unserer Entscheidung schon Tränen gesehen."
Die Karmelitinnen versorgen sich im Wesentlichen selbst
Der Abschied tue sehr weh, aber man müsse vernünftig handeln, erklärt die Priorin. "Wir können nicht warten, bis es nicht mehr geht." Die Karmelitinnen versorgen sich im Wesentlichen selbst.
Die Haus- und Gartenarbeit strenge immer mehr an. Darüber hinaus wird der Lebensunterhalt der Schwestern mit der Herstellung und dem Verkauf von Hostien und Kerzen verdient. In der kleinen Manufaktur werden Kerzen kunstvoll mit individuellen Motiven verziert. Die Kerzen aus Rödelmaier sind über den Landkreis hinaus bekannt und werden gerne bei besonderen Ereignissen wie Taufen, Hochzeiten oder Jubiläen, aber auch bei Trauerfällen aufgestellt.
Die in Rödelmaier anfallenden Arbeiten werden immer beschwerlicher
Mit dem steigenden Alter der Schwestern würden diese Arbeiten immer beschwerlicher, führt Sr. Ancilla Bulowski aus. "Die Kräfte nehmen ab." Sie versichert jedoch, dass bis einschließlich Ostern die Hostienbäckerei aufrechterhalten wird.
Über den zeitlichen Rahmen, wann die Schwestern Rödelmaier verlassen, könne sie noch nicht viel sagen. Sie geht von einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren aus. Auch was mit dem Gebäude passieren soll, sei noch unklar. "Das ist eine große Frage", so die Priorin. Das Anwesen gehört keiner übergeordneten Institution, sondern der Rödelmairer Schwestern-Gemeinschaft selbst. "Jeder Karmel ist autonom", erläutert Sr. Ancilla Bulowski.
"Es ist sehr schön hier", bedauert sie den bevorstehenden Wegzug. Sie und ihre Mitschwestern würden Rödelmaier und die Bewohnerinnen und Bewohner sicher sehr vermissen, meint sie.
Bürgermeister Michael Pöhnlein: "Es war ein Schock für mich"
Auch Bürgermeister Michael Pöhnlein ist traurig über die Nachricht, dass die Karmelitinnen Rödelmaier verlassen werden. Er habe sich bereits auf das 100. Jubiläum des Karmels gefreut. Das Kloster sei immer ein Teil der Gemeinde gewesen. "Es war ein Schock für mich, als ich von dem Entschluss der Schwestern gehört habe."
Sein Wunsch sei, dass man sich Anfang nächsten Jahres zusammensetzt, um zu besprechen, wie es mit dem Anwesen weiter gehen könnte. Noch habe er diesbezüglich keine Vorstellungen oder gar Pläne. "Man muss schauen, was sich machen lässt."
Die Schwestern seien in Rödelmaier sehr integriert, allein schon durch die Gottesdienste und Andachten, die allen Bürgerinnen und Bürgern offen stehen. "Sie leben nicht zurückgezogen, sondern beteiligen sich am Dorfgeschehen", so der Bürgermeister. Und nicht zuletzt - das sei vielen Gläubigen hier wichtig - beziehen sie gerade Menschen in Not in ihre Gebete mit ein. Das werde man sehr vermissen.